Der Frühling 2013 gestaltet sich in der Futtererzeugung ausgesprochen schwierig. Für Milcherzeuger, die auf eine hochwertige Silage gehofft haben, ist es eine schwere Geduldsprobe. Die Nerven liegen vielerorts blank und mitunter wird trotz der miserablen Bedingungen geerntet. Im Gutland kann man allenfalls noch mit einer Silage mittlerer Qualität rechnen. Fuchsschwanz-lastige Bestände kann man in der Regel schon jetzt gänzlich vergessen, da diese nicht mehr silierfähig sind. Und selbst bei nutzungselastischeren Beständen wird irgendwann der Punkt erreicht sein, wo die Silierfähigkeit nicht mehr gegeben ist. Lagernde Bestände fangen vielerorts an zu faulen, vor allem die blattreichen Bestände.
Die allermeisten Standorte sind seit Beginn der Schlechtwetterperiode am 7. Mai, als das Grünland landesweit noch nicht silierreif war, nicht mehr befahrbar gewesen. In Tallagen steht das Gras nicht selten seit Pfingsten im Wasser. Bei solch extremen Bedingungen wird eine Woche trocken-warmes Wetter noch zu wenig sein, um Gras mähen zu können, ohne Schäden an der Grasnarbe und am Boden anzurichten. Auch an diesen Standorten ist das Gras natürlich von Fäulnis betroffen.
Für die erste Junidekade wird derzeit von den Meteorologen das erhoffte trocken-warme Wetter in Aussicht gestellt. Ob es aber wirklich anhaltend trocken oder nur anhaltend wärmer wird, muß sich noch zeigen.
Ösling bei der Grasernte im Vorteil
Während man im Süden des Landes auf den Lehmstandorten diese Woche noch vergeblich auf stabiles Silierwetter warten mußte, konnte auf den Standorten mit leichten Böden, also im größten Teil des Öslings und auf sandigen Böden im Gebiet des Luxemburger Sandsteins, bereits mit der Grasernte begonnen werden. Im Ösling stellte sich mancherorts schon am 24.05.2013 die passende Witterung ein, um mit der Grasernte beginnen zu können. Nach den Niederschlägen am 26.05.2013, die im Westen des Landes nur noch sehr spärlich fielen, konnte am 27.05.2013 unter günstigen Bedingungen die Grasernte fortgesetzt werden. Im Ösling hatte man zudem den Vorteil, daß die Bestände noch zu einem qualitativ günstigen Zeitpunkt geerntet werden konnten. Selbst für die ASTA-Grünlandversuche gilt das Gesagte. Nur auf den Ösling-Standorten konnte am 27.05.2013 und 28.05.2013 geerntet werden und die Qualität war durchaus in Ordnung. Aber auch auf diesen leichten Standorten gibt es Probleme mit Lager und beginnender Fäulnis.
Im Gutland hingegen ist das Gras bereits zu rohfaserreich und zu schwach in puncto Rohprotein- und Zuckergehalt, um daraus noch eine hochwertige Silage machen zu können. Allenfalls mittlere Qualitäten sind zu erwarten. Und selbst hierfür muß man sich viel Mühe geben. Hierzu seien noch einmal einige Bedingungen erwähnt, die im entsprechenden Artikel von Dorothee Klöcker und Romain Gengler (LB 21, Seite 4) genannt wurden: hoch mähen, um anhaftende Erde zu minimieren, sehr gewissenhaft und schichtenweise im Fahrsilo verdichten, um die Luft aus dem grobstengeligen Material herauszubekommen, nie zuviel Material auf einmal verdichten wollen, mit unterstützenden, als Silierhilfsmittel geeigneten Säuren und Salzen einsilieren. Und es sollte darüber hinaus auch gewährleistet werden, daß die Grasnarbe nach dem Mähen noch gänzlich intakt ist, denn der zweite Aufwuchs, der wegen der reichlich vorhandenen Bodenfeuchte schnell wachsen wird, sollte wenigstens die gewünschte Qualität liefern.
Für die vielerorts noch nötige Maisaussaat galt ebenfalls die Einschränkung, daß diese nur auf den leichten Standorten zu bewerkstelligen war. Durch die Verspätungen bei der Aussaat ist sicherlich mit einem geringeren Maisaufkommen im Herbst zu rechnen. Sehr ertragreiche Sorten entfallen nun auf den derzeit immer noch nicht befahrbaren Standorten. Ein Teil der noch nicht bestellten Felder wird möglicherweise mit Feldfutter anstatt mit Mais bestellt.
