29. Dag um Bauerenhaff in Roodt/Simmern

Lëtzebuerger Bauerejugend lädt am Sonntag wieder zu ihrer großen Porte ouverte ein

Die traditionsreiche Porte ouverte der Lëtzebuerger Bauerejugend, „En Dag um Bauerenhaff“, findet dieses Jahr im idyllischen „Tal der sieben Schlösser“ im Norden des Kantons Capellen statt. Am 8. Juli öffnet der landwirtschaftliche Betrieb Raymond Weiler et Fils in Roodt/Simmern seine Pforten für die breite Öffentlichkeit. Zahlreiche Genossenschaften, staatliche Verwaltungen und diverse Aussteller aus dem vor- und nachgelagerten Bereich werden auf dem zwischen den Ortschaften Roodt und Simmerschmelz gelegenen Aussiedler-Betrieb eine breite Palette von Informationen bereithalten und der Öffentlichkeit ein recht umfassendes Bild vom heimischen Agrarsektor vermitteln. Zur 29. Auflage von „En Dag um Bauerenhaff“ werden wieder tausende Besucher erwartet. Nicht umsonst gilt die Porte ouverte der Lëtzebuerger Bauerejugend als größte öffentlichkeitswirksame und imagefördernde Veranstaltung der luxemburgischen Landwirtschaft.

Zur Geschichte der Gemeinde Septfontaines

Die Gegend der heutigen Gemeinde Septfontaines (Simmern) wird schon früh besiedelt, wobei die Ursprünge auf die Höhen oberhalb des Eischtals konzentriert sind. Zwei Funde, die heute im Nationalmuseum in Luxemburg-Stadt zu finden sind, zeugen von dieser frühen Besiedlung in römischer bzw. fränkischer Zeit. 1936 wird die sogenannte „Venus von Leesbach“ gefunden, die Darstellung einer römischen Quellgottheit. In den 50er Jahren wird in Greisch eine Fibel aus merowingischer Zeit gefunden.

Der Name Septfontaines geht ursprünglich zurück auf zwei mittelhochdeutsche Wörter, und zwar „Sief“ und „Born“. Dies bedeutet sinngemäß „Brunnen im feuchten Bachtal“. Durch Verballhornung entsteht hieraus der Name Septfontaines, wobei in Schriftstücken bis ins 19. Jahrhundert auch der deutsche Name Siebenborn häufig verwendet wird. Die lateinische Bezeichnung „de Septemfontibus“ findet sich erstmals in einer Urkunde des Klosters Echternach von 1192, die als ältestes Zeugnis der Herrschaft von Simmern gilt. Die umgangssprachliche Bezeichnung Simmern taucht erst im späten 18. Jahrhundert auf.

Im Mittelalter ist das heutige Gemeindegebiet auf verschiedene Herrschaften aufgeteilt. Das erste, einst bedeutende Geschlecht der Herrschaft Simmern stirbt schon im Mittelalter aus. Dann ist es mit der Kontinuität vorbei. Es folgen ab dem 14. Jahrhundert zahlreiche wechselnde Herrscherfamilien im mittleren Eischtal.

Roodt gehört zur Herrschaft Pettingen und wird zu napoleonischer Zeit gemeinsam mit Greisch und Bour zu einer Gemeinde vereint. Erst 1824 entsteht die Gemeinde, wie wir sie heute kennen.

Die mittelalterliche Martinskirche und der alte Friedhof von Simmern mit seinen teilweise bis ins 16. Jahrhundert zurückreichenden Grabkreuzen und seinen von Buchsbaum umrandeten Gräbern bilden auch heute noch eine bemerkenswerte Einheit, die 1962 als Nationaldenkmal eingestuft wird.

Roodt bleibt lange Zeit ein sehr beschauliches Dorf. Nach dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg werden nur noch vier Feuerstellen im damals als „Rode uff der Ischen“ bezeichneten Dorf gezählt, die den Namen Trausch, Luxen, Muller und Adams zuzuordnen sind. Aus dem ehemaligen Hof Luxen geht später „A Mëllesch“ hervor, der Sitz der Familie Weiler seit dem 19. Jahrhundert.

Roodt wird mit der Inbetriebnahme der Eisenschmelzen in Simmerschmelz und Ansembourg im Jahre 1624 zum „Köhlerdorf“. Große Mengen an Holzkohle werden zur Eisenverhüttung gebraucht. Dieses Kapitel geht 1864 zuende. Roodt hat inzwischen deutlich an Einwohnern zugelegt. In den letzten Jahrzehnten gibt es dann nochmals einen Bevölkerungsaufschwung.

Die zur Pfarrei Nospelt gehörende Kirche von Roodt wird am 29. Januar 1846 eingeweiht. Das Kirchweihfest wird jedes Jahr am dritten Julisonntag gefeiert. Schutzpatron ist der Märtyrer Donatus.

