Bauerekalenner 2012

Der Bauerekalenner 2012, es handelt sich um die 64. Ausgabe, ist soeben erschienen. Er wird demnächst an die Ortsdelegierten verteilt werden. Für Nicht-Mitglieder ist er in einigen Buchhandlungen (siehe unten) und im Agrocenter erhältlich. Der neue Bauerekalenner wartet wie immer mit einer großen Fülle von Beiträgen auf, die die verschiedensten Themen rund um das Agrarwesen und den ländlichen Raum abdecken. Die Redaktion des Bauerekalenner bedankt sich an dieser Stelle bei allen Autoren für ihre interessanten Beiträge.

Europäische und nationale Agrarpolitik im Fokus

Der Leitartikel steht unter dem Leitthema „Welche Agrarpolitik für morgen?“. Aufgezeigt werden zunächst die neuen Herausforderungen der Landwirtschaft durch den weltweit wachsenden Bedarf an Nahrungsmitteln und aufgrund der politischen Erwartungen bezüglich der Erzeugung „grüner Energie“ und der Bekämpfung des Klimawandels, ersteres auch unter der Prämisse, daß die landwirtschaftliche Nutzfläche nur noch wenig ausgedehnt werden kann und durch den Klimawandel manche Regionen bezüglich Nahrungsmittelerzeugung unsicheren Zeiten entgegensehen. Mit Blick auf diese neuen Herausforderungen werden die Vorschläge zur Reform der Gemeinsamen europäischen Agrarpolitik einer kritischen Bewertung unterzogen.

Im Jahr bei der Bauernzentrale geht es schwerpunktmäßig um nationale agrarpolitische Themen, vor allem um den 2. Agrargipfel vom November 2011. Bei diesem Gipfel werden von der Bauernzentrale nicht nur die enormen Trockenschäden aufgegriffen, sondern insbesondere auch die landwirtschaftlichen Bauten in der Grünzone, wo man vom Nachhaltigkeitsministerium konkrete Schritte in Richtung zügigere Genehmigungen, Mitsprache seitens der landwirtschaftlichen Praxis und die Vermeidung überbordender, nicht der Praxis gerecht werdender Auflagen verlangt.

Auf nationaler Ebene ist die Bauernzentrale bei zahlreichen weiteren Themen aktiv gewesen, unter anderem in Sachen Jagdgesetz, Wasserpreis und insbesondere bei der Milchpolitik, dies angesichts des Auslaufens der Milchquotenregelung. Auch bezüglich der anstehenden GAP-Reform hat die Bauernzentrale Stellung bezogen und war zudem aktiv an der Aussprache bezüglich dieser Reform mit dem Berichterstatter im Europaparlament, Herrn Albert Deß, beteiligt. Wie immer wird auch das Geschehen im Weinbau und im Gartenbau beleuchtet.

Nachhaltigkeit und Fortschritt – auf die Bewertung kommt es an

Nachhaltigkeit ist heutzutage ein viel gebrauchtes Schlagwort, das fast in keinem politischen Statement fehlen darf. Doch was ist wirklich nachhaltig? Pol Gantenbein, der Generalsekretär der Landwirtschaftskammer, geht dieser kniffligen Frage nach und stellt fest, daß Nachhaltigkeit schwer zu umreißen und noch schwerer zu messen ist – und allzuoft mißbräuchlich verwendet wird. Alle reden von Nachhaltigkeit, nur niemand „lebt sie“. Dem „kollektiven Egoismus“ von heute stellt Pol Gantenbein ein neues, noch zu entwickelndes gesellschaftliches Leitbild gegenüber, das eine wirkliche Nachhaltigkeit erst ermöglicht. Dieses impliziert nach seinen Worten ein gesundes Maß an uneigennützigem Denken und Handeln, um allen Menschen, nicht nur unseren eigenen kommenden Generationen zu ermöglichen, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen. Er mahnt diesbezüglich an, neben der bislang entweder rein ökonomischen oder rein ökologischen Auslegung des Nachhaltigkeitsbegriffs eine soziale Komponente zuzugestehen.

