25 Jahre Everlinger Versuchsfelder

Am 21. Juni fand die traditionelle Begehung der Everlinger Versuchsfelder statt, die seit 25 Jahren von der Ackerbauschule und der Bauernzentrale gemeinsam betreut werden.

Der stellvertretende Direktor des Lycée technique agricole, Tom Delles, machte darauf aufmerksam, daß das Jubiläumsjahr zugleich das letzte Jahr in Everlingen ist und die Versuche im kommenden Jahr in Bettendorf fortgeführt werden. Der Standortwechsel werde erlauben, die Versuche stärker ins Unterrichtsgeschehen einzubinden als bisher.

Die neue Forschungsministerin Martine Hansen machte auf die nunmehr zehnjährige Tradition der Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen wie CRP Gabriel Lippmann aufmerksam. Sie habe schon Ideen, wie solche Forschungsaktivitäten vielleicht ausgebaut werden könnten. Die Ministerin schloß mit der Bemerkung, daß man von den in Everlingen gemachten Erfahrungen profitieren und diese positiv am neuen Standort Bettendorf einsetzen sollte.

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Landwirtschaftsminister Romain Schneider kam eingangs darauf zu sprechen, daß mit der Begehung in Everlingen alljährlich der Startschuß für Outdooraktivitäten im Grünen Sektor fällt. Er nannte die Versuchsfelder eine schöne Initiative, um nach vorne zu schauen und innovative Ideen zu fördern. Der Ressortchef nannte das Beispiel Körnerleguminosen, die nun als Element ins Greening einfließen sollen und eine Nutzung solcher Flächen ermöglichen. In Everlingen arbeiteten Landwirtschaft und Forschung direkt zusammen, und das sei gut so. Der Minister zeigte sich schließlich überzeugt, daß der neue Standort dieselbe Dynamik und dieselben Aktivitäten ermöglichen wird.

Schließlich war es am Präsidenten der Bauernzentrale, Marc Fisch, einen Rückblick auf 25 Jahre Everlinger Versuchsfelder zu tätigen. Der Präsident erwähnte eingangs die im kleineren Umfang vom Beratungsdienst der Bauernzentrale ab 1982 unternommenen pflanzenbaulichen Versuche, sozusagen die Vorläufer der heutigen Versuchsfelder. 1984 startete der Versuchsbetrieb auf dem Everlinger Standort, anfangs noch auf einer kleineren Fläche, die jedoch nach und nach immer größer wurde. Marc Fisch würdigte im folgenden den Einsatz von Norbert Feltgen für Beratung und Forschung im Ackerbau sowie die Betriebsleiterfamilie Schroeder, die viel dazu beigetragen hätten, daß die Versuchsfelder ein Erfolg geworden seien.

Ein weiteres Lob erging an die diversen Landwirtschaftsminister der letzten 25 Jahre, die die Versuchsfelder allesamt unterstützt haben. Die Unterstützung für Beratung und Forschung habe man anfangs noch erkämpfen müssen, was heutzutage nicht mehr nötig sei.

Der Präsident der Bauernzentrale kam dann auf die diversen Tätigkeiten in Everlingen zu sprechen. Anfangs sei ein Komitee, bestehend aus Vertretern der Ackerbauschule, der Bauernzentrale und der Familie Schroeder gegründet worden, um die Versuche konkret zu planen. Mit Weitsicht sei man von Anfang an vorgegangen, um Innovationen in der Pflanzenproduktion zu fördern. Vieles im Getreide- und Leguminosenbereich habe man getestet und den Landwirten somit Tests auf eigenen Flächen erspart. Anfangs sei es vornehmlich darum gegangen, die Erntemengen zu steigern. Doch mit dem Preisverfall durch die Agrarreform von 1992 und der folgenden Gründung der FILL habe man sich bei den Versuchen auf den FILL-Grundsatz „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“ verlegt.

