Vereinigte Hagel in Luxemburg

Bezirksverein Luxemburg hält seine erste Generalversammlung ab

Nach dem Aufruf zur Gründung eines Bezirksvereins Luxemburg der Vereinigten Hagel im März dieses Jahres folgte am 28. Dezember die erste Generalversammlung des neuen Vereins, die in der Festscheune A Guddesch in Beringen/Mersch stattfand.

Spezialversicherer mit europäischer Marktführerschaft

Der Vorstandsvorsitzende der Vereinigten Hagel, Dr. Rainer Langner, kam kurz auf die Historie und die heutige Konzernstruktur der Vereinigten Hagel zu sprechen, die auf eine mehr als 180jährige Tradition als Spezialversicherer zurückblicken kann und als solcher heute Marktführer in Europa ist. Die Vereinigte Hagel ging 1993 aus der bereits 1824 gegründeten Leipziger Hagelversicherung und der Norddeutschen Hagel hervor. 100%ige Töchter der Vereinigten Hagel sind die heute noch rechtlich selbständige Kölnische Hagel sowie die Agro EDV Rechenzentrum GmbH. Daneben gibt es die Niederlassung VH Italia in Verona und eine Beteiligung an der Concordia Polska. Die Vereinigte Hagel ist des weiteren in den Benelux-Ländern, Dänemark und Litauen als Spezialversicherer aktiv, wobei das Geschäft in Belgien jetzt erst starten kann.

Dr. Langner wies auf den Gegenseitigkeitsgedanken des genossenschaftlich organisierten Versicherungsvereins hin, der nicht gewinnorientiert ist. Die Mitglieder sind gleichzeitig Eigentümer und Versicherte und als Eigentümer tragen sie sich gegenseitig nach dem Motto Alle für einen, einer für alle. Der Vorstandsvorsitzende wies diesbezüglich auf zwei Vorteile gegenüber Kapitalgesellschaften hin, nämlich die Selbständigkeit und die Unabhängigkeit der Versicherung und ihrer Mitglieder. Des weiteren betonte er die starke vereinsmäßige Verbundenheit der Mitglieder sowie den sehr stark ehrenamtlichen Charakter innerhalb der Vereinigten Hagel. „Es kommen viele Ideen aus der Praxis heraus. Ich glaube, das macht auch die Stärke eines solchen Unternehmens aus“, versicherte Dr. Langner. Als weitere Aspekte nannte er die gemeinsame verhältnismäßige Risikotragung sowie die Nachschußpflicht durch die Mitglieder. Letztere sei bislang nur einmal zur Anwendung gekommen. Diesbezüglich machte der Vorstandsvorsitzende im folgenden deutlich, daß durch das Wachstum der Versicherung im Ausland eine viel bessere Risikostreuung erreicht wurde, somit die großen jährlichen Schwankungen bei der Schadensquote allein schon durch die geographische Variabilität wesentlich besser als früher aufgefangen werden können. Mittlerweile sind inclusive Italien und Litauen 6,5-7 Mio. ha versichert. Durch die Produktausdehnung, verbunden mit wachsender Haftung, ist die Beitragsentwicklung sehr stark nach oben gegangen und beträgt fast 150 Mio. Euro. Der Vorstandsvorsitzende machte auf die schlanken Strukturen in der Vereinigten Hagel aufmerksam, die es erlauben, die Kostenquote der Versicherung mit knapp 15% niedrig zu halten.

Dr. Langner zeigte für das Beispiel Luxemburg auf, wie groß die Schwankungen bei der Schadensquote allein hierzulande waren (30% bis 600%). Es wurde für Luxemburg also bis zum sechsfachen der Prämien zur Schadensbehebung ausbezahlt. Dieses Jahr ergaben sich für Luxemburg 75,5%, während in Litauen nur 23,5% herauskamen. Insgesamt kam die Gruppe auf einen Durchschnitt von 63%, so daß Rücklagen gebildet werden konnten (Unterschadensjahr). Dr. Langner zeigte auf, daß sich in den letzten zehn Jahren Überschadens- und Unterschadensjahre die Waage hielten, daß aber aufgrund der besseren Risikostreuung die Spitzen flacher, damit gleichzeitig auch die Rückversicherungsquoten günstiger werden. Die derzeit 1.300 Sachverständigen haben 2012 knapp 13.000 Einsatztage gehabt.