Auch auf die Frage „Was ist Fortschritt?“ gibt es keine einfache Antwort. Marcel Oberweis legt in seinem Artikel dar, daß das Bruttoinlandsprodukt (BIP) kein geeigneter Fortschrittsindikator ist. Dem BIP als nach wir vor beliebtem Indikator bei internationalen Vergleichen stellt er das Wohlstands-BIP entgegen, das verschiedenste soziale und Umweltkriterien mit in die Berechnung einfließen läßt. Marcel Oberweis vermißt die soziale Komponente beim heutigen Fortschrittsbegriff und fordert ein nachhaltiges und gerechtes Wachstum mit einem weitaus geringeren Ressourcenverbrauch als heute. Gebraucht werde ein neues Leitbild, welches das Wachstum und den gesellschaftlichen Fortschritt zusammenführe, so der Autor.

Wetterhomepage und Leader-Jubiläum

Landwirtschaft, Wein- und Gartenbau sind sehr stark vom Wetter abhängig. Mit der neuen Wetterhomepage agrimeteo.lu, die von François Kraus, Paul Lepesant und Robert Mannes vorgestellt wird, bietet die ASTA seit 2011 ein Instrumentarium an, das Aufschluß gibt über die regionalen Wetterdaten und weitere Meßgrößen wie die Bodentemperatur und was daraus abzuleiten ist. Prognosesysteme für wichtige Krankheiten im Wein- und Obstbau sind ebenfalls integriert.

2011 wurde hierzulande das 20-jährige Jubiläum von Leader gefeiert. Françoise Bonert tätigt in ihrem Artikel zunächst einen Rückblick auf die vergangenen Leader-Perioden und skizziert, was in den 20 Jahren erreicht worden ist. Des weiteren kommt die für Leader zuständige Ministerialbeamtin auf die letztjährigen Feierlichkeiten zu sprechen.

Neues aus Wein- und Gartenbau

2011 stand im Weinbau im Zeichen des 20jährigen Jubiläums des Crémant de Luxembourg. Am 15.11.1991 durch großherzogliche Verordnung ins Leben gerufen, entpuppte sich der Crémant bald zu einem Erfolgsprodukt sondergleichen. Constant Infalt kommt in seinem diesbezüglichen Artikel darauf zu sprechen, daß erst bestimmte Voraussetzungen an der Luxemburger Mosel erfüllt werden mußten, um bezüglich Qualität genügend gerüstet zu sein für die damals neuartige Produktion. Und der Anbau hat sich in den beiden letzten Jahrzehnten weiter verändert zugunsten des Erfolgsprodukts Crémant de Luxembourg. Constant Infalt wagt abschließend die Prognose, daß die Luxemburger Mosel zu einer echten Crémantregion wird, dies zum Vorteil für die heimischen Winzer.

Einer ganz anderen Thematik, nämlich den Spätfrostschäden im Weinbau, widmet sich Dr. Daniel Molitor vom CRP Gabriel Lippmann. Er beschreibt darin genauestens die Situation im „Turbofrühjahr“ 2011, das für eine sehr frühe Vegetationsentwicklung sorgte und zweimal zu Frostschäden. Während die Schäden vom 13. April weniger gravierend waren, kam es am 4. und 5. Mai zu Schäden auf größeren Flächen insbesondere in frostgefährdeten Lagen. Der Autor legt abschließend dar, daß der Klimawandel für eine Reduzierung der Spätfrostgefahr sorgt und somit derartige Schäden immer unwahrscheinlicher werden.

Robert Mannes stellt ein neues Versuchsprojekt am Weinbauinstitut vor, die ökologische Hubschrauberspritzung. Sowohl im Versuchsmaßstab als auch in der Praxis soll getestet werden, ob nicht nur die Ökoweinbauflächen so behandelt werden können, sondern auch die anderen Flächen in Steillagen. Dies setzt voraus, daß die Hauptkrankheiten Oidium und Peronospora sicher bekämpft werden können. Ein Praxisversuch der Wormeldinger Spritzgenossenschaft ist 2011 positiv verlaufen und soll fortgesetzt werden.

