Warum Zwischenfrüchte?
Nachdem im letzten Jahr beim Zwischenfruchtanbau die Futtergewinnung im Vordergrund stand, sind es dieses Jahr wiederum andere Eigenschaften, die dafür sprechen.
Gut entwickelte Zwischenfruchtbestände verbessern durch ihre intensive Durchwurzelung die Bodenstruktur, reichern den Boden mit organischer Substanz an und binden Nährstoffe. Insbesondere die Auswaschung von Stickstoff (aber auch von Kali!) wird durch den Zwischenfruchtanbau reduziert. Dadurch sinkt der Nitratgehalt im Sickerwasser – und somit auch im Quellwasser deutlich.
Die Pflanzen nehmen den Bodenstickstoff auf (bis zu 80-100 kg N/ha!) und binden ihn je nach Winterhärte der Zwischenfrucht bis zum Frühjahr. Die so gebundenen Nährstoffe werden im Frühjahr wieder mineralisiert und stehen der Folgefrucht zur Verfügung, so daß der Zwischenfruchtanbau auch eine Reduzierung der N-Düngerkosten in der Folgekultur erlaubt.
Aus einem völlig anderen Grund kann man den Anbau von Zwischenfrüchten noch befürworten: sie nutzen dem Ansehen der Landwirtschaft in der Gesellschaft. Blühende Felder im Herbst wirken sich positiv auf das Image der Landwirtschaft aus. Durch den Anbau unterschiedlicher Reinsaaten und Mischungen werden die Bauern so zu Gestaltern der Herbstlandschaft.
Welche Zwischenfrüchte?
Die Zwischenfrüchte sollten möglichst bis ins Frühjahr stehen bleiben (damit der gebundene Stickstoff nicht frühzeitig wieder freigesetzt wird!) und dann möglichst flach eingearbeitet werden, damit die Bodenstruktur nicht zerstört wird. Optimal sind somit Arten, die nicht abfrieren (Raygras, Futterraps, Winterrübsen, Grünroggen) – besonders bei Mais als Folgefrucht! Soll Sommergetreide gesät werden, können aber durchaus auch abfrierende Arten angebaut werden.
Senf gehört wie der Raps zu den Kreuzblütlern und ist somit Wirtspflanze für dieselben Krankheiten (Kohlhernie, Phoma) und Schädlinge (Kohlfliege). In Rapsfruchtfolgen wird daher empfohlen, auf Senf, Rübsen, Raps, Leindotter und Ölrettich als Begrünung zu verzichten. Auch Ausfallgetreide bzw. -raps sollten aus Hygienegründen möglichst nicht als Winterbegrünung genutzt werden, auch wenn sie die kostengünstigste Begrünungsart darstellen. Stattdessen sollte die Wahl auf Phacelia oder Grünroggen fallen. In Kartoffel-Fruchtfolgen sollte Phacelia allerdings vermieden werden, da sie die Eisenfleckigkeit fördert!
Leguminosen in Reinsaat (Kleearten, Wicken, Lupinen) sollten in Wasserschutzgebieten eher vermieden werden, da sie neben Nitrat auch zusätzlichen Stickstoff aus der Luft sammeln! Der von Leguminosen fixierte Stickstoff wird nach dem Umbruch schneller freigesetzt als der von anderen Zwischenfrüchten, was aus Sicht des Wasserschutzes nicht unbedingt wünschenswert ist, insbesondere wenn danach Mais angebaut werden soll. In Gemengen können Leguminosen jedoch durchaus sinnvoll sein.
Je mehr Komponenten eine Mischung enthält, desto unwahrscheinlicher ist eine Entmischung der einzelnen Arten in der Sämaschine. Ideal scheinen Mischungen von 4-5 Arten zu sein. Interessante Flachwurzler sind z.B. Buchweizen und Sonnenblumen. Auch Raygras und Grünroggen wurzeln eher flach. Etwas tiefer wurzelt Phacelia. Zu den Tiefwurzlern gehören Senf, Winterrübsen und besonders Ölrettich. Durch eine Kombination dieser Arten wird eine intensive Durchwurzelung sämtlicher Bodenschichten erreicht, so daß „Zwischenfruchtmischungen“ eine optimale Bodenstruktur hinterlassen. Eine sehr interessante Mischung (Saatstärke: 18 kg/ha), besteht aus 40% Phacelia, 27% Buchweizen, 30% Ölrettich und 3% Senf.
