Pflanzenbau aktuell
Pflanzenschutzstrategie LWK 2012©
WINTERGERSTE
Allein gegen die Blattfleckenkrankheit wäre es möglich, nur eine Fungizidbehandlung als Standard vorzuschlagen. Gegen Ramularia sieht dies aber anders aus. Ramularia sollte behandelt werden, bevor man sie deutlich sieht. Wirtschaftlichen Schaden verursacht die Krankheit erst später, wenn nach dem Ährenschieben zuerst auf den unteren Blättern, und dann auch in den oberen Blattetagen wertvolle Blattfläche verlorengeht. Gegen Ramularia sollten zwei Behandlungen eingeplant werden.
Strebt man hohe Erträge in der Wintergerste an, weil die Lage dies ermöglicht, sind auf jeden Fall zwei Behandlungen notwendig.
Die sinnvollen Möglichkeiten wären im Stadium:
- i. EC 32 – 34: Input 1,25 l/ha
ii. EC 39 – 49: Opus team 1,5 l/ha + Olympus 1,5 l/ha
oder eine einmalige Behandlung mit maximal
1,7 l/ha Fandango Pro
nach dem Stadium EC 32 bis spätestens EC 49 gegen Blatt- und Netzflecken.
WINTERWEIZEN & TRITICALE
Es wäre falsch, im Winterweizen prinzipiell von nur einer Behandlung auszugehen. Treten früh in der Saison Septoria und Mehltau auf, so muß gehandelt werden. Sollen dann die letzten Blätter und die Ähre vor Pilzkrankheiten geschützt werden, ist eine zweite Fungizidmaßnahme notwendig. Wenn zur Blühzeit optimale Bedingungen für Fusarien herrschen sollten, kommt man um eine Ährenbehandlung nicht herum.
Fusarium-Arten können Ähren nur über die offene Blüte bei Regen infizieren. Wenn zur Blütezeit des Getreides kein Regen fällt, ist keine Behandlung gegen Fusarium notwendig.
Gegen Septoria besteht nur Handlungsbedarf, wenn Regen die Sporen auf die oberen Blätter verteilt hat und die Schadschwelle (siehe regelmäßige Sentinelle-Berichte) erreicht ist.
Mehltau schädigt die jungen Pflanzen erst bei hoher Luftfeuchtigkeit. Die Sporenproduktion von Mehltau wird nur dann gefördert.
Mit den aktuell verfügbaren Wirkstoffgruppen (Azole, Kontaktfungizide, Carboxamide, Strobilurine) sollte sehr überlegt umgegangen werden. Es gilt die Resistenz von Septoria zu stoppen, respektiv die Resistenzentwicklung so gut wie nur möglich zu verlangsamen.
Folgende Punkte sollten bei den Fungizidmaßnahmen berücksichtigt werden:
- Unnötige Behandlungen sollten vermieden werden. Die Sentinelle-Berichte geben Auskunft über den Krankheitszustand der Referenzparzelle in Ihrer Gegend.
- Im Laufe des Jahres sollten Produkte von verschiedenen Wirkstoffgruppen angewendet werden.
- Eine Tankmischung sollte immer aus Fungiziden verschiedener Aktionsgruppen (MoA) bestehen. Auf Anfrage ist die Tabelle mit den MoA-Gruppen bei uns erhältlich und ist auf unserer Webseite veröffentlicht.
(http://www.lwk.lu/beratung/pflanzenschutz/fungizide/getreidefungizide.pdf)
- Sie müssen sich an die maximalen Aufwandmengen der Zulassungen halten, auch wenn zwei Überfahrten notwendig sein sollten. Die maximal zugelassenen Behandlungen finden Sie unter https://saturn.etat.lu/tapes.
- Die Aufwandmengen sollten nicht gesplittet werden.
- Die Fungizidmaßnahmen sollten möglichst infektionsnah eingesetzt werden.
