Pflanzenbau aktuell

Stickstoffdüngung & Stickstoffdünger

Ziel der Stickstoffdüngung ist es, möglichst genau die Differenz zwischen dem Bedarf der Pflanze (Ertragserwartung) und dem N-Angebot aus dem Boden auszugleichen. Weit mehr als bei den anderen Nährstoffen bewirkt ein Zuviel und ein „nicht-genug“ an Stickstoff Mindererträge und Qualitätseinbußen.

Es gehört zur guten fachlichen Praxis bei Getreide, den Stickstoff auf zwei Gaben (Bestockungs- und Schossergabe) zu verteilen. Qualitätsweizen bekommt natürlich zu einem späteren Termin eine N-Qualitätsgabe.

Die Kulturpflanzen benötigen Stickstoff in verhältnismäßig großen Mengen. Stickstoff hat großen Einfluß auf Ertrag, Qualität und Umwelt. Es kommt deshalb sowohl auf die richtige Mengenbemessung und die zeitlich richtige Verteilung als auch auf die passende Düngerform an.

Ein Pflanzenbestand deckt seinen Stickstoffbedarf im wesentlichen

  • aus dem zu Vegetationsbeginn in der Wurzelzone vorhandenen mineralischen Stickstoff (Nmin),
  • aus dem während der Vegetationsperiode durch Abbau organischer Stoffe (Humus) freiwerdenden Stickstoff und
  • aus dem mit Düngemitteln zugeführten Stickstoff.

Leguminosen nutzen außerdem den durch Knöllchenbakterien gebundenen Luftstickstoff.

Die handelsüblichen Düngerformen sind:

  • SSA (schwefelsaures Ammoniak). Eine weitere Handelsbezeichnung ist „Granammon“.
  • SSA wirkt langsamer als ASS (Ammonsulfatsalpeter), enthält aber 24% S. Der Stickstoff im SSA besteht zu vollem Anteil aus Ammoniumstickstoff (langsam wirkende 21% N).
  • ASS (Ammonsulfatsalpeter enthält 13% S). Der Stickstoff im ASS setzt sich zusammen aus 19% Ammoniumstickstoff & 7% Nitratstickstoff. (ein ähnlicher Dünger ist „Secostar 26-21“. Dieser enthält allerdings 18,5% Ammoniumstickstoff, 7,5% Nitratstickstoff und 8,4% S)
  • AHL (Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung) besteht aus 15% Amidstickstoff, 8% Ammoniumstickstoff & 7% schnell wirkendem Nitratstickstoff. AHL enthält keinen Schwefel.
  • ATS (Ammoniumthiosulfat) enthält 12% Ammonium und 26% S.
  • Kalkammonsalpeter (KAS) besteht aus 13,5% Ammoniumstickstoff und 13,5% Nitratstickstoff und ist somit der schnellwirkenste N-Dünger.

NO3 (Nitrat) wird im Boden nicht gebunden und kann dadurch ausgewaschen werden, gelangt daher aber schnell zu den Pflanzenwurzeln. NH4 (Ammonium) kann von den Pflanzen nach einer Umwandlung zu Nitrat in größerem Umfang aufgenommen werden. Durch seine feste Bindung an den Boden kann Ammonium nicht ausgewaschen werden. Amidstickstoff (Harnstoff) kann, flüssig ausgebracht, in gewissem Maß über die Blätter aufgenommen werden. Harnstoff kann nicht ausgewaschen werden und wird je nach Temperatur mehr oder weniger schnell zuerst in NH4 und dann in Nitrat umgewandelt.

Die Wintergetreidebestände sollten – sobald die Schläge befahrbar werden – angedüngt werden (Bestockungsgabe nicht zum Ende der Bestockung). In der Regel beginnt die Schoßphase im Süden des Landes beim Winterweizen Anfang April.

Wintergerste, die in der zweiten Septemberdekade ausgesät wurde, ausreichend Nebentriebe gebildet hat und jetzt leicht vergilbt auf dem Acker steht, sollte mit 30-40 N/ha angedüngt werden. Dies entspricht 100-150 kg/ha KAS oder ASS. Es macht keinen Sinn, zuviele Nebentriebe, die sich durch die eventuell leicht zu frühe Saat gebildet haben, mit aufzuziehen. Schwächer entwickelte Gerstenbestände können mit 200-250 kg KAS/ha angedüngt werden. Die Niederschlagsmenge im späten Frühjahr muß für alle Triebe reichen.

Normal entwickelte Triticale sollte in der Bestockungsphase mit 60-70 kg/ha N angedüngt werden. Das entspricht 220 – 260 kg KAS.

Winterroggen sollte in der ersten Hälfte Oktober mit 70-90 kg Saatgut eingesät worden sein. Der Bestand wird in der Bestockung mit etwa 50 kg/ha N (ca. 2 dt/ha KAS) angedüngt.

Ein normal entwickelter Winterweizen-Bestand (2 – 3 Triebe) sollte mit 65 kg/ha N angedüngt werden (240 kg/ha KAS). Ein spät eingesäter Winterweizen mit momentan höchstens einem Nebentrieb sollte mit 85 kg/ha N (300 kg/ha KAS) angedüngt werden. Ein stark entwickelter Bestand (> 4 – 5 Triebe) ist schwieriger zu steuern und bekommt jetzt als Startgabe etwa 170 kg/ha KAS 27% N (45 kg/ha N).

Mit der Andüngung wird/wurde die Dichte des Bestandes geregelt; man motiviert die Pflanzen, Triebe zu entwickeln oder aber auch Triebe zurückzubilden.

Ende März bis Anfang April beginnt in der Regel die Schoßphase vom Wintergetreide. Als Schossergabe sollten die Bestände, egal wie und wie hoch sie angedüngt wurden, in etwa 80 kg N erhalten. Mit dieser Düngergabe ernährt man die Triebe, die man mit der Startgabe herangezogen hat.

Mit der Wuchsregulierung verstärkt oder kürzt man am Anfang oder während der Schoßphase (also etwa Anfang April) die gebildeten Halme. Eine chemische Wuchsregulierung ist nicht abhängig von der N-Gabe in der Bestockungsphase (Startgabe).

Die Pflanzenbauberatung der Landwirtschaftskammer