Tankmischungen

Pflanzenbau aktuell

Neben den eigentlichen Wirkstoffen sind in den Pflanzenschutzmitteln noch Formulierungsstoffe enthalten, die sowohl die Wirkung als auch die Löslichkeit des Produktes beeinflussen. Die nachfolgende Tabelle enthält die einzelnen Formulierungstypen:

Formulierungstyp von Pflanzenschutzmitteln
CS Kapselsuspension
DC dispergierbares Konzentrat
DS Saatgutpuder oder Trockenbeize
EC emulgierbares Konzentrat
EW Emulsion, Öl in Wasser
FG Feingranulat (300 – 2.500 μm)
FS Suspensionskonzentrat zur Saatgutbehandlung
LS Feuchtbeize
ME Mikroemulsion
MG Mikrogranulat (100 – 600 μm)
OD Öldispersion
PR Pflanzenstäbchen
SC Suspensionskonzentrat
SE Suspoemulsion
SG wasserlösliches Granulat
SL wasserlösliches Konzentrat
SP wasserlösliches Pulver
SX stranggepreßte Granulierung
VP verdampfende Wirkstoffe enthaltendes Produkt
WG wasserdispergierbares Granulat
WP wasserdispergierbares Pulver
WS Schlämmpulver oder Schlämmbeize

Generell sollten nur Tankmischungen eingesetzt werden, die von den Herstellern ausdrücklich empfohlen werden.

Die Formulierung der Pflanzenschutzmittel finden Sie nur auf dem Etikett. Leider sind sie nicht auf der Internetseite der zugelassenen Produkte (https://saturn.etat.lu/tapes) ersichtlich, außer die Formulierung gehört zum Handelsnamen vom Produkt (z.B. Cameo SX, Aurora oder Aurora 40 WG). Die Landwirtschaftskammer weist ebenfalls in den Spektrumtabellen der Herbizide die Formulierung aus. Die Tabellen können Sie gerne telefonisch oder auch per Mail bei uns anfragen (Tel.: 31 38 76 – 39; Mail: gilles.parisot@lwk.lu).

Bestimmte Faktoren, wie z.B. niedrige Temperatur, kalkhaltiges Wasser, niedriger pH-Wert der Spritzbrühe, können zu Mischbarkeitsproblemen führen und/oder haben Einfluß auf die Wirksamkeit der Tankmischungen. Es kann ratsam sein, die physikalische Mischbarkeit zuerst in einem kleinen und durchsichtigen Behälter (z.B. Meßbecher) zu überprüfen.

Bei der Herstellung von Tankmischungen ist auf eine genaue Reihenfolge bei der Zugabe der einzelnen Komponenten zu achten (siehe unten). Das erste Produkt sollte bei halbvoller Spritze und eingeschaltetem Rührwerk zugegeben werden. Vor der Zugabe des nächsten Produktes sollte sich das vorherige Produkt jeweils vollständig aufgelöst haben. Bei eventuellen Ausfällungen (z.B. bei der Zugabe von EC-Formulierungen, Öl, Flüssigdünger oder Spurenelementen), sollte ein (nicht ionisches) Netzmittel (z.B. Trend 90) und möglichst viel Wasser zugegeben werden. Um ein Entmischen zu verhindern, sollten die Tankmischungen sofort nach der Herstellung ausgebracht werden.

Reihenfolge bei der Herstellung von Tankmischungen:

Wegen der unterschiedlich ausgeprägten Löslichkeit der einzelnen Komponenten, empfiehlt sich das Mischen in folgender Reihenfolge:

  1. WG & SX – Produkte von geringer Aufwandmenge (< 100 g/ha)
  2. Wasserlösliche Folienbeutel
  3. WG- und WP-Formulierungen (z.B.: Atlantis)
  4. Zusatzstoffe / Netzmittel die zu dem WG/WP-Produkt aus Punkt 3 passen. (z.B.: Actirob B)
  5. SC-Formulierungen (z.B.: Primus)
  6. SE-Formulierungen (z.B.: Kart)
  7. EW- und EC-Formulierungen, Öle (z.B.: Axial in Wi’gerste, also Primus vor Axial einfüllen)
  8. SL-Formulierungen z.B.: Basagran DP-P (in So’getreide, also Bingo vor Basagran einfüllen)

Mischungen von CS-Formulierungen mit SL- oder EC-Formulierungen sollten wegen möglicher Löslichkeitsprobleme unterlassen werden.

