Teil 1: Nordirland
Die Luxemburger Dairyman-Gruppe trat vom 28. bis 31. März dieses Jahres eine Reise nach Irland und Nordirland an, um Pilotbetriebe in diesen Partnerregionen zu besichtigen und deren Methoden der Milchviehhaltung besser kennenzulernen.
Dairyman ist ein Interreg-Projekt, welches in Luxemburg durch das Lycée technique agricole vertreten ist. Das Ziel des Projektes ist es – unter anderem durch einen regen Austausch der Regionen untereinander –, praxisrelevante Methoden zur Gestaltung einer nachhaltigen Milchviehhaltung anzuwenden und deren Einflüsse auf die Betriebssysteme zu erfassen. In Luxemburg nehmen sechs milchviehhaltende Pilotbetriebe am Dairyman-Projekt teil.
Milchviehwirtschaft in Nordirland
Die ersten beiden Tage der Reise verbrachte die Gruppe in Nordirland. Nordirland ist mit 14.000 km2 die kleinste Region des Vereinigten Königreiches; 4% aller Arbeitnehmer sind in der Landwirtschaft beschäftigt, 14% aller landwirtschaftlichen Betriebe sind Milchviehbetriebe, jedoch machen diese 47% des Bruttogewinns der nordirischen Landwirtschaft aus. In den letzten 30 Jahren ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe um 40% zurückgegangen.
Durch die Wirtschaftskrise bekommt die Landwirtschaft wieder einen Aufschwung. So kommen Töchter und Söhne von Landwirten aus den Städten wieder zurück auf den landwirtschaftlichen Betrieb, um diesen weiterzuführen. Zwischen 1982 und 2012 gab es eher eine Landflucht wegen des Wirtschaftsbooms. Durch die hohe Arbeitslosigkeit bekommen die landwirtschaftlichen Betriebe auch wieder günstigere Arbeitskräfte.
Ein durchschnittlicher Milchviehbetrieb in Nordirland melkt 75 Kühe mit einer Leistung von 6.500 Liter/Kuh/Jahr auf 67 ha. Fast 90% der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist Grünland. Ausreichende Niederschläge mit langen Vegetationsperioden und verbunden mit einem eher kühleren Klima machen Nordirland zur ausgesprochenen Grünlandregion. Schwere Böden, gekoppelt mit hohen Niederschlägen, erschweren jedoch auch zeitweise die sinnvolle Nutzung des Grünlandes. Maissilage spielt als Futtergrundlage eine eher geringe Rolle (Temperatur, Böden). Die Quotenkosten verschaffen nordirischen Landwirten keine schlaflosen Nächte, da sie zu extrem günstigen Preisen Quoten von England erhalten. 99,8% der Quoten sind Eigentum. In bezug auf den Milchpreis ist es in Nordirland sinnvoller, die Milchmenge zu steigern und nicht die Milchinhaltsstoffe. Daher begegnet man auch Betrieben, die durch einen hohen Kraftfuttereinsatz pro Kuh versuchen, die Milchleistung der Tiere zu steigern.
Landwirtschaftsbetrieb von Thomas Steele, Kircubbin
In Nordirland besichtigten wir zunächst den Betrieb von Thomas Steele, welcher auf 241 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche – zusammengesetzt aus 40 ha Mais, 8 ha GPS, 32 ha Gerste/Weizen und 161 ha Grünland – 400 Kühe mit einer Leistung von 10.555 Liter/Kuh/Jahr hält. Die Grundfutterleistung liegt bei 4.330 Liter/Kuh. Ausgestattet mit einem Außenmelker (60 Plätze) werden die Kühe mit Fremdarbeitskräften dreimal täglich gemolken und nach jedem Melken gewogen, um Probleme frühzeitig zu erkennen. Ein Pedometer unterstützt die Brunsterkennung und das Futter wird mit einem „Lely Juno“-Futterschieber beigeschoben. Zum Klauenbad wird das Spülwasser der Melkanlage benutzt.
Landwirtschaftsbetrieb von Pat Lavery, Portadown
Der zweite von uns besichtigte Betrieb von Pat Lavery in Portadown ist mit 90 Milchkühen und 66 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche auf die Weidehaltung ausgerichtet. Die Milchleistung liegt bei 7.700 Liter/Kuh und Jahr bei einem Kraftfuttereinsatz von dennoch zwei Tonnen /Kuh und Jahr. Die Flächen sind optimal arrondiert, was nordirische Betriebe wohl auszeichnet. Der Betrieb setzt einen sogenannten Suchbullen mit Farbmarkierung ein und ist sehr zufrieden mit den Besamungsergebnissen. Der Landwirt melkt die Tiere zwecks Kontrolle am liebsten selbst in einem Swing-Over Melkstand, 90°, „Dairymaster“.
Nitrat im Grundwasser stellt im Gegensatz zur Eutrophierung der Gewässer kein Problem dar. Die Phosphatauswaschung macht den Nordiren Probleme. Nordirland verfügt über zwei Seen zur Trinkwasseraufbereitung, die von Flüssen, die quer durch das Land laufen, gespeist werden. Landwirte dürfen nur noch dann mineralischen Phosphor düngen, wenn die Bodenanalysen dies erlauben.
Jeff Diderrich, Charel Pint, LTA-Schüler der 12e technicien