Abermals ein von starker Trockenheit geprägter Sommer

(hl).- Während es im Nordstau der Alpen am Wochenende und Anfang der Woche ohne Unterlass regnete und es in der Folge zu Überschwemmungen kam – bis zu 211 mm wurden binnen 72 Stunden gemessen – blieb der hierzulande erwartete Regen weit hinter dem pflanzlichen Bedarf zurück. In Remerschen (16,8 mm) und Welscheid (28,9 mm) fielen zwar relativ große Mengen, dies jedoch vorwiegend als extremer Starkregen, so dass nur ein Teil in den Boden einziehen konnte, während das meiste oberflächlich abfloss. Mancherorts im Ösling waren etwas mehr als zehn Millimeter zu verzeichnen, meist jedoch deutlich weniger. Im Gutland blieb es fast durchweg beim “Tropfen auf den heißen Stein” und im Extremfall war es ein einziger Millimeter Regen in den ersten Augusttagen. Seit Mitte der Woche regiert landesweit wieder trockene Hochsommerwärme.

Bis zu 315 mm Defizit

Vorausgegangen war ein sehr trockener Julimonat, wo die Spanne beim Monatsniederschlag von 4,3 mm in Ettelbrück bis 40 mm in Huldange reichte. An sehr vielen Stationen lag der Juli-Niederschlag im einstelligen Bereich. Gemessen an der enormen Evapotranspiration von rund 120 mm und am hohen Wasserbedarf der Kulturen waren auch die etwas höheren Niederschlagsmengen im westlichen Teil des Clerfer Kantons viel zu gering. Wie dem Grünland-Ticker auf Seite 4 entnommen werden kann, war diese Menge vielleicht noch gut, um das Graswachstum nicht auf Null sinken zu lassen – so wie auf den anderen Weideprojekt-Standorten. Doch auch das auf dem Standort Stockem gemessene Graswachstum von 7 mm pro Woche ist viel zu wenig, um nennenswert zum Milchviehbedarf beitragen zu können.

Schon seit der dritten Märzdekade fällt zuwenig Regen. Die bisherige errechnete Wasserbilanz im Zeitraum April bis Juli für die drei am stärksten defizitären Agrimeteo-Standorte, wo im genannten Zeitraum in der Summe mehr als 300 mm Niederschlagsdefizit zusammenkamen, sind in den untenstehenden Grafiken abgebildet. Die Situation ist zwar noch nicht vergleichbar mit 2018, als die Trockenheit früher einsetzte, die Julitemperaturen noch deutlich höher waren und der erste Mais mancherorts schon Anfang August gehäckselt werden musste. Doch die Lage ist dennoch bedrohlich.

Der meteorologische Dienst der ASTA veröffentlichte vergangene Woche eine zweite Mitteilung auf Basis einer Warnung der WMO, der Weltmeteorologie-Organisation, in der u.a. für Luxemburg und seine Nachbarländer vor einer noch längeren Trockenperiode als ursprünglich angekündigt gewarnt wurde. Bis Mitte August soll es trocken-heiß bleiben. Der Futterbau wird also eine ganze Weile noch ausgebremst und eine nennenswerte Futtergewinnung in Form von Zwischenfrüchten wird nun ebenfalls immer unwahrscheinlicher. 

Futterverknappung verschärft sich

Den Futterbetrieben, die nach zwei trockenen und somit futterarmen Sommern nicht mehr über nennenswerte alterntige Futterreserven verfügen, müssen nun massiv zufüttern, weil auf den Weiden nichts mehr nachwächst. Dafür wird nun auf vielen Betrieben das neuerntige Futter eingesetzt. Dieses Futter wird am Ende der Weideperiode fehlen. Der Silomais, der sehr stark von den Juniniederschlägen profitieren konnte, braucht nun ebenfalls dringend Wasser, um normale Kolben entwickeln zu können. Die Ernteaussichten werden auch bei dieser Kultur, die wassersparender ist als Gräser und Leguminosen, immer schlechter. Es droht den Betrieben ein massiver Futter-Zukaufbedarf, was die Produktion verteuern wird. Da der Futtermangel auch in den Nachbarländern immer größer wird, ist es fraglich, ob für die kommende Stallperiode überhaupt genügend Futter für die Rinderhalter am Markt verfügbar sein wird.

Wird abermals die Grünlandversicherung greifen?

Nach den Erfahrungen der letzten Jahre ist die Nachfrage nach der Trockenheitsversicherung im Grünland, welche bei der Vereinigten Hagel abgeschlossen werden kann, für das aktuelle Futterjahr noch einmal deutlich gestiegen. Laut Toni Esch, Mandataire Générale der Vereinigten Hagel in Luxemburg, beträgt der Flächenzuwachs diesmal rund 2.400 ha (rund 28%). In den trockenen Jahren 2018 und 2019 konnten bereits viele Betriebe von entsprechenden Versicherungsleistungen profitieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass wenigstens die Variante mit dem 49 Tage währenden starken Niederschlagsdefizit greifen wird, steigt für viele Agrimeteo-Stationen sozusagen von Tag zu Tag. Sollte es bis Ende August niederschlagsarm bleiben, könnte eventuell auch die weitere Variante greifen, nach der über den kompletten Zeitraum von fünf Monaten ein Mindest-Niederschlagsdefizit von 31 bzw. 26 Prozent an der nächst gelegenen ASTA-Wetterstation bestehen muss.

Grafiken:

Klimatische Wasserbilanz im Zeitraum April bis Juli an drei ausgewählten Agrimeteo-Stationen.