Das bedeutendste Kind des Ortes ist zweifelsohne der Gelehrte Heinrich Johann Nepomuck Crantz (1722-1797). Er lehrt als Professor an der medizinischen Fakultät der Wiener Universität, ist Leibarzt von Kaiserin Maria Theresia und macht später als Eisenindustrieller ein Vermögen.

Landflucht gehört der Vergangenheit an

Die Zahl der Bewohner der Gemeinde Simmern wächst im 19. Jahrhundert zunächst stetig und erreicht 1851 mit 1.068 Einwohnern ihr Maximum. Danach kommt es immer mehr zu Landflucht. Junge Menschen verlassen die Gemeinde aus Mangel an Arbeit, später auch mangels Baugrundstücken. 1981 wird mit 484 Einwohnern der Tiefststand erreicht. Seitdem geht es wieder stetig aufwärts. Der Bau der Brüsseler Autobahn und der Trend zum Wohnen auf dem Land sorgen für einen stetigen Zuwachs. Simmern wird zunehmend zur Schlafgemeinde, weil es nach wie vor keine Gewerbegebiete gibt. Heute zählt die Gemeinde 811 Einwohner. Für die Gemeinde mit ihren 1.492 ha Fläche ergibt sich somit immer noch eine geringe Bevölkerungsdichte von 54 Einwohnern pro qkm.

Die Gemeinde Simmern vereint die Ortschaften Simmern, Roodt, Greisch, Simmerschmelz, Simmerfarm, Leesbach und Lauterborn. Die meisten Orte liegen im Eischtal bzw. den umliegenden Hängen, während Greisch auf einem rund 350 müNN liegenden Plateau weit oberhalb des Tals liegt. Roodt, der Austragungsort der diesjährigen Porte ouverte der Lëtzebuerger Bauerejugend, hat rund 200 Einwohner und liegt am östlichen Gemeinderand, angeschmiegt an die Talhänge beiderseits der Eisch. Der im Eischtal liegende Aussiedlerbetrieb Weiler liegt auf 249 müNN.

Simmern hat einen sehr hohen Waldanteil von 46%, was durch die Lage im mittleren Eischtal mit seinen dicht bewaldeten Hängen bedingt ist. Von großer Bedeutung ist die Trinkwassergewinnung, denn die zahlreichen Brunnen entlang der Eisch speisen die SES-Trinkwasserleitungen zur Versorgung der Minetteregion. Diese verlaufen von den großen Pumpwerken in Koerich bzw. Dondelange nach Hivange/Rehberg, von wo aus das Wasser an die Südgemeinden weitergeleitet wird. Simmern markiert einen zentralen Abschnitt im Gebiet des Luxemburger Sandsteins und zählt zu den wichtigsten Trinkwasser-Gemeinden des Landes. Allein auf den wenigen Talkilometern im Gebiet der Gemeinde Simmern existieren mehr als 50 Trinkwasserfassungen. Für die Landwirtschaft bedingt die Lage im Wasserschutzgebiet eine speziell angepaßte Bewirtschaftung. Aufgrund der Tatsache, daß großflächige Bereiche des Eischtals als wertvolle Naturräume eingestuft werden, kommen weitere Nutzungseinschränkungen hinzu (siehe gesonderten Artikel von der Landwirtschaftskammer).

Simmern ist auch bekannt als touristische Gemeinde inmitten des Tals der sieben Schlösser. Die imposante Burg von Simmern, die in Privatbesitz ist, überragt den Ort und prägt gemeinsam mit der Martinskirche das Ortsbild. Im Ort selbst sind die „Sieben Brunnen“ zu finden.

Zusammen mit den Gemeinden Boevange/Attert, Garnich, Koerich, Mamer, Mersch, Steinfort und Tuntange gehört Simmern zum Leadergebiet „Lëtzebuerg West“, ehemals „Äischdall Plus“. Dieses umgreift also die gesamte Eischtalregion sowie im Süden weitere umliegende Gemeinden. Wie üblich wird auch bei Lëtzebuerg West der Ansatz verfolgt, die Region imagemäßig aufzuwerten und gemeinsame Ansätze zur Förderung des ländlichen Raums zu verfolgen. In der Leader-Region wird u.a. für das Einkaufen auf dem Bauernhof geworben. Es gibt eine ansprechende Broschüre von Lëtzebuerg West mit dem Titel „Regional akafen“, in der auch der Betrieb Raymond Weiler et Fils aufgeführt ist. Raymond Weiler ist als Mitglied des Gemeinderates zugleich einer der Delegierten für Leader Lëtzebuerg West und als Kantonaldelegierter der Bauernzentrale Vizepräsident für den Kanton Capellen.

