Anfang September konnten die letzten Getreideflächen entlang der belgischen Grenze bei günstigen Bedingungen abgeerntet werden. Trotz des späten Erntebeginns konnte man diesmal wirklich mit Geduld den richtigen Erntezeitpunkt abwarten, denn die optimalen Bedingungen mit kurzen Regenpausen blieben diesmal über den langen Erntezeitraum erhalten. Auf diese Weise konnte die vorhandene Qualität bis zum Drusch erhalten werden. Und diese Qualität ist nun zum Teil besser als erwartet. Sah es im April und Mai noch nach einer schlechten Ernte aus, so konnte man sich diesmal vielerorts über korrekte Erträge und ordentliche Qualitäten freuen. Nur der Süden des Landes ist nicht so gut weggekommen im ungewöhnlichen Jahr 2013. Am 19. September wird Landwirtschaftsminister Romain Schneider in den Merscher Anlagen von Versis und LSG zum diesjährigen Erntegespräch erwartet. Dann wird Bilanz gezogen zum aktuellen Erntejahr bei den Druschfrüchten, das zwar qualitativ und quantitativ korrekt ist, aber wegen der ungünstigen Marktlage deutlich schlechtere Preise bringt als 2012.
Bei Versis ging in den letzten Tagen nur noch relativ wenig Ware ein. Entlang der belgischen Grenze wurden noch weiterhin letzte Getreidebestände abgeerntet. Die Qualität blieb auch in den letzten Tagen im gewünschten Bereich. Man geht nun bei Versis davon aus, daß man die angepeilte Erfassungsmenge von 80.000 Tonnen erreichen wird. So manche Partie liegt noch auf den Höfen und wird erst zu einem späteren Zeitpunkt abgeliefert.
Der Brotweizen drosch besser als erwartet. Außergewöhnlich gut schnitten die A-Sorten ab, aber auch die Erträge bei den E-Sorten konnten sich sehen lassen. Jedenfalls ist klar, daß die Versorgung mit „Lëtzebuerger Wees“ gesichert ist. Beim Proteingehalt, dies bestätigte sich auch im Ösling, blieben die Werte ein wenig unter denen des Vorjahres. Aber die Eiweißqualität ist durchweg überzeugend.
Bei der Luxemburger Saatbaugenossenschaft (LSG) sind die Winterungen weitgehend erfaßt und aufbereitet worden. Am vergangenen Mittwoch fehlten noch wenige hundert Tonnen Ware. Diese sollen bis Anfang nächster Woche nach und erfaßt und aufbereitet werden. Der korrekte Ausputzgrad sorgte allgemein dafür, daß bei allen Arten vom „brutto“ noch genügend „netto“ übrigblieb. Die Saatgutproduktion ging diesmal – nicht zuletzt wegen des geringen Trocknungsbedarfs – zügig vonstatten. Es gab nur wenige kleine Pannen, die den Betrieb jeweils nur einige Stunden aufhielten. Deshalb ist man bei der LSG zuversichtlich, daß die Ware für die neue Aussaat trotz der um ca. zehn Tage verspäteten Ernte beizeiten ausgeliefert werden kann. Von allen Arten gebe es genügend Ware, wie LSG-Direktor Henri Noesen betont, jedoch seien einige Sorten bei Triticale und Gerste bereits ausverkauft. Von einem recht großen Teil der aufbereiteten Ware fehlen noch die Ettelbrücker Analysen. Bislang war die Qualität der Ware anständig, die Hektolitergewichte in Ordnung.
Da mittlerweile massiv Ware abfließt, wird die auch diesmal nahe am Limit fahrende Saatgutstation entlastet. Bei der LSG spricht man von einer insgesamt gut durchschnittlichen Ernte.
Wegen der europaweit guten Versorgung mit neuerntiger Ware bleiben die Preise bei Getreide und Raps allgemein niedrig. Der absolute Tiefpunkt der Preise während der Druschzeit scheint zwar überwunden zu sein. Aber mit einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung ist momentan nicht zu rechnen. So wird man damit rechnen müssen, daß man für die neue Ware etwa ein Viertel weniger erzielt als im Vorjahr.