Forstzertifizierung aktueller denn je

Generalversammlung von Lëtzebuerger Privatbësch in Ettelbrück

Die Vereinigung der Privatwaldbesitzer, „Lëtzebuerger Privatbësch“, kam am 25. April zu ihrer Generalversammlung im Festsaal der Ackerbauschule zusammen. Sie warb ein ums andere Mal für die PEFC-Forstzertifizierung, die zwar von den Gemeinden in den vergangenen Jahren ganz gut angenommen wurde, jedoch noch sehr wenig im kleinstrukturierten Privatwald. Diese wird immer wichtiger, da nicht zertifiziertes Holz in Zukunft schwer zu vermarkten sein wird.

Der Präsident von Lëtzebuerger Privatbësch, Hubert de Schorlemer, konnte zu Beginn der Generalversammlung neben den Mitgliedern auch eine Reihe von Ehrengästen begrüßen, u.a. den delegierten Minister für nachhaltige Entwicklung, Marco Schank. Der Programmpunkt Wahlen zum Verwaltungsrat entfiel, da keine neuen Kandidaturen gestellt worden waren.

Große Bandbreite an Aktivitäten

Sekretär Henri Wurth kam im folgenden auf die große Vielfalt der letztjährigen Aktivitäten zu sprechen. Hervorzuheben sind die beiden Benefizveranstaltungen im Rahmen des Internationalen Jahres der Wälder: Zum einen ein Benefizkonzert in der Philharmonie mit der Künstlerin Quincy Jones und zum anderen eine Versteigerung im Rahmen von „Konscht am Bësch“ im Kikuoka Golf Club in Canach.

Mit dem Bitburger Waldbauverein kam man mehrmals zusammen. Der Sekretär machte darauf aufmerksam, daß für Luxemburger Waldbesitzer potentiell die Möglichkeit besteht, Holz via Bitburg zu vermarkten. Vom Wiltzer Waldbauverein wird dies jetzt schon praktiziert. Der Bitburger Waldbauverein kam 2010 auf ein ansehnliches Vermarktungsvolumen von 120.000 cbm.

Ein weiterer Punkt war das von Luxenergie auf dem Roost geplante Heizkraftwerk auf Basis von recycliertem Holz und Restholz. Der Frischholzbedarf liegt bei etwa 50.000 t. Diesbezüglich machte der Sekretär deutlich, daß es hierzulande ein großes Potential an nicht genutztem Holz gibt und dieses Potential durch eine wissenschaftliche Studie in Verbindung mit einer luftgestützten Waldinventur erhoben werden soll. Von Lëtzebuerger Privatbësch wurde beim Landwirtschaftsministerium eine Anfrage zwecks Finanzierung einer solchen Studie getätigt.

Als Highlight sei auch der letztjährige Preis „Mention speciale“ der Stiftung Hëllef fir d’Natur für das Engagement der Vereinigung für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung genannt.

Henri Wurth machte darauf aufmerksam, daß die Beratungsdichte in der nahen Eifel höher ist als hierzulande. Dort gilt ein Standard von einem Berater pro 2.000 ha Privatwald. Wegen des Auslaufens des Interreg-Projekts Regiowood im vergangenen Jahr mußte Lëtzebuerger Privatbësch zwei Ingenieure entlassen. Ein weiterer Techniker wurde eingestellt, so daß nun zwei Forstingenieure und zwei Forsttechniker in den Diensten von Lëtzebuerger Privatbësch stehen.

Technische Beratung und Weiterbildung

Details zu den letztjährigen Aktivitäten auf dem Terrain und bei der Forstzertifizierung erfuhren die Mitglieder von den Verantwortlichen der jeweiligen Beratungsdienste. Der forstliche Berater Winfried von Loë kam auf die wachsenden Beratungsaktivitäten des Service technique zu sprechen. Diesbezüglich wurden 2011 246 Ortstermine getätigt, ein Fünftel mehr als 2010. Schwerpunkte waren Durchforstungen, Wertberechnungen und PEFC-Zertifizierung. Bei letzterem Punkt gab es eine besonders starke Zunahme von 3 auf 32 Beratungstermine.

20% der Beratungstermine wurden von Nichtmitgliedern angefragt, die in vielen Fällen Mitglieder geworden sind. Als Gründe für den Anstieg der Vor-Ort-Beratung nannte Winfried von Loë die steigenden Holzpreise und das Greifen der Sensibilisierungsmaßnahmen von Lëtzebuerger Privatbësch. Immer mehr Waldbesitzer seien „auf der Suche nach ihren Waldparzellen“.

