Constant Infalt geht nach 25 Jahren an der Spitze der Genossenschaft in den wohlverdienten Ruhestand.
Eine Ära geht zuende: Nach fast vier Jahrzehnten bei Domaines Vinsmoselle, davon 25 Jahre als Direktor, hat Constant Infalt zum Jahresende den wohlverdienten Ruhestand angetreten. Der stets umtriebige Direktor hat in diesem Vierteljahrhundert nicht nur dem genossenschaftlichen Weinbau seinen Stempel aufgedrückt, sondern Einfluß auf die Luxemburger Mosel als Ganzes gehabt, indem er tatkräftig innovative Ideen umsetzte, die für das Image des heimischen Weinbaugebiets von großer Bedeutung waren (und nach wie vor sind).
Am vergangenen Montag fand eine Abschiedsfeier für den scheidenden Direktor von Domaines Vinsmoselle in der Wormeldinger Caves Crémant POLL-FABAIRE statt. Der Einladung waren zahlreiche Ehrengäste gefolgt, darunter Ehrenstaatsminister Jacques Santer, der amtierende Weinbauminister Romain Schneider und sein Vorgänger Fernand Boden sowie der Direktor des Weinbauinstituts, Robert Ley.
Präsident lobt Lebenswerk von Constant Infalt
Henri Streng, der unlängst für eine weitere vierjährige Amtszeit als Präsident von Domaines Vinsmoselle bestätigt worden ist, würdigte in seiner kurzweiligen Rede die zahlreichen Verdienste von Constant Infalt. Der Präsident holte zunächst etwas aus und kam auf die Anfangszeiten von Domaines Vinsmoselle zu sprechen. Sechs Jahre nach Gründung begann der scheidende Direktor seine Tätigkeit bei Domaines Vinsmoselle in der Caves du Sud, und zwar unter dem ersten Direktor Nicolas Schmit. 1974 wurde das Schloß von Stadtbredimus als neuer Verwaltungssitz bezogen. Vier Jahre später wurde Will. Wiltzius Nachfolger von Nicolas Schmit. Im Januar 1987 kam dann die große Stunde für Constant Infalt. Er trat die Nachfolge von Will. Wiltzius an und startete noch im selben Jahr mit einer besonderen Innovation, der ersten Série limitée Art & Vin, die im November 1987 vorgestellt wurde. Diese neue Produktserie wurde bald zum Aushängeschild von Domaines Vinsmoselle. Constant Infalt war bei allen bisherigen 23 Editionen verantwortlich für die Serie, also für die Auswahl und Betreuung der Künstler, für die Gestaltung des edlen Geschenksets und der Weine sowie für die offizielle Präsentation der Serie und der Vorstellung des Künstlers.
Ein weiteres innovatives Highlight war der Einstieg in die äußerst erfolgreiche Crémant-Produktion als Pionierleistung an der Luxemburger Mosel. Henri Streng betonte in diesem Zusammenhang den leidenschaftlichen Einsatz von Constant Infalt, um dieser Innovation mit dem Produktnamen POLL-FABAIRE zum Erfolg zu verhelfen. Auch das Logo für das neue Produkt hat der seinerzeitige Direktor ersonnen. Zu speziellen Anlässen wie Jubiläen wurden eigens besondere Crémant- Cuvées entwickelt, mit denen man auf sich aufmerksam machte. Mit der Cuvée Cult wurde unter Constant Infalt erstmals ein Edelcrémant entwickelt, der für einen Preis von über 10 Euro am Markt etabliert werden konnte. Heute beträgt die Jahresproduktion von Crémant POLLFABAIRE 1,5 Mio. Flaschen. Der Vinsmoselle-Präsident lobte die Weitsicht des scheidenden Direktors, der schon früh davon gesprochen hat, daß sich Luxemburg ideal als Crémant-Region eignen würde und die positive Entwicklung voraussah. Inzwischen sei man beim Umsatzanteil bei über 30% angelangt und auf einem guten Weg, um die 40% zu erreichen. „Und warum sollten es in Zukunft nicht noch 50% werden?“, wagte Henri Streng als langfristigen Ausblick.