Wenn die Landwirtschaft auch nicht mehr die Bedeutung von früher hat, so ist sie doch in der Gemeinde allgegenwärtig. Laut jüngsten Statistiken gibt es 10 landwirtschaftliche Betriebe in der Gemeinde. Sie bewirtschaften zusammen 1.072 ha landwirtschaftliche Nutzfläche; wovon ein Teil allerdings außerhalb des Gemeindegebiets liegt. Schwerpunkte sind Grünland/Futterbau und Fleischrinderhaltung. Die Milchviehhaltung ist in den letzten 30 Jahren stark eingeschränkt worden. Beim Ackerland dominieren Getreide und Feldfutter. Außer Rindern und Pferden gibt es keine Nutztiere mit ökonomischer Bedeutung mehr.

Der Betrieb beim Dag um Bauerenhaff

Nun zum Betrieb Raymond Weiler et Fils. Der Betrieb wird mittlerweile in der fünften Generation geführt. Aber die ehemalige Hofstelle „A Mëllesch“ inmitten des Ortes, wo die Betriebsleiterfamilie noch immer wohnt, existiert mindestens seit dem 17. Jahrhundert.

Der Betrieb wird bei der Tierzuchtgenossenschaft CONVIS als Charolais-Zuchtbetrieb geführt und verfügt über drei Zuchtbullen mit Pedigree sowie mehrere weitere Zuchttiere, die im Herdbuch mit ihren Leistungsdaten eingetragen sind. Seit 2000 betreibt man Mutterkuhhaltung mit Fresseraufzucht. Der Betrieb ist Mitglied im BLQ-Programm (Broutards Luxembourgeois de Qualité). Vor zwölf Jahren hat man die Milchproduktion aufgegeben und konzentriert sich seitdem auf die Mutterkuhhaltung. Betriebsnachfolger François Weiler ist seit fünf Jahren Präsident der „Lëtzebuerger Charolaisziichter“, die mit einem neuen Flyer für diese traditionsreiche Fleischrasse werben.

Ein weiterer, wenn auch kleiner Produktionszweig ist die Schafhaltung mit den Rassen Rote Ardenner und Texel. Der Betrieb vermarktet Kartoffeln (Produit du terroir), Brennholz und Weihnachtsbäume ab Hof. Des weiteren werden weibliche Charolais hoher Qualität direkt an eine Metzgerei geliefert.

Die Nutzfläche des Betriebs besteht zu etwa 86% aus Dauergrünland und zu 11% aus Ackerland. Silomais macht nur 5% der LN aus. Der Rest des Ackerlands ist für Getreide und Kartoffeln reserviert.

2010 erfolgt der Umzug des Betriebs auf ein 1,5 ha umfassendes Betriebsgelände an der Straße von Roodt nach Simmern. Hier befinden sich die modernen Stallungen, die für insgesamt 380 Rinder ausgelegt sind, mit Scheune und Maschinenhalle. Die Genehmigungsprozeduren für die Neubauten haben sich noch langwieriger gestaltet als üblich, da das Gelände inmitten eines Natura 2000-Gebietes liegt. Eine Besonderheit im Stall ist die Videoüberwachung des Abkalbebereichs. Man hat sich für diese Lösung entschieden, weil der Stall rund 1,5 km vom Wohnhaus entfernt liegt. Nächtliche Kontrollgänge entfallen auf diese Weise.

Reichhaltiges Informations- und Unterhaltungsangebot

Die Veranstaltung „En Dag um Bauerenhaff“ beginnt am Sonntag um 10 Uhr morgens. Wie immer werden zahlreiche Verbände, Genossenschaften, Verwaltungen und weitere Aussteller aus dem Agrarsektor für eine breite Informationspalette rund um die Landwirtschaft sorgen.

Das Lanz-Team Lëtzebuerg wird mit einer großen Zahl von Oldtimer-Traktoren mit von der Partie sein. Gegen 11 Uhr werden die schmucken Oldtimer zu einer Rundfahrt durch die Gemeinde Simmern aufbrechen.

Gegen 15 Uhr werden Landwirtschaftsminister Romain Schneider, Bürgermeister Marco Boly, der Präsident der Lëtzebuerger Bauerejugend, René Ernst, sowie der Präsident der Bauernzentrale, Marc Fisch, ihre Ansprachen halten. Gegen 15.45 Uhr findet im Anschluß an diese Ansprachen eine offizielle Visite bei den beteiligten Ausstellern statt.

Auch die Animation wird nicht zu kurz kommen. Spiele für Kinder, Pony- und Eselreiten, Fahrten mit dem Oldtimer-Traktor usw. sorgen zusätzlich für einen kurzweiligen Dag um Bauerenhaff. Radio DNR wird zudem mit einem reichhaltigen Animationsprogramm für permanente Unterhaltung sorgen.

Für das leibliche Wohl wird ebenfalls bestens gesorgt. Unter anderem wird die Lëtzebuerger Bauerejugend ab 12 Uhr „e gudde Maufel aus der Bauerekichen“ anbieten. Die Bauerekichen wird in einer Halle des Betriebs Schroeder eingerichtet. Der Service Activités Féminines wird wiederum seine beliebten Eisekuch offerieren.