Saatzeitpunkt
Der Saatzeitpunkt ist entscheidend für den Erfolg einer Zwischenfrucht. Zwischenfrüchte benötigen 6-8 Wochen Vegetationszeit, um ausreichend Biomasse zu bilden, so daß sie möglichst zeitnah nach der Ernte der Hauptfrucht bis Mitte August im Boden sein sollten. Generell sollte die Saat so früh wie möglich erfolgen, damit sich der Bestand ausreichend entwickeln und auch dementsprechend Stickstoff binden kann. Des weiteren können die Zwischenfrüchte durch eine zeitige Aussaat noch im Herbst in die Blüte gelangen und so das Landschaftsbild bereichern.
Die folgenden Saattermine sind als optimal zu bewerten (Gutland!):
· frühe Saat (ab Juli): Sonnenblumen, Raygras
· normale Saat (bis Mitte August): Raygras, Futterraps, Phacelia, Winterrübsen, Buchweizen, Ringelblume, Ölrettich, Senf
· späte Saat (ab Ende August): Grünroggen
Saatstärken
Abhängig vom Saatzeitpunkt sind folgende Saatstärken anzustreben:
- Phacelia: 8-12 kg/ha
- Buchweizen: 40-50 kg/ha
- Ölrettich: 15-20 kg/ha
- Futterraps: 8-12 kg/ha
- Winterrübsen: 10-12 kg/ha
- Gelbsenf: 15-20 kg/ha
- Grünroggen: 80-120 kg/ha
- Westerwold./ital. Raygras: 40-45 kg/ha
Vorteile von Zwischenfrüchten
- Erosionsschutz durch Bodenbedeckung und intensive Durchwurzelung
- Verringerung der Nitratauswaschung
- Verbesserung der Bodenstruktur
- Förderung des Bodenlebens durch Zufuhr von org. Substanz (Wurzel- und Blattmasse)
- eventuell zusätzlicher Nutzen als Futter oder als Gärsubstrat zur Biogaserzeugung
- Bienenweiden im Herbst
- Imagegewinn für die Landwirtschaft
Düngung
Da das vorrangige Ziel des Zwischenfruchtanbaus die Bindung des verfügbaren Nitrats ist, muß eine organische Düngung wohl überlegt erfolgen. Eine Düngung ist nur erforderlich, wenn nach der Ernte nur wenig Stickstoff im Boden übrig bleibt (deutlich unter 30 kg/ha N). Dann kann eine Düngung von max. 30 kg/ha N für das „Wegwachsen“ der Begrünung durchaus von Vorteil sein (v.a. wenn der Erosionsschutz im Vordergrund steht). Die Rest-N-Werte nach der Ernte geben Aufschluß darüber, inwiefern eine Düngung erforderlich sein könnte. Dabei darf nicht vergessen werden, daß die Bodenbearbeitung nach der Ernte je nach deren Intensität zusätzlichen Stickstoff freisetzt.
Das Ausbringen von maximal 20 cbm Gülle bietet des weiteren auch die Möglichkeit, den Güllekeller vor der nahenden Sperrfrist im Herbst etwas zu leeren.
Steht Stallmist zur Verfügung und wird im kommenden Jahr Silomais auf den entsprechenden Parzellen angebaut, so bietet es sich an, den Mist (max. 20 t/ha) jetzt vor der Zwischenfrucht zu verteilen. Der mineralisierte Stickstoff wird von der Zwischenfrucht aufgenommen und in der nächsten Saison dem Mais zur Verfügung gestellt. Die übrigbleibende Menge an organischem Stickstoff wird dann im Frühjahr mit Gülle aufgedüngt.
Weitere Informationen zum Zwischenfruchtanbau erhalten Sie gerne beim Beratungsdienst der Landwirtschaftskammer (Tel. 31 38 76-1).