Gewinn wird integral für Reservenbildung verwendet
Von der Tierzuchtgenossenschaft CONVIS wurde 2011 erstmals ein positives Geschäftsresultat erzielt. Dieses wurde durch das Auslagern der stark defizitären Sauenzucht auf Kuelbecher Haff in eine eigene Gesellschaft namens KH s.a. ermöglicht. Besonders positiv verlief die Entwicklung bei der Viehvermittlung, die insbesondere bei den Zuchtrindern stark zulegte. Dies wurde bei der Generalversammlung der Genossenschaft deutlich, die am vergangenen Dienstag am Verwaltungssitz in Ettelbrück stattfand.
Rücklagen von einer Million Euro als Zielmarke
CONVIS-Präsident Louis Boonen sprach bezüglich 2011 von einem guten Jahr mit einem guten Resultat, das man sich hart erarbeitet hätte. „Jetzt sind wir dort, wo wir hinwollten bei der CONVIS-Gründung. Es hat deutlich länger gedauert als ursprünglich geplant“, merkte der CONVIS-Präsident an und schob das mittelfristige Ziel hinterher: „In fünf Jahren wollen wir eine Million Euro als Reserve haben.“
Er erläuterte das Auslaufen des Betriebs der Sauenanlage auf Kuelbecherhaff unter der Ägide von CONVIS zum 15. August 2011. An der neu entstandenen Holding namens KH s.a. unter Führung des deutschen Unternehmens Fleming+ Wendeln hat CONVIS einen Anteil von 30%.
Der Präsident hob lobend hervor, daß 2011 für die Züchter ein enorm erfolgreiches Jahr war. Auch im neuen Jahr gehe es bislang so weiter. Er lobte vor allem den Erfolg bei der Luxemburg Summer Classics Sale auf der FAE 2011, wo mit einem Durchschnittspreis von 7.331 Euro ein Spitzenwert in Europa erzielt wurde. Des weiteren lobte Louis Boonen das gute Resultat bei der Viehvermittlung. Vor allem bei den Zuchtrindern wurde ein Rekordniveau mit sehr guten Erlösen erzielt.
Abschließend kam Louis Boonen auf mehrere Punkte bezüglich der Agrarpolitik zu sprechen. Zum einen vertrat er die Ansicht, daß mit der geplanten Gleichstellung bei den Prämienzahlungen die großen Viehbetriebe zu Verlierern werden. Zum anderen kritisierte er den enormen Flächenverlust auf Kosten der Landwirtschaft. Hierzulande sind es 500 ha jährlich, die der Landwirtschaft auf Dauer entzogen werden.
Des weiteren sprach er sich dafür aus, nicht diejenigen zu belohnen, die weniger tun, sondern konkrete Leistungen zu honorieren, wie z.B. Humusvermehrung, CO2-Bindung, heimische Eiweißproduktion, Förderung von Artenreichtum im Grünland…
Als weiteren Punkt sprach er die seiner Ansicht nach international zu wenig koordinierte Seuchenbekämpfung an. So sei Luxemburg in der Großregion das einzige Land mit obligatorischer Para-TB-Bekämpfung und das einzige ohne obligatorische IBR-Bekämpfung. Außerdem sei Luxemburg das einzige Land, wo eine staatliche Stelle für die Tiergesundheit allein zuständig sei. Er sprach den Wunsch aus, gemeinsam mit den Veterinären Lösungen zu finden, einerseits in puncto besser koordinierte Seuchenbekämpfung in der Großregion, andererseits bezüglich der Gründung einer nicht-staatlichen Stelle (einer Art Tierseuchenkasse) mit Beteiligung des Sektors.
Geschäftsbericht 2011
Es folgte der Geschäftsbericht, den CONVIS-Direktor Christoph Peifer-Weihs vortrug. Der Direktor bedankte sich zunächst bei den Mitarbeitern und den Mitgliedern der Führungsgremien für ihren tatkräftigen Einsatz im vergangenen Geschäftsjahr, in dem 541.421,37 Euro Gewinn erzielt wurden. Der Direktor blickte zurück auf die harten Einschnitte im Krisenjahr 2008, als 14 Mitarbeiter entlassen und an vielen „Kostenschräubchen“ gedreht wurde. Binnen fünf Jahren ist der Umsatz trotz geringerer Mitarbeiterzahlen um fast fünf Millionen Euro gestiegen.