Marc Fisch kam des weiteren auf Versuche mit extensiven Kulturen und auf das Sortenversuchswesen in Everlingen zu sprechen, für das von Anfang an Vic Feipel zuständig war. Er nannte des weiteren Kooperationen mit der „Ekologesch Landwirtschaftsberodung“, mit Minettkompost sowie mit diversen Forschungseinrichtungen (Universitäten Gembloux, Louvain, ULG sowie CRP G. Lippmann). Er bedankte sich bei allen, die zum guten Gelingen des Versuchswesens in all den Jahren beigetragen haben und erwähnte abschließend, daß die Verdienste der Familie Schroeder nachträglich in einer kleinen Feier gewürdigt werden.

Schwerpunkt Stickstoffdüngung

Bei der nachfolgenden Begehung der Versuchsparzellen bekamen die Teilnehmer einen Einblick in folgende Versuchsschwerpunkte in den verschiedenen Kulturen:

  • Depot-Düngung im CULTAN-Verfahren,
  • AHL-Flüssigdüngung als Depot,
  • Gülledüngung als Depot,
  • breitflächige Düngung als Depot,
  • fraktionierte Düngung nach dem Logiciel AZOTE (AHL).
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Während den letzten Jahren 2008 bis 2010 wurden in den Versuchsfeldern systematisch Versuche mit der Stickstofflüssigdüngerdepotdüngung (AHL) gemacht. Hierbei wurden die Resultate von einer einzigen Flüssigdüngergabe mittels Schleppschlauchtechnik mit denjenigen einer dreiteiligen Stickstoffzufuhr verglichen. Die Resultate waren insgesamt positiv. Deshalb wurde in 2009 erstmals eine Depotdüngung mit festem Stickstoffdünger (SSA) im CULTAN-Verfahren ausprobiert. Die Ergebnisse waren auch hierbei äußerst positiv.

Das große Interesse an der Depotdüngung sowohl von der landwirtschaftlichen Seite, in Luxemburg wie auch im benachbarten Ausland, als auch im Hinblick auf Umwelt- und Wasserschutzfragen hat die verantwortlichen Versuchsfeldbetreiber, nämlich die Ackerbauschule aus Ettelbruck, die Centrale Paysanne aus Mersch, und den landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Schroeder aus Everlingen dazu bewegt, das Thema Stickstoffdüngung zum zentralen Thema der diesjährigen Versuchsfeldanlage zu machen.

Neben den bereits beschriebenen Verfahren kam ebenfalls eine Gülledepotdüngung in Everlingen in einem großflächigen Versuch zum Einsatz. Wie schon im vergangenen Jahr wurde auch in diesem Kulturjahr wieder ein umfangreicher Leguminosenversuch angelegt. Die Ökoberatung der „Jongbaueren a Jongwënzer“ hat weiter einen Leguminosengemengeversuch angebaut und die Firma Versis hat einen Beizmittelversuch vorgestellt.

Beim Düngungsversuch konnte man die Unterschiede zwischen den einzelnen Düngungsvarianten in den verschiedenen Kulturen bestaunen. Im Winterraps, im Wintergetreide und im Sommergetreide wurden derartige Versuche angelegt. Im Winterraps sind sowohl die Varianten 150 kg N/ha sowie 200 kg N/ha in Form von 2-fach fraktionierter AHL/ATS-Düngung sowie der CULTAN-Depotdüngung in Form von SSA durchgeführt worden, als auch ein Gülleversuch mit 130 kg N/ha in Form von Schweinegülle als zweite Gabe nach 25 kg N/ha in Form von Ammoniumthiosulfat (ATS), welcher zur Schwefelbedarfsdeckung eingesetzt wurde. Im Winterweizen waren zwei Varianten der Depotdüngung zu sehen, einmal 150 kg N/ha (AHL) und einmal 130 kg N/ha (AHL) mit anschließender Ährendüngung mit 20 kg N/ha. Als zweite Düngungsvariante im Winterweizen wurde die LOG-N-Variante durchgeführt, bei welcher 165 kg N/ha fraktioniert in Form von AHL ausgebracht wurden (40/50/75). Im Winterroggen wurde der gleiche Versuch angelegt. Die Düngung in Wintergerste und Wintertriticale erfolgte nach dem gleichen Prinzip, allerdings etwas weniger intensiv als im Winterweizen. So wurden in der Depotvariante 130 kg N/ha in Form von AHL resp. Schweinegülle ausgebracht, während nach dem LOG-N insgesamt 160 kg N/ha gedüngt wurden. In Sommerweizen, -futtergerste und -triticale wurde jeweils die eine Hälfte des Versuchs im CULTAN-Verfahren gesät und gleichzeitig gedüngt und die andere Hälfte konventionell gesät und anschließend mit AHL resp. SSA breitflächig gedüngt. Im Sommerweizen wird in den kommenden Tagen dann auch noch zum Teil eine Ährendüngung durchgeführt werden. Beim Sommerhafer und in der Sommerbraugerste wurde der gleiche Versuch durchgeführt, allerdings mit nur 60 kg N/ha.