Haftmittel / Haftöle in Tankmischungen mit Pflanzenschutzmitteln

Die Aufwandmengen von Pflanzenschutzmittel werden von den Herstellern in der Regel so festgelegt, daß, abgesehen von außergewöhnlichen Witterungsbedingungen, eine verläßliche Wirkung garantiert ist. Unter kritischen Anwendungsbedingungen (Wetter, großes Problemunkraut) können Haftöle in Tankmischungen helfen, die Wirkungssicherheit der Mittel zu erhalten, respektiv zu verbessern.

Haftöle besitzen keine eigene Wirkung. Sie beeinflussen die Wirkung der ihnen zugemischten Pflanzenschutzmittel und erhöhen unter verschiedenen Witterungsbedingungen das Risiko von Verätzungen an der Kultur. Bei der Auswahl eines falschen Haftmittels, wird das Eindringen der Wirkstoffe in das zu bekämpfende Unkraut erschwert. Um dies zu vermeiden, sind einige Hersteller dazu übergegangen, einen bestimmten Formulierungshilfsstoff für ihr Mittel zu empfehlen (Beispiel: Atlantis WG + Actirob B; Monitor + Moniplus). Bedauerlich ist es, wenn die Zulassungen dieser empfohlenen Additiven nicht mit der Zulassung des Herbizides Hand in Hand gehen. In diesen Fällen wäre das Anbieten und Zulassen eines Packs sinnvoll (z.B. Focus Plus + Dash).

Ein anderes Beispiel ist die Anwendung eines Haftöls zur Blattlausbekämpfung in den Pflanzkartoffeln. Das Haftöl selbst besitzt keine Wirkung, erschwert aber den Blattläusen das Leben derart, daß diese durch die Ölschicht die Kartoffelstaude nur sehr erschwert anstechen können, allerdings beeinträchtigt das Haftöl auch die Atmung der Pflanze, was aber hier eine untergeordnete Rolle spielt (z.B. Vazyl).

Es gibt eine Vielzahl von Ölen, die alle eine eigene Zulassung brauchen und somit muß ihre Anwendung genau wie die des „eigentlichen“ Pflanzschutzmittels dokumentiert werden.

Die chemische Zusammensetzung der Zusätze ist sehr unterschiedlich. Allein von der Beschaffenheit vom Haftöl kann man aber nicht auf die bessere oder veränderte Wirkung des zugemischten Herbizides schließen. Es ist aber wichtig zu wissen, auf welche Weise man die Wirkung des zugemischten Herbizides beeinflussen will.

  • Netzmittel verbessern die Benetzung der Blattoberfläche,
  • Penetrationsmittel erleichtern die Aufnahme der Pflanzenschutzmittel in die Pflanze,
  • Haftmittel verbessern die Haftung des Pflanzenschutzmittels auf der Blattoberfläche.

Die Netzmittelwirkung ist bereits optisch gut sichtbar. Die Spritztropfen zerfließen besser und vergrößern so die Kontaktfläche des Spritztropfens mit dem Unkrautblatt.

Penetrationsmittel werden zum Teil von der Wachsschicht des Blattes aufgenommen und beschleunigen so die Aufnahme des Wirkstoffes aus dem Herbizid.

Haftmittel verhindern in der Regel ein zu schnelles Abkullern der Spritzbrühe respektiv bewirken, daß die Wirkstoffe über einen längeren Zeitraum vom Blatt aufgenommen werden können. Es kann so z.B. zu einer besseren Regenfestigkeit kommen.