Fünf Gemeinschaftsdurchforstungen konnten 2011 abgeschlossen werden, und zwar in Bavigne-Mecher (1.070 cbm), Boulaide (2.087 cbm), Kuborn (1.828 cbm), Roodt-Beckerich (862 cbm) und Heltzingen (1.977 cbm). Für das laufende Jahr sind Durchforstungen in Kehmen, Savelborn, Boulaide, Brouch und Ell in Vorbereitung.

2011 wurden insgesamt 16.570 cbm Holz vermarktet. 80% der vermarkteten Holzmenge stammte aus Durchforstungen. 14 verschiedene Unternehmer kauften das Holz auf dem Fuß.

Zu den Weiterbildungsschwerpunkten zählte die Umsetzung des Leader-Projektes „Waldführerschein“ (diesmal im Mullerthal), das Symposium der Privatwaldbesitzer in Wiltz, die Motorsägenlehrgänge sowie diverse Informationsveranstaltungen und Info-Stände. Der forstliche Berater hob hervor, daß die Bedeutung der Weiterbildung insgesamt sehr stark zunimmt. Als Renner erwies sich abermals der acht Seminare beinhaltende Waldführerschein für Forstneulinge. Hierzu ist nun ein Aufbauseminar geplant. Auch die Motorsägenlehrgänge erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. 2012 werden neun Lehrgänge angeboten. Neben den Grundlehrgängen steht auch ein Aufbaulehrgang auf dem Programm.

Die Zeitung De Lëtzebuerger Privatbësch erschien fünfmal. Neu hinzugekommen sind jeweils zwei Seiten in Sachen Service technique. Aktuelles kann nun auch via www.privatbesch.lu im Internet abgerufen werden.

Des weiteren bleibt zu erwähnen, daß das forstliche Beraterteam die Vereinigung bei Leader Redange-Wiltz und Leader West, beim Life-Projekt Otter des Naturparks Obersauer, beim Forstremembrement Winseler sowie bei benachbarten Waldbauvereinen vertrat.

Abschließend sprach Winfried von Loë u.a. von der Notwendigkeit, durch den Sturm Cynthia betroffene Flächen sowie weitere Brachflächen wieder aufzuforsten.

Weiterhin großer Nachholbedarf bei der Forstzertifizierung

Es folgte der Bericht der neuen Verantwortlichen für die PEFC-Zertifizierung, Elisabeth Freymann. Neben dem üblichen Tagesgeschäft war der Service PEFC erneut im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit tätig, u.a. auf Messen. Interessierte Waldbesitzer und Unternehmer wurden hinsichtlich PEFC-Zertifizierung beraten. Zu letzteren ist zu sagen, daß 19 bereits nach PEFC zertifiziert sind und 13 davon auch das PEFC-Logo nutzen. Mehr als die Hälfte der 19 Unternehmer sind Holzhändler.

Die PEFC-Beraterin zeigte anhand einer Tabelle auf, daß es hinsichtlich Zertifizierung im Privatwald noch einen erheblichen Nachholbedarf gibt. 32,2% der nationalen Forstfläche sind inzwischen nach dem luxemburgischen Qualitätsstandard zertifiziert. Von diesen 29.039 ha zertifiziertem Wald entfallen nur 2.216,27 ha (7,6%) auf den Privatwald. Elisabeth Freymann rief deshalb die Mitglieder nochmals dazu auf, ihren Wald nach PEFC zertifizieren zu lassen.

Die Beraterin kam des weiteren auf das dreijährige Interregprojekt Regiowood zu sprechen, das Ende Oktober 2011 auslief. 19 Organisationen aus den Regionen Wallonien, Lothringen, Rheinland-Pfalz und Luxemburg arbeiteten hierbei zusammen. Schwerpunkte von Lëtzebuerger Privatbësch war diesbezüglich die Holzmobilisierung im Kleinstprivatwald sowie die Verbesserung der forstlichen Infrastruktur. In Sachen Mobilisierung – eigentlich müßte man von Holzbesitzermobilisierung sprechen – wurden drei Pilotzonen in Luxemburg geschaffen. Insgesamt waren es zehn Pilotzonen im Projektgebiet. Elisabeth Freymann zog folgendes Fazit:

  • Das Procedere der „Holzbesitzermobilisierung“ ist sehr zeitaufwendig und der menschliche Kontakt in diesem Kontext immens wichtig.
  • Pro in die Holzmobilisierung hineingesteckten Euro kann man einen Mehrwert von 3-16 Euro erzielen.