Als weitere Innovation nannte er die Produktreihe Sixty-Six für junge Weintrinker. Hiermit wurde Neuland betreten, weil es vorher nicht üblich war, Wein ausschließlich unter einem Markennamen zu verkaufen Last but not least die grenzüberschreitende Qualitätscharta Schengen Prestige, die auf Constant Infalt als Urheber zurückgeht.
Henri Streng kam auch auf strukturelle Innovationen auf Seiten der Kellereien zu sprechen. In die Amtszeit von Constant Infalt fielen die Einrichtung von vier Weinstuben und Wäishops, und zwar in Remerschen, Wellenstein, Wormeldange und Grevenmacher. Außerdem wurde auf sein Betreiben in Wellenstein die zentrale Abfüllung eingerichtet, während die Caves de Wormeldange zur zentralen Crémant-Kellerei wurde.
Der Präsident lobte Constant Infalt auch für seinen unermüdlichen Einsatz innerhalb der genossenschaftlichen Strukturen. Hier galt es, Überzeugungsarbeit zu leisten, um Domaines Vinsmoselle voranzubringen. In diesem Kontext erwähnte Henri Streng die kürzlich erfolgte Statutenänderung, derzufolge die Mitglieder ab sofort nicht mehr über die Kellereien bei Domaines Vinsmoselle vertreten sind, sondern direkt bei Domaines Vinsmoselle als Dachstruktur der Genossenschaft.
Henri Streng lobte Constant Infalt schließlich als langjährigen Leader des luxemburgischen Weinbusiness und machte deutlich, daß Domaines Vinsmoselle als Wirtschaftseinrichtung von nationaler Bedeutung das Lebenswerk des scheidenden Direktors sei. Sein Name werde noch ganz lange an der Luxemburger Mosel genannt werden, zeigte er sich überzeugt.
Domaines Vinsmoselle als Lebensschule
Im Anschluß war es an Constant Infalt, das bereits Gesagte um einige Punkte zu ergänzen. Der scheidende Direktor dankte den zahlreichen Gästen für ihr Erscheinen. Er betonte eingangs, daß Domaines Vinsmoselle für ihn die große Lebensschule war. Anfangs habe er großes Glück gehabt, daß Vorbilder da waren, von denen er lernen konnte. So erwähnte er beispielhaft den ehemaligen Direktor Will. Wiltzius und den langjährigen Präsidenten Vic. Gloden. Auch machte er deutlich, daß man die Direktion nicht im Alleingang machen kann, sondern ein professionelles Team erforderlich ist. Im administrativen Bereich lobte er Marc Gonderinger als „Tandempartner“. Als wichtigen Lehrmeister in Sachen Önologie, der viel zu Produktinnovationen beigetragen hat, erwähnte er den 2003 allzu früh verstorbenen technischen Direktor Nico Moschtert.
Constant Infalt war ebenfalls voll des Lobes für den langjährigen treuen Handelspartner Cactus. Er betonte die Wichtigkeit des Supermarktabsatzes in heutiger Zeit, gerade auch für das Erfolgsprodukt Crémant.
Der scheidende Direktor betonte die stetige Investitionsbereitschaft, die er als Indiz für die gesunde wirtschaftliche Situation sieht, und zeigte sich erfreut, daß die unter seiner Ägide ausgearbeiteten Projekte stets von der Genossenschaft getragen wurden. Auch lobte er die guten Erfahrungen mit den jeweiligen politisch Verantwortlichen und den für Weinbau zuständigen Beamten. So erwähnte er die vier schlechten Jahre 1978-1981, die zunächst Hilfen für Ertragsausfälle nach sich zogen. Schließlich wurde man sich einig mit dem Ministerium, daß der Staat sich an Versicherungen gegen solche Ausfälle beteiligte, anstatt die Winzer künftig wieder als Bittsteller dastehen zu lassen. Die Luxemburger Mosel sei seitdem auch nicht mehr in der Diskussion gewesen wegen Entschädigungen. Des weiteren erwähnte er, daß er seit 20 Jahren auf Erzeugerseite die Luxemburger Mosel in Brüssel vertritt.