Zusätzlich zu diesen Düngungsversuchen wurden im Getreide auch noch verschiedene Pflanzenschutzversuche appliziert, sei dies der Einsatz von Fungiziden oder Halmwuchsreglern. In der Sommergerste und im Winterweizen hat zusätzlich noch die Firma Versis einen Beizmittelversuch laufen, welcher besondere Aufmerksamkeit von den Teilnehmern erhielt. Hierbei handelt es sich um die sogenannte SYSTIVA-Beizung, welche den Fungizideinsatz limitieren und einen gezielteren Fungizideinsatz ermöglichen soll.

Im Winterraps wurde wie auch bereits im letzten Jahr zusätzlich zum Düngungsversuch ein Insektizidversuch angelegt, anhand dessen ermittelt wird, welchen Schaden eine unterlassene Schädlingsbekämpfung gegen den Stengelrüßler resp. den Schotenrüßler zur Folge hat, oder was eine Behandlung gegen die beiden Schädlinge als Mehrertrag einbringt. Diese Behandlungen wurden immer erst nach Erreichen der jeweiligen Schadschwelle durchgeführt, welche durch das CRP G. Lippmann ermittelt wurden.

In den Winterkulturen wurde zudem die Arbeit des CRP G. Lippmann gezeigt. Hierzu berichtete Dr. Marco Beyer über die Weizenkrankheit „Zymoseptoria tritici“, welche auch in diesem Frühjahr in Everlingen zum Erstellen des Sentinelle-Warndienstes bonitiert wurde, während Dr. Michael Eickermann die Erarbeitung eines Prognosemodells zum Zuflug von Rapsschädlingen präsentierte.

Auf eine sehr interessante Art wurden verschiedene Krankheiten und Schädlinge von LTA-Schülern gezeigt. Die Themen hierbei waren: Rhynchosporium, Septoria, Weißstengeligkeit, Blattläuse, Stengelrüßler und Getreidehähnchen. Weitere Themen waren die Neonikotioide sowie die Vorstellung eines Blattdüngers.

Neben den Düngungsversuchen stellten die Leguminosen einen weiteren großen Teil der Versuche dar. Hier wurden in diesem Jahr zwei Sorten Lupinen angebaut im Vergleich mit Erbsen und Ackerbohnen. Bei den Winterackerbohnen und -erbsen liegt der Versuchsschwerpunkt auf der Auswirkung verschiedener Saattermine auf die Überwinterung der Kulturen, während bei den Sommerackerbohnen und -erbsen ein Fungizid- und Insektizidversuch durchgeführt wird. Ebenfalls im Bereich der Leguminosen wurde vom Ökoberater der „Jongbaueren a Jongwënzer“ ein Gemengeversuch angelegt, welcher zum einen das Gemenge Ackerbohnen-Hafer in verschiedenen Varianten und zum anderen ein Mais-Soja-Gemenge beinhaltet.