Ein besonderes Ereignis wurde 2011 dem heimischen Gartenbau zuteil. Die Gemeinschaft der europäischen Junggärtner traf sich zu ihrem 52. Kongreß in Luxemburg und die heimische Junggärtnervereinigung hatte als Gastgeber die Ehre, den Gästen aus dem europäischen Ausland das Großherzogtum und seinen Gartenbau vorzustellen. Die Sekretärin der Junggärtnervereinigung, Josiane Walentiny, beschreibt in ihrem Artikel ausführlich das bunte Programm zu diesem Kongreß, dies unter dem Motto „Jung, lebendig und in voller Blüte“.

Tierzucht und Veterinärwesen

2011 wurde hierzulande 250 Jahre Veterinärausbildung gefeiert. Dr. Albert Huberty, der ehemalige Direktor der Veterinärinspektion, legt in seinem Artikel die Bedeutung des Veterinärwesens für die Begleitung der Landwirtschaft dar. Er unterstreicht die Notwendigkeit einer nachhaltigen Tierproduktion und einer konsequenten Seuchenbekämpfung. Der Autor macht zugleich deutlich, daß die Landwirtschaft neue Herausforderungen zu meistern hat und die Veterinäre hierbei einen Beitrag leisten werden.

Um historische Nutztiere geht es im Beitrag von Henri Kugener. Der Autor kommt auf Maulesel und Maultiere zu sprechen, jene genügsamen Lastenträger, die früher hierzulande oftmals auch als Zugtiere dienten. Ende des 19. Jahrhunderts begann der Niedergang und im Zweiten Weltkrieg das Aus für diese Nutztierkreuzungen.

Pol Schmoetten, Landespräsident der heimischen Kleintierzüchtervereinigung USAL, widmet sich der Rassehühnerzucht. Diese wurde schon immer auch unter ästetischen Gesichtspunkten betrieben, doch das Nutztier Huhn war bis Ende des 19. Jahrhunderts von geringerer Bedeutung. Dies änderte sich mit dem Aufkommen leistungsfähiger Hybriden aus den USA, die eine wirtschaftlich rentable Hühnerzucht erlaubten. Doch auch die Hobbyzucht erlebte einen Aufschwung durch die Einkreuzung von asiatischen Rassen in die bestehenden europäischen und amerikanischen Rassen, so daß viele neue Rassen entstanden. Weitere Aspekte, die der Autor nennt, sind Art- bzw. Rassenerhaltung, der Aspekt der Sportzucht sowie der Freizeitaspekt.

Um die kleinsten Nutztiere geht es im Beitrag von Dr. John Weis. Der Präsident des Cliärrwer Beievereins stellt das Projekt „Mateneen – Baueren a Beieleit“ vor. Seit drei Jahren besteht diese erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Bauereninitiativ fir d’Eislek an den Naturpark Our (BEO) im Norden Luxemburgs, die den Imkern eine gefahrlose Nutzung der ertragreichen Rapstracht ermöglicht und den Landwirten einen Mehrertrag beschert. Schließlich wurde eine Honiggemeinschaft mit der BEO gegründet, die seitdem den Honig des Cliärrwer Beievereins als „Ourdaller Hunneg“ erfolgreich vermarktet.

Aber auch die großen Nutztiere bleiben nicht außen vor. Josy Thill stellt die Fleischrinderrasse Aubrac, die sich zunehmender Beliebtheit erfreut, in seinem Portrait vor. Des weiteren werden die Resultate aus dem heimischen Rinderzuchtgeschehen seit Oktober 2010 in einem eigenen Artikel zusammengefaßt.

CONVIS-Projekte und Pflanzenschutzthematik

Romain Reding stellt die Aktivitäten der CONVIS-Beratung vor. Dies sind zum einen praxisbezogene Projekte wie TEPagro und OptiGras, zum anderen Beteiligungen an nationalen und internationalen Forschungsprojekten (Optenerges, Luftbildauswertungen für verschiedene Zwecke, Vergleich bio und konventionell) sowie die Bereiche Düngeplanung, Flächenanträge, administrative Beratung, Futterberatung und Herdenmanagement, Wasserschutz, Versicherungen und Zertifizierungen nach QS- und QM-Standard.