Constant Infalt teilte seine Zeit bei Domaines Vinsmoselle in drei Phasen ein. Bis 1985 seien es unsichere Jahre gewesen. Von 1985-2000 habe man „goldene Jahre“ erlebt, wo vieles von alleine gegangen sei. Seit 2000 erlebe man wieder eine kritische Periode mit sinkenden Absätzen. Während man zuvor mehr als 50% über die Gastronomie abgesetzt habe, sei durch verstärkte Alkoholkontrollen eine starke Umstellung der Konsumgewohnheiten eingetreten, die man zuvor nicht für möglich gehalten hätte.
Schließlich kam der Direktor auf seinen Nachfolger zu sprechen. Er bezeichnete es als Glücksfall, daß Domaines Vinsmoselle den ehemaligen Verkaufsdirektor von Domaines Vinsmoselle (von 1993-94) für den Posten gewonnen hat, der schon mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut sei. Zum Abschluß übergab er seinem Nachfolger symbolisch den entscheidenden Schlüssel für sein neues Amt, einen Generalschlüssel für die Weinfässer der Vinsmoselle-Kellereien.
Neuer Direktor gibt sich innovationsfreudig
Georges Schaaf bedankte sich anschließend für das ihm entgegengebrachte Vertrauen. Er versprach, Investitionen auf hohem Niveau beizubehalten und neue Ideen im Absatz und bei Produkten umzusetzen. So sollten nach seinen Worten verstärkt Grenzgänger als Kunden gewonnen werden. Auch sollten neue Kunden unter 30 Jahren hinzugewonnen werden. Das Erfolgsprodukt Crémant POLL-FABAIRE solle beim Absatz den Weg ins Ausland finden.
Als weitere Punkte betonte der neue Direktor die Wichtigkeit von Zertifizierung und nachhaltiger, umweltgerechter Qualitätsproduktion. In diesem Kontext machte er auf die 2011 geschaffene Weinberatungsstelle aufmerksam.
Abschließend kam er auf die neue Außendarstellung zu sprechen. Ein neues Logo existiere bereits. Jetzt arbeite man an neuen Etiketten und einem neuen Internetauftritt und verstärke die Kommunikation im Bereich der elektronischen Medien.
Lob von Weinbauminister Schneider
Romain Schneider würdigte den scheidenden Direktor als Innovationsmotor an der Luxemburger Mosel, der das Weinbaugebiet weitergebracht und bekanntgemacht habe. Die Anwesenheit vieler hochrangiger Ehrengäste zeige, wie sehr er in seiner Funktion anerkannt gewesen sei. Er habe es stets verstanden, neue Produkte erfolgreich mit einem offensiven Marketing zu begleiten und sei „zu 200% engagiert“ gewesen, um Domaines Vinsmoselle voranzubringen. Beispielhaft nannte der Ressortminister drei Punkte, die auf Constant Infalt zurückgehen: zum einen die Gründung der Jongwënzer von Domaines Vinsmoselle, die immer wieder neue Ideen hineintrugen. Zum zweiten bezeichnete er den ehemaligen Direktor als Vater des Erfolgsprodukts Crémant de Luxembourg. In den 20 Jahren seit der Einführung an der Luxemburger Mosel habe sich der Absatz mehr als verzehnfacht und man habe seither 31 Mio. Flaschen verkauft. Und schließlich als dritten Punkt die bedeutenden Impulse im Bereich der Stillweine. Er nannte diesbezüglich insbesondere die Qualitätscharta von Domaines Vinsmoselle. Abschließend wünschte Romain Schneider dem scheidenden und dem neuen Direktor viel Glück.