Die Zahl der Vollmitglieder nahm trotz des Strukturwandels um drei auf 773 zu, die der Teilnehmerbetriebe um vier auf 524. In der mit 503 Vollmitgliedern dominierenden Abteilung Milchrinderzucht sticht vor allem der bislang unerreichte Leistungsanstieg um 309 M-kg auf 7.881 M-kg (bzw. + 20 F+E-kg) hervor. Bei 7.237 Betriebsbesuchen innerhalb der Milchleistungsprüfung wurden 397.090 Kühe kontrolliert. Von den knapp 50.000 verkauften Spermaportionen entfielen 43% auf Besamungen durch CONVIS-Techniker. Im Rahmen von Reprocheck, laut Direktor ein Wachstumsbereich, wurden 2.112 Betriebsbesuche durchgeführt. 302 Besuche gab es im Rahmen der Zuchtberatung.
Die Abteilung Fleischrinderzucht zählt 214 Vollmitglieder. 52 Betriebe sind in der Zucht aktiv, sieben mehr als 2010. Die Zahl der BLQ-Betriebe stieg um acht auf 175, während die BLWQ-Betriebe um sieben auf 15 abnahm. Der Direktor erwähnte beim Cactus-Programm mit derzeit 170 Betrieben die erzielten Umweltleistungen binnen 15 Jahren. Durch Düngereinsparungen wurden umgerechnet 15 Mio. Liter Diesel eingespart.
In der Abteilung Schweinezucht, mit 56 Betrieben die kleinste Abteilung, sah es düster aus, insbesondere in der Ferkelerzeugung. Christoph Peifer-Weihs machte deutlich, daß sich für kleinere Betriebe Neuinvestitionen nicht lohnen und diese nach und nach aufgegeben werden. Man müsse nun bestrebt sein, die Schweinezucht im Land zu erhalten. Derzeit sei die Situation bei den Ferkelpreisen wieder wesentlich günstiger mit einem doppelt so hohen Preis wie im absoluten Tief 2011. Der CONVIS-Direktor erläuterte im Detail das neue Konstrukt „KH s.a.“, das nur die Sauenanlage betrifft, nicht jedoch die Besamungsstation und das Verwaltungsgebäude auf Kuelbecherhaff. Demzufolge wurde die Bilanz neutral ausgelagert, die Jungsauen und das Inventar an die KH s.a. verkauft, wodurch sich außerordentliche Erträge in Höhe von annähernd 700.000 Euro ergaben. Mit der neuen Holding gibt es zudem einen Dienstleistungsvertrag bzgl. der Verwaltung der Sauenzucht. Beim Mehrheitseigner Fleming+Wendeln handelt es sich um ein auf den Handel mit Naima-Zuchtsauen spezialisiertes deutsches Unternehmen, wovon man sich neue Impulse bei der Vermarktung verspricht.
In der Viehvermarktung waren zum Teil enorme Zuwächse zu verzeichnen. Bei den Kälbern war der prozentuale Zuwachs mit 40,7% am stärksten, gefolgt von Schlachtvieh für den Export mit 35,3% sowie Zucht- und Nutzvieh mit 18,2%. Der Direktor zeigte sich überzeugt, daß man noch mehr verkaufen kann.
In der Abteilung Forschung und Entwicklung wurden die beiden Projekte QuaM (Fettsäurezusammensetzung der Milch) und BVL (Nachhaltigkeitsaspekte) verlängert bis September 2012. Für das Nachfolgeprojekt OptiMIR steht bereits eine 100%ige Finanzierung via Interreg und Landwirtschaftsministerium.
Schließlich kam der Direktor auf Investitionen im Bereich der Datenerfassung und -verarbeitung zu sprechen. Für die Energie-Nährstoff-Bilanzen (ENB) wurde diesbezüglich eine neue Basis geschaffen. Einen wahren „Quantensprung“ habe es bei der Warenbuchhaltung gegeben; hier gibt es nun u.a. eine automatische Datenerfassung. Christoph Peifer-Weihs sprach zudem die TVA-Problematik beim Viehhandel an, von der Dienstleister betroffen sind. Ab April werde die korrekte Ausweisung der TVA auf den Rechnungen von den zuständigen Stellen überprüft.
Nach der Vorstellung der Gewinn- und Verlustrechnung und der Bilanz trug Wirtschaftsprüfer Raphael Loschetter von der Fidewa Audit s.a. seinen Bericht vor, in dem er CONVIS eine korrekte Bilanzierung bescheinigte. Der Gewinn des Geschäftsjahres 2011 beträgt 541.421,37 Euro.