Der Vorstandsvorsitzende zeigte anschließend die Struktur der beschlußfähigen Organe anhand einer Pyramide auf: in 63 Bezirksvereinen sind die mehr als 100.000 Mitglieder organisiert. Diese sind in der jährlichen Mitgliederhauptversammlung über ihre Vorsitzenden vertreten. Darüber stehen als ständige Organe der Aufsichtsrat und der Vorstand.

Luxemburg wird von Alzey aus betreut

Als nachfolgender Redner kam Dr. Heinzbert Hurtmanns, Bezirksdirektor in Alzey, auf das Geschäftsergebnis seines Bezirks zu sprechen. Der Redner erläuterte zunächst, daß von Alzey aus Rheinland-Pfalz, Südhessen, das Saarland und Luxemburg betreut werden. Die Alzeyer Bezirksdirektion ist für die Vertragsbetreuung und Schadenbearbeitung zuständig. Acht Außendienstmitarbeiter der Bezirksdirektion betreuen insgesamt 7.004 Betriebe, wovon sich 1.184 in Luxemburg befinden. Die Mitglieder sind in nunmehr sechs Bezirksvereinen organisiert.

Dr. Hurtmanns führte aus, daß man mittlerweile 231.146 ha versicherte Fläche betreut. Bei der Versicherungssumme wurde gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 3,9% erzielt, bei den Prämien ein Plus von 5,8%. Binnen zehn Jahren wurde quasi eine Verdopplung der Prämien realisiert. Die Schadensquote lag 2012 insgesamt nur bei 30%, also im Durchschnitt deutlich niedriger als in Luxemburg. Dr. Hurtmanns fand lobende Worte für das Schadensschätzerteam: „Wir sind stolz, daß wir das Luxemburger Expertenteam haben.“

Aufwärtstrend auch in Luxemburg

Die besagten 75,5% für Luxemburg sind noch niedrig im Vergleich zu einem verhagelten Jahr, wie der Mandataire général für Luxemburg, Toni Esch, im folgenden ausführte. Im Jahr 2000 mit seinen verbreiteten Hagelschäden wurde die bislang höchste Schadensquote von 600% registriert, damals noch mit einer fast reinen Hagelversicherung – sieht man von der 1999 eingeführten Frostschaden-Versicherung im Weinbau ab. Kooperiert wurde seit 1999 mit Le Foyer, ab 2001 auch mit La Luxembourgeoise.

2004 wurde die Mehrgefahrenversicherung für den Ackerbau eingeführt, die ein Jahr später noch einmal überarbeitet wurde. Im vergangenen Jahr dann wurde im Zuge einer europaweiten Harmonisierung aus der früheren MGV die stärker ausdifferenzierte Secufarm mit fünf verschiedenen „Packages“, die in unterschiedlichem Maße Risiken abdecken und ein individuelles, kulturartenspezifisches und somit angepaßtes Risikomanagement im Acker- und Weinbau erlauben.

Toni Esch kam dann auf die Geschäftsentwicklung im Großherzogtum zu sprechen. Binnen zehn Jahren (2003-12) wurde die versicherte Fläche von 20.800 ha auf 31.200 ha gesteigert. Die Prämien wurden in diesem Zeitraum nahezu verdoppelt. Das Jahr 2012 hat einen deutlichen Zuwachs bei den Prämien von 11,8% (auf 2,23 Mio. Euro) bei einer nur geringen Flächensteigerung von knapp 0,8% gebracht, was Toni Esch auf eine Kombination von zwei Effekten erklärte: zum einen die Abschwächung des Geschäfts im Kulturjahr 2009/10 und zum anderen die Einführung von Secufarm im Herbst 2011, die einen deutlichen Aufschwung bei der Mehrgefahrenversicherung bedeutete, weswegen hierzulande inzwischen auf fast 30% der versicherten Fläche zusätzliche Risiken abgedeckt werden. Mittlerweile entfallen 60% der Prämien auf den Ackerbau, während vor zehn Jahren noch der Weinbau das Gros ausmachte. Besonders stark war die Steigerung im Segment Getreide/Hülsenfrühte, wo 2012 rund zweieinhalbfach mehr zusammenkam als im Vorjahr. Die Versicherungssumme wurde 2012 um 4,9% auf 75,2 Mio. Euro gesteigert.

