Domaines Vinsmoselle setzen weiterhin auf Qualität

Interview mit dem neuen Direktor Georges Schaaf

(hl).- Domaines Vinsmoselle – dieser Firmenname steht für den genossenschaftlichen Weinbau an der Luxemburger Mosel, für Winzer entlang der gesamten Mosel, die sich bereits vor mehreren Jahrzehnten zusammengeschlossen haben, um am Markt schlagkräftiger agieren zu können. Im Januar hat Georges Schaaf das Ruder von dem langjährigen Direktor Constant Infalt übernommen. Als ehemaliger Verkaufschef von Domaines Vinsmoselle (1993-95) kennt der Marketingexperte Georges Schaaf das Haus und die langjährigen Mitarbeiter. Zudem kommen ihm in seiner neuen Funktion die Erfahrungen aus seinen Tätigkeiten bei zwei bedeutenden Unternehmen – nämlich Sources Rosport und Villeroy & Boch – zugute, bei denen er auch viel im Exportgeschäft tätig war. De Letzeburger Bauer (LB) sprach mit dem neuen Direktor zu den kurz- und mittelfristigen Zielen des genossenschaftlich organisierten Unternehmens.

LB: Herr Schaaf, quasi zum großen Jubiläum der hauseigenen Erfolgsmarke Crémant POLL FABAIRE haben Sie bei Domaines Vinsmoselle das Ruder übernommen. Ist das genossenschaftliche Unternehmen allgemein gut aufgestellt?

Georges Schaaf: Domaines Vinsmoselle, das sind 340 Winzerfamilien, die ihr Brot mit uns verdienen, davon 120 hauptberuflich. Wir repräsentieren rund 60% der luxemburgischen Rebfläche und ohne uns ist die Mosel nicht denkbar. Wenn man bedenkt, wie wichtig der Wirtschaftszweig Wein hierzulande ist, dann sieht man, daß man beim heimischen Marktführer gut aufgehoben ist.

 LB: Wo möchten Sie kurzfristig neue Akzente setzen?

Georges Schaaf: Wir haben eine Kampagne gestartet, um die ausländische Bevölkerung in Luxemburg sowie die Grenzgänger anzusprechen. Marken wie Château Edmond de la Fontaine und POLL-FABAIRE werden ins Schaufenster gestellt. Zudem wollen wir das jüngere Volk ansprechen via neue Medien bzw. neue Informationskanäle. Mit Miss und Mister POLL-FABAIRE stehen uns zwei junge Botschafter zur Seite, die uns bei Weinfesten und Degustationen unterstützen.

Ein zweiter wichtiger Aspekt ist der Önotourismus. Derzeit gibt es eine Aufbruchstimmung und neue, dynamische Elemente, wie die Entente touristique de la Moselle oder die Schengen asbl. Auch so mancher Gemeinderat trägt zur Aufbruchstimmung bei. Es gilt in diesem Bereich, den Kunden an den Wein heranzuführen.

 LB: Was sind die großen Ziele für die kommenden Jahre?

Georges Schaaf: Wir müssen uns der Tatsache stellen, daß der Pro-Kopf-Konsum von Wein stetig fällt. Das ist unaufhaltsam. Also gilt es, neue Wege und neue Kunden zu finden. Bei uns heißt die Devise: wir gehen auf Qualität und nicht auf Quantität! Wir werden also weiterhin den Weg der Qualität beschreiten.

 LB: Welche Rolle spielt für Sie diesbezüglich der Export, also die ausländischen Märkte?

Georges Schaaf: Wir können und wollen Wachstum generieren, indem wir den Export ausbauen. Auf den Exportmärkten wollen wir verstärkt mit hoher Qualität werben. Eine wichtige Rolle spielen hier die Resultate bei renommierten internationalen Wettbewerben und die Auftritte bei renommierten europäischen Weinführern.

Auch bei den Eurokraten, die mitunter nur wenige Jahre im Land sind, sehen wir Chancen, langfristig Qualitätsprodukte an den Mann und an die Frau zu bekommen.

Beim Export waren wir bislang vor allem mit einer Standardsorte in Belgien erfolgreich. Wir wollen künftig auf diesem wichtigen Exportmarkt zusätzlich mit Pinotsorten und Crémant punkten. Weitere Märkte, die wir anvisieren, sind das Saarland, Rheinland-Pfalz und Lothringen. In der nächsten Phase werden wir auch die Niederlande und Großbritannien als Exportmärkte verstärkt bedienen.

LB: Sehen Sie Chancen, daß es beim Anteil des Luxemburger Weins am heimischen Konsum zu einer Trendwende, also zu einer Erhöhung kommt?

Georges Schaaf: Da arbeiten wir dran. Wir wollen jedenfalls erreichen, daß der inländische Umsatz steigt. Mit dem billigen Basisprodukt aus dem Ausland möchten wir nicht konkurrieren, sondern wir wollen mit höherer Qualität einen höheren Gesamtumsatz am heimischen Markt erzielen.

LB: Beim POLL-FABAIRE-Jubiläum wurde erneut besonders deutlich, daß Domaines Vinsmoselle die jungen Weintrinker im Visier hat. Welche Ziele verfolgen Sie speziell bei den jungen Kunden bzw. den Kunden von morgen?

Georges Schaaf: Uns geht es vor allem um ein Bewußtsein für langfristige Nachhaltigkeit, also für die Erhaltung des Weinbaus und der Weinkultur. Der junge Kunde, der seine ersten Erfahrungen mit Alkohol macht, soll dazu bewegt werden, nicht nach Alkopops oder Ähnlichem zu greifen, sondern nach einem natürlichen Getränk – und dazu eignet sich der Crémant vorzüglich. Das Leben wird vom Magen bestimmt und wir wollen deshalb die Genußkomponente hervorstreichen. Es geht letztlich darum, die jungen Leute darüber aufzuklären, daß sie vor Ort ein Superprodukt vorfinden, das zu probieren und zu genießen lohnt.

LB: Herr Schaaf, Sie kommen aus dem Marketingfach. Wird Domaines Vinsmoselle künftig noch mehr tun, um neue Kunden zu werben und am Markt sichtbarer zu werden?

Georges Schaaf: Das Marketing war schon vor meiner Zeit als Direktor progressiv und geradezu avantgardistisch, wenn man sich z.B. die sehr gelungenen Marktauftritte beim Einführen des Crémant POLL-FABAIRE oder der Serie Art & Vin anschaut. Neue Akzente werde ich bei der Nutzung neuer Distributionswege setzen. Wir werden uns mit einer anderen Herangehensweise, einer anderen Struktur auf den Märkten bewegen und versuchen, diese oder jene Zielgruppe zu erreichen.

 LB: Welche Ansätze in puncto Qualitätsprodukte finden Sie besonders lobenswert?

Georges Schaaf: Da möchte ich vor allem die „Cuvée Jongwënzer“ hervorheben, die vor drei Jahren eingeführt wurde. Die Jungwinzer von Domaines Vinsmoselle arbeiten hierfür eng mit den Kellermeistern zusammen und stellen alljährlich vier junge, innovative Weine zusammen, die in einer ansprechenden Schlegelflasche angeboten werden. Das ist zukunftsorientiert für Domaines Vinsmoselle und jungen Betrieben bietet sich eine Chance, sich zu verwirklichen. Wir haben eine Betriebsstruktur mit einem relativ hohen Durchschnittsalter der Betriebsleiter und müssen den kommenden Generationen eine Möglichkeit schaffen, vom Wein zu leben.