Schema mit 1 Behandlung:
Wenn auf Standorten mit wenig Potential nur eine Fungizidmaßnahme durchgeführt wird, lauten die Möglichkeiten:
Stadium EC 39 – 49
Fandango Pro 0,6 l/ha + Aviator Xpro 0,6 l/ha + Bravo 1 l/ha
oder
Olympus 1,5 l/ha + Skyway Xpro 1,25 l/ha
oder
Adexar 2 l/ha + Bravo 1 l/ha
Falls notwendig kann gegen Mehltau Mildin 0,75 l/ha oder Corbel 1 l/ha zugemischt werden.
(Mildin hat keine Zulassung in Roggen und Dinkel.)
- Schema mit 2 Behandlungen:
Beim Auftreten von Mehltau und/oder Halmbruch sollten zwei Behandlungen durchgeführt werden. Das anfälligste Stadium für Septoria ist etwa EC 39. Je nach Krankheitsdruck sollte eine der Behandlungen immer dieses Stadium treffen. Die Sentinelle-Berichte im De Letzeburger Bauer und auf www.lwk.lu/beratung helfen beim Feststellen des Stadiums und der Schadschwelle der Septoriasporen.
Man muß beachten, daß bei verschiedenen Wirkstoffen Anwendungseinschränkungen bestehen; diese Produkte dürfen laut Zulassung (auch bei vorher reduzierten Dosen) nicht unbegrenzt oft eingesetzt werden.
Zustand der Kultur |
Erste Behandlung: |
Zweite Behandlung: |
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Stadium EC 31 – 39 |
Stadium EC 49 – 51 |
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gut entwickelter Bestand mit Septoria, Halmbruch und wenig Mehltau am Stengel |
Opus Team 0,9 l/ha + Sportak 1 l/ha + Bravo 1 l/ha |
Aviator Xpro 1,25 l/ha |
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oder |
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Skyway Xpro 1,25 l/ha |
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stark entwickelter Bestand mit Septoria, Mehltau & Halmbruch |
Capalo 1,3 l/ha + Bravo 1 l/ha |
Aviator Xpro 1,25 l/ha |
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oder |
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Aviator Xpro 0,6 l/ha + Fandango Pro 0,6 l/ha |
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oder |
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Skyway Xpro 1,25 l/ha |
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gut entwickelter Bestand mit Septoria, Mehltau und weniger gefährdet für Halmbruch |
Input 0,8 l/ha + Bravo 1 l/ha |
Adexar 2 l/ha |
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gut entwickelter Bestand gegen Mehltau, Halmbruch & mäßig Septoria |
Stereo 2 l/ha + Bravo 1 l/ha |
Olympus 2,5 l/ha + Opus team 1,5 l/ha |
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oder |
oder |
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Cherokee 2 l/ha |
Olympus 2,5 l/ha + Input 0,8 l/ha |
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nur Mehltau |
Mildin 0,75 l/ha oder Corbel 1 l/ha |
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Bravo enthält genau wie Banko 500 Chlorothalonil (500 g/l). Bravo hat eine Zulassung in Gerste, Triticale und Weizen. Banko 500 ist zusätzlich im Dinkel zugelassen. Im Roggen haben beide Produkte keine Zulassung. | |||
Capalo hat eine bessere vorbeugende Wirkung auf Mehltau als Input und wirkt auch „anhaltender“, dafür hat Impuls (enthalten im Input) aber eine bessere heilende Wirkung. Im Opus Team ist Fenpropimorph gegen Mehltau enthalten (Corbel).
Bei Stoppelweizen sollte, wenn eine frühe Behandlung durchgeführt wird, ein Produkt mit Wirkung gegen Halmbruch gewählt werden (Sportak, Capalo, zum Teil auch Input).
Braunrost bekämpft sich am besten mit strobilurin-haltigen Fungiziden (Fandango Pro, Olympus). Olympus enthält auch noch den Wirkstoff aus Bravo, der eine gute Wirkung auf resistente Septoria hat.