Den Kassenbericht der Vereinigung trug Yves Weyland vor. Das Jahr 2011 wurde mit einem Plus von mehr als 3.500 Euro abgeschlossen. Die Kassenrevisoren bestätigten die Korrektheit der Angaben im Kassenbericht und empfahlen die Entlastung des Kassierers, was einstimmig geschah. Die Herren Erpelding und Steichen erklärten sich bereit, ihre Ämter als Kassenrevisoren fortzuführen. In der anschließenden Vorausschau auf das aktuelle Geschäftsjahr kam Yves Weyland zum Schluß, daß das Jahr voraussichtlich mit einem leichten Minus von 2.100 Euro abgeschlossen wird, sprach aber diesbezüglich von einem „Budget der Vorsicht“.

Ansprache des Präsidenten

Nach den umfangreichen Tätigkeitsberichten befand die Versammlung über die Entlastung des Vorstands. Diese wurde einstimmig vollzogen.

Präsident Hubert de Schorlemer kam in seiner Ansprache an die Versammlung auf die Erfolge bei den letztjährigen Benefizveranstaltungen zu sprechen. Allein beim Konzert in der Philharmonie kamen 15.000 Euro an Spenden zusammen, mit denen ein Aufforstungsprojekt in Indien unterstützt wird.

Der Präsident zeigte sich zudem sehr erfreut über die große Resonanz des Weiterbildungsangebots von Lëtzebuerger Privatbësch. Für den Waldführerschein haben sich aktuell ca. 60 Teilnehmer angemeldet und es gibt auch schon Anfragen für das kommende Jahr.

Weitere Punkte in der Ansprache waren der Naturschutz sowie die Forstpolitik der EU. Hubert de Schorlemer betonte, daß nur der Umweltminister Naturschutzzonen ausrufen könne und es wichtig ist, daß dies so bleibt.

Bezüglich der EU-Politik stellte er die geplanten Brüsseler Vorgaben heraus, wonach künftig der Waldbesitzer einen Nachweis über jeden Kubikmeter Holz erbringen muß, den er dem Wald entnommen hat. „Ich setze mich dafür ein, daß die Zertifizierung als Nachweis ausreicht“, so der Präsident der Waldbesitzervereinigung, die hierzulande 1.800 Privatwaldbesitzer vertritt.

Partnerschaft für Naturschutz unerläßlich

Der delegierte Minister für Nachhaltigkeit, Marco Schank, äußerte eingangs die Überzeugung, daß die naturnahe Bewirtschaftung die beste Voraussetzung für gesunde Wälder sei. Der Staatswald werde zunehmend naturnah bewirtschaftet. „Diese Form der Bewirtschaftung ist jedoch nur möglich bei einer verträglichen Wilddichte“, sagte der Minister einschränkend.

Marco Schank nannte im folgenden einige wichtige Punkte zum künftigen Plan développement rural (PDR), zum Plan national forestier (PNF) und zur Naturschutzpolitik. Beim PDR sollte es u.a. darum gehen, den Wald besser auf den Klimawandel vorzubereiten. Der Minister machte zudem deutlich, daß man bei der Ausarbeitung des neuen PNF auf die Mithilfe von Lëtzebuerger Privatbësch zählt.

Zu den sogenannten Oekopunkten im Naturschutz erwähnte er, daß Ende Mai ein Vorschlag präsentiert wird. Die Waldbiotope nach Natura 2000 sollen seinen Worten zufolge bald festgelegt werden. Danach folgt noch der entsprechende Maßnahmenkatalog.

Auch der delegierte Minister für Nachhaltigkeit sprach von der enormen Bedeutung der Forstzertifizierung. Er lobte die gute Beratung von Lëtzebuerger Privatbësch in diesem Bereich und merkte an, daß die Regierung künftig Produkte aus zertifiziertem Holz bevorzugen wird.

Der Minister sprach abschließend von der Wichtigkeit, Naturschutz in Partnerschaft zu praktizieren. Er äußerte die Absicht, den kommunalen Naturschutz zu stärken und kündigte einen Workshop in Sachen Biodiversität und diesbezügliche Maßnahmen an.