Toni Esch ließ dann die Schadenssaison 2012 Revue passieren. Er zeigte Bilder von den Spätfrostschäden in Wein und Getreide sowie Verschlämmungs-, Sturm- und Frühfrostschäden im Mais. Hinzu kamen Schäden von einem Hagelzug an der Mosel. Von den 1,6 Mio. Euro, die an Versicherte in Luxemburg geflossen sind, entfielen allein 1,25 Mio. Euro auf Wein.

Wahlen zum Vorsitz

Als nächstes standen die Wahlen für den Vorsitz des neuen Bezirksverein auf der Tagesordnung. Die Wahlkommission schlug Nico Eischen aus Oberwampach für den Vorsitz vor. Er wurde mit nur einer Enthaltung zum neuen Vorsitzenden gewählt. Zum Stellvertreter wurde Tom Schumacher aus Wormeldange gewählt. Des weiteren wurden die drei Delegierten für die Jahreshauptversammlung bestimmt. Dem Vorschlag, die beiden Vorsitzenden zum Delegierten bzw. ersten Stellvertreter zu machen, wurde von der Versammlung stattgegeben. Zum zweiten Stellvertreter wurde Guy Noesen aus Cruchten gewählt.

Die Sachverständigen für die Schadensschätzung wurden einstimmig gewählt: Dies sind Jean Berns aus Feulen, Guy Boentges aus Gruemmelscheid, Jos Flammang aus Kehlen, Ed Hansen aus Hellange, Pierre Hentzen aus Wellenstein, Jean-Pierre Kirsch aus Clemency, Marc Malget aus Hachiville, Pierre Neser aus Hamiville, Henri Reding aus Eschette, Ad Sprangers aus Weiler, Pierre Theisen aus Schuttrange und Pol Weckering aus Medernach.

Licht- und Schattenseiten des Klimawandels

Im Anschluß referierte ZDF-Wetterexperte Dr. Gunther Tiersch über den Klimawandel und seine potentiellen Auswirkungen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts. Mit seinem kurzweiligen Vortrag gab der deutsche „TV-Wetterfrosch“ so manche neue Anregung bezüglich der Wetterküche und was diese uns künftig an Extras bereithalten wird.

Dr. Tiersch holte zunächst ganz weit aus und zeigte anhand der Weltkarte, was die Wetterküche weltweit am laufen hält. Zwischen dem (laut bisherigen Messungen) heißesten Ort im Iran mit 70,7°C und dem kältesten in der Antarktis mit -89°C liegen potentiell immerhin ca. 160 Grad Unterschied. Für einen weltweiten Ausgleich des Klimas sorgen die Ozeane, denn das Klima ist stark abhängig von Meeresströmungen. Diese Strömungen, die in allen Weltmeeren stetig funktionieren, sorgen für den Transport kalten Wasser in Richtung warme Breiten und umgekehrt. Wir sind Profiteure des Golfstroms, der warmes Meerwasser bis nach Nordeuropa transportiert. Doch für tropische Wirbelstürme reicht die Wassertemperatur nach dem Transport auf die andere Seite des Atlantiks bei weitem nicht mehr aus. Hierfür sind mindestens 28°C erforderlich.

In der Troposphäre, bis in maximal 20 km Höhe, spielt sich unser Wetter ab. Dank des natürlichen Treibhauseffekts, der dafür sorgt, daß die Abstrahlung von Wärme ins All teilweise verhindert wird, haben wir auf der Erde anstatt durchschnittlichen minus 18°C (wie auf einem Planeten ohne Atmosphäre zu messen wäre) plus 15°C. Kohlendioxid, Wasserdampf und Methan sind die natürlichen Treibhausgase, die am stärksten wiegen. Hinzu kommen die menschengemachten Belastungen, die bezüglich Verbindungen großteils identisch mit den natürlichen Verbindungen sind. Dr. Tiersch bezifferte diesen Teil auf 33 Mrd. Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Spitzenreiter seien China und die USA. Er zeigte das krasse Beispiel China auf. 70% des Energiebedarf Chinas wird mit Kohle gedeckt, pro Woche kommen ein bis zwei neue Kohlekraftwerke hinzu. Hinzu kommen gigantische Mengen an Schwefel und Ruß aus Hausbrand und Kraftwerken ohne Filtertechnik.

