Übermäßiger Flächenverbrauch – ein europäisches und nationales Problem
Wann wird die Politik endlich handeln?
Mit der Frage „Wieviele Betriebe werden wohl noch zubetoniert?“ hat die Bauernzentrale vor einem knappen Jahr auf das Problem des übertriebenen Flächenverbrauchs hierzulande hingewiesen und dasselbe übers Jahr 2012 hindurch mehrfach thematisiert.
Der unmäßige Flächenverbrauch für Siedlungs- und sonstige Zwecke ist nicht nur ein Problem, welches sich in sehr akuter Weise hierzulande stellt. Der übermäßige Flächenverbrauch ist ein europaweites Problem. So eine der Schlußfolgerungen, die aus der Auswertung hervorgeht, die das deutsche Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung von Angaben der Europäischen Umweltagentur zu Landnutzungsänderungen vorgenommen und kürzlich publiziert hat. Ob deren Pertinenz gehen wir nachstehend auf ein paar der in der Analyse des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung enthaltenen Ausführungen ein.
Gemäß diesen Angaben lag die Flächeninanspruchnahme durch Versieglung bzw. Bebauung in Europa zwischen 2000 und 2006 bei rund 116.000 ha pro Jahr: 70% davon wurden für Städtebau- und Wohnungsbau sowie für Industrie-, Gewerbe- und Erholungsareale gebraucht (je nach Land variiert der Anteil für den einen oder anderen Zweck), 10% entfielen im Durchschnitt auf Verkehrsflächen. Damit stieg, im Vergleich zum Zeitraum 1990 bis 2000, der jährliche Flächenverbrauch um rund 19%.
Zwischen 2000 und 2006 wurden insgesamt rund 524.000 ha Ackerland und Weideflächen, knapp 100.000 ha Wald und 65.000 ha an naturnahen Flächen, Feuchtgebieten und Wasserflächen durch Bebauung verbraucht bzw. versiegelt. Dies entspricht, so die Angaben der Europäischen Umweltagentur, einem täglichen Flächenverbrauch von 313 ha am Tag, wovon 240 ha landwirtschaftliche Flächen waren.
Bei der Auswertung der Daten wurde der besonders hohe Flächenverbrauch in etlichen spanischen Regionen unterstrichen. Ähnlich hoch sei der Landverbrauch in Irland, Island und einigen Regionen Schwedens und Norwegens gewesen, aber auch viele weitere Regionen stünden vorgenannten Ländern in bezug auf den Verbrauch und die Versieglung sehr nahe. Ein sparsamerer Landverbrauch wird für die Schweiz ausgemacht.
In der Analyse des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung wird Ackerland als der große Verlierer bei der Umwidmung bezeichnet. Dazu heißt es, daß „immer mehr Ackerflächen umgewidmet und somit der Produktion von Nahrungsmitteln oder auch von Biomasse entzogen werden. Im Umfeld von Städten in oftmals siedlungsbegünstigter Lage sind es dann vor allem die fruchtbaren landwirtschaftlichen Flächen, die verlorengehen.“ Auch wird darauf verwiesen, daß „der Verlust der landwirtschaftlichen Nutzflächen Fragen aufwirft zur städtischen Dimension des Klimawandels und auch zu regionalen Versorgungsmodellen in Zeiten steigender Energiepreise.“
In einigen Ländern erfolgt die Umwidmung fast ausschließlich auf Kosten von Ackerland und Wiesen. Dazu wird hervorgehoben, daß diese Feststellung insbesondere für die Länder gilt, in denen die landwirtschaftlichen Flächen im Vergleich zu Wäldern und anderen Biotopen nur einen geringen Schutzstatus haben und demnach „am leichtesten verfügbar“ gemacht werden können.
Der eine und andere Tatbestand treffen leider voll und ganz auf Luxemburg zu.
Der Anteil an landwirtschaftlichen Flächen an den zwischen 2000 und 2006 verbauten und versiegelten Flächen lag hierzulande bei über 90% und von Schutz der landwirtschaftlichen Fläche mag man überhaupt nicht sprechen. Sie ist nicht nur in keiner Weise geschützt, sondern wird faktisch von jedem und allen sozusagen als Gemeingut betrachtet, an dem man sich nach Belieben bedienen kann, sei es für Wohnungsbau, Verkehrswege, Industrie und Gewerbegebiete, sei es für Bauschuttdeponien oder aber für Naturschutzzonen, Kompensierungsmaßnahmen jedweder Art, dies ungeachtet der sich daraus ergebenden Konsequenzen für die betroffenen Betriebe, für die Landwirtschaft insgesamt, für die Lebensmittelproduktion und sogar für die Umwelt.
Obwohl die oben angeführten Fakten seit langem bekannt sind – erinnern wir nur an die Aussagen im Nationalen Plan für nachhaltige Entwicklung aus dem Jahr 2010 –hat die Politik es bislang unterlassen – oder aber sie hat kläglich darin versagt –, hierzulande die landwirtschaftlich genutzten Flächen auf irgendeine Art zu schützen. Und entgegen dem, was von manchem Politiker glauben getan wird, riskiert die diesbezügliche Lage sich sogar noch mit der Abänderung des Naturschutzgesetzes bzw. den sektoriellen Plänen zu verschlimmern.