Frostschäden bei Mais und Kartoffeln
Die Nächte vom 23.05.2013 auf den 24.05.2013 und vom 24.05.2013 auf den 25.05.2013 waren außergewöhnlich kalt. Man kann von verspäteten Eisheiligen in manchen Teilen des Landes sprechen. Seltsamerweise war es gerade auf den Plateaulagen im Ösling mit Temperaturen bis unter minus 2°C am kältesten. Temperaturen unter dem Gefrierpunkt wurden jedoch auch in den Gutland-Tälern gemessen, so in Useldange mit einer bodennahen Temperatur von minus 1,2°C am Freitag morgen. Eine weitere Besonderheit war, daß die bodennahen Temperaturen in den meisten Fällen nicht niedriger waren als die Temperaturen in 2 m Höhe, zum Teil sogar deutlich höher. Der bereits recht warme Oberboden hat wohl einen gewissen Heizeffekt ausgeübt.
Empfindliche Kulturen wie Mais und Kartoffeln, sofern sie denn schon aufgelaufen waren, waren wegen der ungewöhnlichen Ausgangssituation mitunter großflächig von Frostschäden betroffen. Da die Schäden in einem sehr frühen Stadium auftraten, ist davon auszugehen, daß es nur zu Wachstumsverzögerungen kommt, die einen weiteren Rückstand von mindestens acht Tagen zur Folge haben. Beim Mais bleibt der Vegetationskegel in einem solch frühen Stadium intakt, so daß es einen Neuaustrieb geben wird. Bei den Kartoffeln ist analog davon auszugehen, daß frische Triebe die abgestorbenen Triebe ersetzen werden.
Bei den offiziellen Sortenversuchen für Mais sind die Öslingstandorte Crendal und Marnach von Frostschäden betroffen. Dort ist bei den meisten Sorten rund zwei Drittel der Blattmasse abgestorben. Jedoch scheint einigen wenigen Sorten der Frost nur wenig geschadet zu haben. Deren Blattwerk ist auch nicht gänzlich gelb, sondern teilweise grün und die Sorten scheinen somit allgemein kälteverträglicher zu sein. Bis zum Herbst wird sich sicherlich herausstellen, ob diese Sorten für Grenzlagen und Extremjahre wirklich eine sinnvolle Alternative zum übrigen Sortiment darstellen.
Wieviel Prozent von den über 500 ha Kartoffeln im Ösling von den Frostschäden betroffen sind, kann momentan noch nicht abgeschätzt werden. Dies wird nach der ersten Feldkontrolle im Pflanzkartoffelanbau möglich sein, die demnächst stattfinden wird. Jedenfalls waren es nur die in der zweiten Aprilhälfte gepflanzten Bestände, die bis Donnerstag vergangener Woche schon mit ersten Blättern die Dämme durchstoßen hatten und prompt kalt erwischt wurden. Auf dem Redingshaff in Wahl sind die in der letzten Aprildekade gepflanzten Bestände komplett von Frostschäden betroffen. „Ich habe in fünf Jahrzehnten hier keine derart großflächigen Frostschäden an Kartoffeln erlebt“, versichert Franz Aben, der 78-jährige Vater des jetzigen Betriebsleiters. Bislang sei es allenfalls auf Teilflächen zu Spätfrostschäden gekommen. Franz Aben rechnet vor, daß zu der ohnehin schon zweiwöchigen Verspätung in Speisekartoffelanbau durch die Frostschäden nun noch weitere 8-10 Tage hinzukommen.
Ungewöhnlich kühler und sonnenarmer Mai
Der Mai 2013 wird sicherlich als Negativbeispiel für Nässe, Kälte und Sonnenarmut in die Wetterannalen eingehen. Mancherorts fiel im Mai mehr Niederschlag als in den vier vorangegangen Monaten zusammengenommen. Besonders in der Südhälfte des Landes war der nun zu Ende gehende Mai ausgesprochen naß. An den ASTA-Wetterstationen hielt bis Mittwoch abend Wormeldange den diesjährigen Mairegenrekord mit rund 160 mm. Bei der Sonnenscheindauer ist es natürlich umgekehrt. Mancherorts, wie in Luxemburg-Merl und Obercorn, wurden weniger als 100 Sonnenstunden gemessen, und somit noch weniger als im März.
In den Nachbarländern ist die Situation ähnlich bescheiden. Am vergangenen Wochenende, als es besonders kühl war, flohen viele Schwalben und Mauersegler von Nord- nach Süddeutschland auf der Suche nach Futter. Im Sauerland in Nordrhein-Westfalen fiel in der Nacht zu Freitag teilweise bis unter 500 m hinab Schnee. In dieser Region wird nun schon vom kältesten Mai seit 1967 gesprochen.