Und sowohl die Klimagasemissionen als auch andere Gas- oder Partikelemissionen scheren sich nicht an nationalen Grenzen. Der Wetterexperte zeigte Aufnahmen der US-Weltraumbehörde NASA vom gesamten Planeten, wo man deutlich erkennen konnte, wie Saharasand nach Sandstürmen bis in die Karibik und europäische Schwefelemissionen bei der in unseren Breiten üblichen Westdrift bis weit nach Sibirien verfrachtet werden. Chinas gigantische Schwefelemissionen scheinen sich eher „im Kreise zu drehen“, bleiben dank der atmosphärischen Strömungen der Region dem Reich der Mitte deshalb großteils erhalten.

Binnen 50 Jahren ist der Kohlendioxidgehalt in der Atmospäre schon um mehr als 30% gestiegen. Die Durchschnittstemperatur auf der Erde hat seit 1900 um etwa 0,8°C zugenommen.

Klimaänderungen auf der Nordhalbkugel am stärksten

Dr. Tiersch kam im folgenden auf die gegenwärtigen Prognosen für den Klimawandel zu sprechen. Die Erwärmung wird demzufolge auf der Nordhalbkugel am stärksten sein. Aber auch auf der Nordhalbkugel sind die Unterschiede sehr groß. Bis über 10°C Erhöhung soll es in der Arktis geben, während bei uns in Zentraleuropa 3-4°C Erhöhung angenommen werden. Besonders bedenklich ist die Tatsache, daß der Permafrostboden in den Gebirgen und vor allem in den Weiten Sibiriens immer mehr auftaut. Dabei werden enorme Mengen an Methan frei, wobei Methan ein viel stärker wirkendes Klimagas ist als Kohlendioxid. Hinzu kommt der schlafende Riese Grönland mit seinem gigantischen Vorrat an Gletschereis. Wenn dieser Vorrat vollständig abtauen würde, wäre ein Anstieg des Meeresspiegels von acht Metern zu erwarten. Der ZDF-Wetterexperte merkte hierzu an, daß das Abtauen des grönländischen Gletschereises abseits der Küste beginnen wird, wenn die Durchschnittstemperatur dort um weitere 1,6°C ansteigt.

Als positiven Effekt der Erwärmung erwähnte der Redner die künftige Verkürzung des Seewege zwischen Atlantik und Pazifik via Nordwest- bzw. Nordostpassage. Letztere ist inzwischen im September offen und das Zeitfenster wird künftig deutlich weiter offen sein als heute.

Dr. Tiersch zeigte sich überzeugt, daß das im Sommer schmelzende Arktiseis einen weiteren direkten Effekt auf unser Wetter hat. Wegen der abnehmenden Temperaturdifferenz zur Arktis wird die Westströmung ab- und Nord- und Südströmungen zunehmen. Seit vier Jahren seien diese Alternativen häufiger zu beobachten.

Er nannte in diesem Kontext das Beispiel Sommer 2011: Während es im Nordwesten Europas monatelang kühl war, verzeichnete Rußland monatelange Hitze. „Diese Extreme werden häufiger“, konstatierte er.

Klimawandel in Luxemburg – Chancen und Risiken

Der Wetterexperte kam dann auf den Klimawandel in Mitteleuropa zu sprechen. Seit den 50er Jahren haben heiße Tage zugenommen und die Eistage (Maximum kleiner 0°C) abgenommen. Am Niederrhein sind im Durchschnitt inzwischen weniger als zehn Eistage pro Jahr zu erwarten. Frostschäden werden potentiell abnehmen.

In den nächsten 70 Jahren sind in Luxemburg und in der Mitte Deutschlands bei der Jahresdurchschnittstemperatur 3°C mehr zu erwarten, im äußersten Süden Deutschlands sogar 4°C mehr. Hitzetage (Maximum über 30°C) werden zunehmen – bei uns um 20 Tage pro Jahr –, ebenso tropische Nächte (Minimum größer 20°C), für die 15 Nächte pro Jahr veranschlagt werden. Die Sommer werden trockener und in 20 Jahren wird auch in Luxemburg die Dürregefahr steigen. Zum Thema Hitze zeigte der Referent ein Szenario für 2030 auf mit verdorrenden Feldfrüchten Anfang Juli. Die Zahl der Hitzeopfer wird zunehmen. Im heißen Sommer 2003 gab es bereits ein Plus von 15.000 Hitzetoten in Frankreich.

