SAF-Neijooschtreff im Zeichen des Risikomanagements

Am Mittwoch vergangener Woche fand im Agrocenter in Mersch der SAF-Neijooschtreff statt. Diesmal stand die Veranstaltung im Zeichen des Risikomanagements in der Pflanzenproduktion. Im zweiten Teil unseres Beitrags geht es um den Fachvortrag von Toni Esch, Generalbevollmächtigter der Vereinigten Hagel in Luxemburg.

Das Thema seines Vortrags lautete: „Was die Blüte der Haselnuß mit dem Wetter zu tun hat“. Der Referent von der Vereinigten Hagel zeigte zunächst anhand eines Diagramms für Braunschweig, daß sich die Haselnußblüte seit Mitte der Fünfziger Jahre immer weiter nach vorne verschoben hat. Während in den 50er Jahren noch Mitte März als normaler Blühtermin galt, ist es inzwischen Mitte Januar. Im Extremjahr 2007 blühte die Haselnuß gar schon Anfang Dezember. Für Pollenallergiker bedeutet dies eine nicht erwünschte Verlängerung der „Pollensaison“.

Als weiteres Indiz für den offensichtlichen Klimawandel zeigte er den deutlichen Rückgang des Tschierva- Gletschers im schweizerischen Graubünden seit dem 19. Jahrhundert. Für die nächsten Jahrzehnte wird noch einmal ein sehr starker Schwund prognostiziert, so daß von diesem einst stolzen Gletscher bis 2100 so gut wie nichts mehr übrigbleiben wird.

Für Mitteleuropa nannte er folgende Witterungsrisiken infolge des Klimawandels:

  • Zunahme starker Winterstürme;
  • weniger kalte und frostige Winter mit intensiveren Niederschlägen;
  • heißere u. trockenere Sommer mit höherem Dürrerisiko (z.B. 2003);
  • Zunahme schwerer Unwetter mit Hagel, Sturm und Starkregen.

Für den Winter sind demzufolge höhere Minimalwerte (also weniger strenger Frost) und für den Sommer höhere Maximalwerte zu erwarten. Toni Esch machte auf weitere Indizien für den Klimawandel aufmerksam, die für die Versicherer schon heute deutlich zu spüren sind: Die Schadereignisse werden häufiger und die Intensität dieser Ereignisse nimmt zu. Als Beispiel führte er das extreme Frühjahr 2011 an, das im benachbarten Rheinland-Pfalz als das trockenste seit Beginn der Messungen im Jahr 1893 gilt. Er betonte in diesem Kontext, daß die Anforderungen an Versicherer größer werden.

Der Generalbevollmächtigte der Vereinigten Hagel zeigte dann einen europäischen Vergleich bezüglich der Möglichkeiten des Risikomanagements der Pflanzenproduktion auf. Während in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Großbritannien nur Einzelrisiken abgesichert werden, sind es in vielen osteuropäischen EU-Staaten sowie in Portugal und Schweden Mehrgefahrenversicherungen mit einer begrenzten Deckung. Ertragsausfallversicherungen mit einer umfassenden Deckung gibt es außer in Luxemburg nur noch in Frankreich, Spanien, Italien und Österreich. Aber auch bei den Kombiangeboten in den Mehrgefahren- und Ertragsausfallversicherungen gibt es Unterschiede innerhalb Europas. Am besten ist die Risikoverteilung in Luxemburg, denn nirgendwo sonst in Europa kann man sich (neben den sonst höchstens aufgeführten sechs Risiken Auswinterung, Starkregen, Frost, Sturm, Hagel und Trockenheit) auch gegen Auswuchs absichern.

So unterschiedlich wie die Angebote sind auch die Subventionshöhen. Nur in Portugal und Italien zahlt der Staat im Durchschnitt mehr als 50% der Prämien als Zuschuß, in einer Reihe von Ländern (u.a. Spanien, Polen und Luxemburg) sind es genau 50%, bei den meisten jedoch unter 50%. In Frankreich sind es weniger als 10% und in nicht wenigen Ländern (u.a. Deutschland und Belgien) werden keinerlei Subventionen gezahlt. Im EU-Durchschnitt wird ein knappes Drittel der Prämien vom Staat bezuschußt. Der Redner merkte an, daß die in Deutschland bestehende Mehrgefahrenversicherung wegen der Nichtbezuschussung als unverkäufliches Produkt gilt.

Der Referent zeigte im folgenden etliche Bilder von Schäden durch extreme Witterungsereignisse in Luxemburg. Frühe Totalschäden durch Hagel, Schäden durch Auswinterung, Starkregen, Sturm und Auswuchs. Natürlich gab es auch eindrückliche Bilder vom extremen Trockenjahr 2011. Bis zu 80% betrugen die Schäden beim Wintergetreide, während beim Sommergetreide mancherorts überhaupt nichts zu ernten war. Toni Esch zeigte anhand der Trokkenschäden, wie die Ertragsausfälle von den geschulten Schadensschätzern aus Luxemburg ermittelt werden.

Abschließend kam der Redner von der Vereinigten Hagel noch auf ein Extremereignis an der deutschen Mosel zu sprechen, das nicht nur vom Ausmaß, sondern auch vom Zeitpunkt außergewöhnlich war: Der Hagelsturm vom 26. August 2011. Zu einem Zeitpunkt, wenn die Hagelsaison üblicherweise längst gelaufen ist, gab es in mehreren Weinorten an der Mittelmosel, vor allem in Veldenz, schwerste Schäden nicht nur an Wein und Ackerkulturen, sondern auch an Gebäuden und Fahrzeugen. Die Hagelkörner waren teils faustgroß und wogen bis zu 500 g.