Die bei uns zur Verfügung stehenden Haftöle & Netzmittel finden Sie in untenstehender Tabelle:

Haftmittel / Formulierungshilfsstoffe (FHS) / Haftöle 2012

 

 

 

 

Produkt

ACTIROB B

DASH

TOP OIL S

TRADER PRO

TREND 90

VAZYL

Wirkstoff

Rapsöl, Methylester 812 g/l

Ölsäure 5%

Phosphat Ester von polyoxyalkylierten Fettalkoholen 22,5%

Methylester von Fettsäuren 37,5%

Paraffinöl 800 g / l

Magnesium Sulfat 104 g/l

Isodecyl Alkohol Ethoxylat 90%

Paraffinöl (CAS 8042-47-5) Vazyl hat eine Zulassung zur Blattlausbekämpfung

Formulierung

EC

EC

EC

SL

SL

EC

Giftklasse

C

B

C

C

B

C

zugelassen in den Kulturen:
Mais

2 l / ha

2 l / ha

3 l / ha

0,1 l / hl

Raps

2 l / ha

0,1 l / hl

Getreide

1 l / ha

0,1 l / hl

Rüben

2 l / ha

2 l / ha

0,3 – 0,5 l / ha

(2-Blatt-Stadium)

max. 4 Überfahrten

Pflanzkartoffeln

0,1 l / hl

max. 12 l/ha

ab BBCH 09

alle 6 – 8 Tage

Speisekartoffeln

0,1 l / hl

Abstandsauflagen

5 m

5 m

10 m

Unabhängig von der Beschaffenheit eines Zusatzstoffes wird der pH-Wert der Spritzbrühe und/oder die Beschaffenheit der Spritztropfen beeinflußt. Der pH-Wert spielt bei der Wirkung der Pflanzenschutzmittel eine Rolle, die Größe der Tropfen bewirkt, daß weniger Wirkstoff verweht wird (abdriftet) und, daß die Blattoberfläche besser benetzt wird.

Bei Pflanzenschutzmitteln mit einer OD-Formulierung (z.B. Biscaya 240 OD, Hussar ultra, Samson Extra 60 OD) ist bereits ein Formulierungshilfsstoff im Produkt eingemischt. Bei längerem Lagern setzt sich das „Öl“ im Produkt oft ab und ist durch leichtes Wälzen und Drehen der Flasche ohne Problem wieder zu mischen.

Wann sollte man ein Haftmittel zu einem Herbizid mischen?

So komisch es klingt, aber die Wirkung eines Haftmittels ist umso besser, je schlechter die Anwendungsbedingungen sind (Trockenheit, Kälte, zu früh Niederschlag, minimale Aufwandmengen).

Ein Additiv sollte auch zugemischt werden, wenn man Unkräuter bekämpfen will, die sich schlecht benetzen lassen. So besitzen z.B. Trespen etliche Härchen auf der Blattoberfläche, die das Aufnehmen eines Wirkstoffes verhindern. Ungräser im allgemeinen haben schmale Blattoberflächen, daher gilt es, so viel Blattfläche wie möglich mit Produkt zu benetzen.

Haftmittel, respektiv Zusatzstoffe können keine Wirkstoffaufwandmenge ersetzen. Sie ermöglichen allenfalls, daß Grenzaufwandmengen noch unter nicht optimalen Bedingungen vernünftige Resultate erzielen.

Wann sollte man ein Haftmittel zu einem Fungizid mischen?

Nach dem aktuellen Wissensstand kann man es wagen, diese Frage mit „Nie“ zu beantworten. Dies aus einem speziellen Grund, die Hersteller wählen zurzeit die optimalen Formulierungshilfsstoffe aus, um sie in die Fungizide zu mischen. Bei Fungiziden kommt es noch mehr als bei den Herbiziden darauf an, daß der pH-Wert der Spritzbrühe optimal und die Benetzung der Blattoberfläche so exakt wie möglich ist. Die Wirkung der Fungizide spielt sich ausschließlich auf der Blattoberfläche ab.

Blattdünger sollten getrennt ausgebracht werden. Sie bewirken oft, daß sich die Blattporen öffnen, um die Spurenelemente und Nährstoffe in die Pflanze zu lassen. Zusammen mit einem Haftöl könnte es zu einem ungewollten Schaden kommen. Das Risiko von Verätzungen steigt mit der Anzahl der Mischpartner und der angewandten Wirkstoffe. Sie sollten sich bewußt sein, daß Sie Blattdünger immer auf eigenes Risiko zumischen.

 Die Pflanzenbauberatung der Landwirtschaftskammer