Im Winter sollen den Prognosen zufolge die Niederschläge in Luxemburg um 25-30% zunehmen, im Sommer um 30-40% abnehmen. Heftige Niederschläge werden häufiger sein. Während man heute bei 20 mm pro Stunde bzw. 100 mm pro Tag von sehr großen Regenmengen spricht, werden künftig 40-80 mm/h und über 200 mm/d möglich sein. Die Kanalisation ist nicht für solch große Wassermengen ausgelegt. Außerdem birgt der extreme Starkregen ein großes Wassererosionsrisiko auf den Feldern.

Auch bezüglich anderer Parameter wird sich das veränderte Klima auf die Pflanzenproduktion auswirken. Die Bearbeitung schwerer Böden wird schwieriger, der Bewässerungsbedarf im Ackerbau steigt. Neue Kulturen mit höherem Wärmebedarf können angebaut werden, der Weinbau kann weiter nach Norden vordringen. Die Vegetationszeit wird hierzulande bis 2060 um ca. 30 Tage steigen. Durch den steigenden Kohlendioxidgehalt wird die Photosynthese begünstigt; die Verdunstung sinkt potentiell, so daß die Böden zumindest theoretisch ihre Vorräte an Wasser strecken können. N-, Aminosäure- und Eiweißgehalt sinken in den Nutzpflanzen. Der Winterweizenertrag steigt den Prognosen zufolge um ein Sechstel.

Aber das veränderte Klima hat auch Auswirkungen auf Insektenpopulationen. So ist bei wärmebedürtigeren Arten wie dem Apfelwickler stets mit einer starken 2. Generation, beim Traubenwickler mit einer dritten Generation zu rechnen.

Auch die Viehwirtschaft wird die Folgen des Klimawandels spüren. Neue Seuchen werden die heimischen Viehbestände heimsuchen. Außerdem ist eine Klimatisierung der Ställe nötig. Auch für den Menschen drohen neue Gefahren. So könnte die Tigermücke, bekannt als Überträgerin des Dengue-Fiebers, bei uns heimisch werden. Am Oberrhein wurden bereits einzelne Exemplare gefunden.

Sturmereignisse werden heftiger ausfallen. Es wird mit einer mittleren Zunahme der Windgeschwindigkeit um 2-5 km/h gerechnet.

Künftig wird auch im verwöhnten Mitteleuropa jedem weniger Wasser zur Verfügung stehen als heute. Der Mittelmeerraum verwüstet sogar allmählich.

Eine ungewöhnliche Auswirkung entsteht durch die Erhöhung der Temperatur von Fließgewässern. Bei 28,2°C Wassertemperatur ist eine Entnahme für Kühlzwecke in Deutschland nicht mehr gestattet. 2003 mußten deshalb schon einige Kraftwerke abgeschaltet werden.

Schließlich kam Dr. Tiersch kurz auf die Klimawandelszenarien des Weltklimarates zu sprechen, die bzgl. der Temperaturerhöhung in den nächsten Jahrzehnten von unterschiedlichen Modellannahmen ausgehen und deshalb unterschiedliche Werte errechnen. Der ZDF-Wetterexperte konstatierte diesbezüglich: „Wir sind auf dem besten Weg, das schlechtere Szenario von vor fünf Jahren zu verwirklichen. Eine Erhöhung um 2°C wäre wirtschaftich noch erträglich. Wir sind ebenfalls auf dem besten Weg, dies zu verfehlen.“

Bis 2050 hätte man noch kumuliert 750 Mrd. t Kohlendioxidemissionen zugute, um das Klimaziel – die Begrenzung auf maximal 2°C zusätzlich – erreichen zu können. Mit den heute bestehenden 33-35 Mrd. t jährlich ist dieses Ziel jedoch nicht zu erreichen. Deshalb sind Reduktionsmaßnahmen unumgänglich. „Mit Energiesparen ist am meisten zu tun“, versicherte Dr. Tiersch.