Unfälle beim Pflanzenschutz – der ja bei weitem nicht nur im Agrarsektor, sondern u.a. auch in Kommunen und bei privaten Gartenliebhabern praktiziert wird – sind glücklicherweise nicht mehr so häufig wie früher, aber diese Mittel stellen nach wie vor ein Gefahrenpotential dar, insbesondere für den Anwender. Um Risiken zu minimieren, ist es ratsam, sich an einschlägige Empfehlungen zu halten. Dr. Marco Beyer und Dr. Michael Eikkermann legen in ihrem diesbezüglichen Beitrag dar, was alles vorbeugend getan werden kann, damit sich der Anwender vor den Risiken mit Pflanzenschutzmitteln schützen kann. Die Autoren thematisieren auch den Verbraucherschutz und erläutern Fachbegriffe, die bei der toxikologischen Bewertung von Pflanzenschutzmitteln eine Rolle spielen.

Forstwesen in Luxemburg

„Waldschutz: intelligente Nutzung statt Verwahrlosung“, so der Titel des Beitrags der Vereinigung Lëtzebuerger Privatbësch. Diese ist seit Jahren bemüht, Kleinstwaldbesitzer zu einer regelmäßigen Bewirtschaftung ihrer Flächen zu motivieren. In diesem Kontext macht sie auf die Wichtigkeit der Forstzertifizierung aufmerksam, die in Zukunft unerläßlich sein wird, um den Wald wirtschaftlich nutzen zu können. Außerdem achtet man bei der PEFC-Zertifizierung auf eine nachhaltige Nutzung mit standortangepaßten Mischwaldbeständen. Der Wald soll letztlich durch Nutzung erhalten werden und seinen vielfältigen sozialen und ökologischen Funktionen gerecht werden.

Ebenfalls um das Forstwesen geht es im Beitrag der Naturverwaltung. Die Direktion der Naturverwaltung legt darin umfassend dar, welche Maßnahmen im Forstbereich gefördert werden und wie die diesbezüglichen Rahmenbedingungen aussehen. Dazu gehört auch der Wegebau.

Integrierte und Biolandwirtschaft

Marc Fiedler geht in seinem Artikel auf das FILL-Konzept einer nachhaltigen Landwirtschaft ein, das ökonomische, ökologische und soziale Komponenten gleichermaßen integriert. Er konzentriert sich in seinen weiteren Ausführungen auf die ökonomische Komponente, die einem landwirtschaftlichen Betrieb das wirtschaftliche Überleben erst ermöglicht. Diesbezüglich stellt er 14 ökonomische Indikatoren mit Aussagekraft vor.

Das Institut für Biologische Landwirtschaft und Agrarkultur (IBLA) existiert seit 2007. Steffi Zimmer vom IBLA stellt die verschiedenen Aufgabengebiete vor, die Beratung, Forschung sowie Ausbildung und Kommunikation umfassen. Die Projekte in Sachen Versuchswesen und Forschung werden vorgestellt, ebenso die Demonstrationsbetriebe biologischer Landbau.

Betreuungs- und Lehrbauernhöfe

In den Niederlanden und in Flandern sind sie weit verbreitet: die sog. Care- Farms. Dies sind Bauernhöfe, wo Menschen, die vor allem psychische oder andere schwerwiegende Probleme haben, leben und arbeiten können. In den Niederlanden und in Flandern werden die Schwerpunkte hierzu mitunter unterschiedlich gesetzt. Sinn und Zweck ist letztlich eine betreute Therapie durch regelmäßige Arbeit, dies im Rahmen der Möglichkeiten des Patienten.

Hierzulande gibt es zwar noch keine Care-Farm, aber es gibt Lehrbauernhöfe. Schüler und Erwachsene erhalten hier einen Einblick in die Landwirtschaft und können so manche lehrreiche Stunde auf einem Bauernhof verbringen. Der Sekretär der Vereinigung der Lehrbauernhöfe (Apfapl) stellt hierzu die neue Broschüre in seinem Artikel vor.

Nicht zu vergessen die Beiträge des Service Activités Féminines, der Lëtzebuerger Bauerejugend sowie der umfassende Artikel der langjährigen Pferdeautorin Lou Brandenburger zum heimischen Reitsport- und Pferdezuchtgeschehen im Jahr 2011.