Anschließend kam Aufsichtsratspräsident Guy Didderich auf die wirtschaftliche Situation zu sprechen und sprach ebenfalls von einem guten Jahr. Er lobte die Steigerung des Umsatzes pro Mitarbeiter auf 320.000 Euro. Bezüglich des Lohnindexes vertritt der Aufsichtsrat die Meinung, daß die Kostensteigerungen bei den Löhnen in Zukunft weitergereicht werden müssen.
Die Bilanz wurde dann einstimmig angenommen und die Führungsgremien ebenso einstimmig entlastet. Der Jahresbeitrag wurde bei 100 Euro belassen. Louis Boonen schlug der Versammlung vor, den Gewinn 2011 integral dem Reservefonds zuzuführen, der in den letzten Jahren zunehmend negativ notiert war. Dieser Vorschlag wurde von der Generalversammlung gutgeheißen.
Berichte aus den Abteilungen
Es folgten die Berichte der Zuständigen für die einzelnen CONVIS-Abteilungen. In der MRZ ist eine wachsende Spezialisierung zu verzeichnen. Bei SBT gab es erstmals mehr als 8.000 M-kg, bei Fleckvieh und RBT erstmals mehr als 7.000 M-kg. Die Milchleistungsprüfung wurde bei 33.104 Kühen vorgenommen. Wachsend ist der Anteil der „Roboterkühe“, auf die 14,2% entfielen. Deutlich zugenommen haben die Exterieur-Bewertungen (+ 15,2% bei Kühen und + 18,1% bei Bullen). Acht Bullenmutterverträge mit Ankaufspreisen von 5.400 bis 12.400 Euro wurden erfüllt. Bezüglich Jungbullenselektion wurden 2011 260 Genomics-Untersuchungen in Auftrag gegeben. Die heimischen Züchter konnten 2011 große Erfolge bei Zuchtwettbewerben in Belgien und Deutschland feiern.
Ebenfalls große Auslandserfolge konnten die Fleischrinderzüchter feiern (Sima und Libramont). Sie waren so stark wie noch nie auf ausländischen Schauen vertreten. Für die Vermarktung der Zuchttiere werden die Kontakte zu französischen Partnern (KBS, Interlim) genutzt. Als besonderer Zuchterfolg sei die Einstufung des Limousinbullen Biscuit (De Martines, Huldange) erwähnt: er zählt mit seiner RRE-Einstufung nun zu den am höchsten eingestuften seiner Rasse in der französischen Population (bestes ein Prozent der Population).
Ab April 2012 fließt das Temperament als Bewertungsfaktor in der Zucht ein. Künftig werden verstärkt ruhige Tiere für die immer größer werdenden Herden gebraucht. Auch in der Hornloszucht will man am Ball bleiben. Des weiteren sollen in der Abteilung FRZ demnächst neue Beratungsmodule geschaffen werden, u.a. ein Index für Aufzucht- und Mastleistung beim BLQ-Programm. In Sachen Management großer Herden sind für den nächsten Winter Seminare geplant.
Im Bereich Beratung steht 2012 der Abschluß bei den Projekten Optenerges und TEPagro an. Bei letzterem können die Auswertungen dank neuer Software nun wesentlich schneller erfolgen als vorher. Die Futterberatung unter TopFeed zählte Ende 2011 138 Betriebe; hier sollen evtl. neue Module geschaffen werden. Das Projekt Optigras mit derzeit 24 Betrieben wird fortgeführt. Es werden neue Projekte ausgearbeitet. Beim TEPagro-Nachfolgeprojekt sollen neue Inhalte hinzukommen, u.a. Produktgüte und Bodenversauerung.
Ansprache des Ministers
Landwirtschaftsminister Romain Schneider lobte den CONVIS-Präsidenten und den Direktor für die zustandegekommene Lösung für die stark defizitäre Jungsauenproduktion auf Kuelbecherhaff. Man freue sich nun über die positive Bilanz.
Der Minister streifte des weiteren die GAP-Reform und merkte hierzu an, daß die Kommission wohl eine Reihe von Kompromissen eingehen werde. Er sprach sich dagegen aus, den Strukturwandel im Milchbereich zu bremsen und kündigte zudem die Fortsetzung des sog. „Milchtisches“ an.
Des weiteren sprach der Minister die Planungen für ein Label „OGM-frei“ an. Zwei bis drei Privatiniativen gebe es diesbezüglich bereits im Land. Der Entwurf für ein großherzogliches Reglement in dieser Angelegenheit solle im April diskutiert werden. Auch der Segen aus Brüssel sei noch einzuholen.