Bei Fusariumbefall kurz vor Vollblüte:
Wer bereits pfluglos arbeitet und viel Mais in der Fruchtfolge hat, sollte sich auf jeden Fall ab dem Stadium 59 über Fusarien informieren und dann ggfs. ab EC 50-69 die Pilze bekämpfen. Fusarium-Arten können Ähren nur über die offene Blüte bei Regen infizieren. Wenn zur Blütezeit des Getreides kein Regen fällt, ist keine Behandlung gegen Fusarium notwendig.
Stadium EC 61 – 69
Prosaro 1 l/ha (zugelassen gegen Fusarien in den Kulturen Weizen, Dinkel, Triticale und Roggen)
oder
Caramba 60 SL 1 l/ha (zugelassen gegen Fusarien in Winterweizen)
DINKEL
Schema mit 2 Behandlungen
Zustand der Kultur |
Erste Behandlung: |
Zweite Behandlung: |
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Stadium EC 31 – 39 |
Stadium EC 49 – 51 |
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gut entwickelter Bestand mit Septoria, Halmbruch und wenig Mehltau am Stengel |
Opus Team 0,9 l/ha + Sportak 1 l/ha + 1 l/ha Banko 500 |
Aviator Xpro 1,25 l/ha |
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oder |
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Skyway Xpro 1,25 l/ha |
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oder |
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Aviator Xpro 0,6 l/ha + Fandango Pro 0,6 l/ha |
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gut entwickelter Bestand mit Septoria, Mehltau und weniger gefährdet für Halmbruch |
Input 0,8 l/ha + 1 l/ha Banko 500 |
Adexar 2 l/ha |
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gut entwickelter Bestand gegen Mehltau, Halmbruch & mäßig Septoria |
Cherokee 2 l/ha |
Olympus 2,5 l/ha + Opus team 1,5 l/ha |
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oder |
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Olympus 2,5 l/ha + Input 0,8 l/ha |
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nur Mehltau |
Corbel 1 l/ha |
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Bravo enthält genau wie Banko 500 Chlorothalonil (500 g/l). Bravo hat eine Zulassung in Gerste, Triticale und Weizen. Banko 500 ist zusätzlich im Dinkel zugelassen. Im Roggen haben beide Produkte keine Zulassung. | |||
ROGGEN
Schema mit 2 Behandlungen
Zustand der Kultur |
Erste Behandlung: |
Zweite Behandlung: |
Stadium EC 31 – 39 |
Stadium EC 49 – 51 |
|
gut entwickelter Bestand mit Septoria, Halmbruch und wenig Mehltau am Stengel |
Opus Team 0,9 l/ha + Sportak 1 l/ha |
Aviator Xpro 1,25 l/ha |
oder |
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Skyway Xpro 1,25 l/ha |
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stark entwickelter Bestand mit Septoria, Mehltau & Halmbruch |
Capalo 1,3 l/ha |
Aviator Xpro 1,25 l/ha |
oder |
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Aviator Xpro 0,6 l/ha + Fandango Pro 0,6 l/ha |
||
oder |
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Skyway Xpro 1,25 l/ha |
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gut entwickelter Bestand mit Septoria, Mehltau und weniger gefährdet für Halmbruch |
Input 0,8 l/ha |
Adexar 2 l/ha |
gut entwickelter Bestand gegen Mehltau, Halmbruch & mäßig Septoria |
Stereo 2 l/ha |
Olympus 2,5 l/ha + Opus team 1,5 l/ha |
oder |
oder |
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Cherokee 2 l/ha |
Olympus 2,5 l/ha + Input 0,8 l/ha |
|
nur Mehltau |
Corbel 1 l/ha |
Allgemein gilt:
- Bei einer Fungizidbehandlung immer eine gute Benetzung der Blätter anstreben.
- Nicht während großer Hitze fahren.
- Fungizide und Herbizide möglichst nicht mischen (Ausnahme wäre evtl. eine Klettenbekämpfung mit Starane oder Primus).
- Auf Septoria möglichst Triazole in Mischungen mit Aviator Xpro/Skyway Xpro oder Adexar in einer Tankmischung mit Bravo/Banko 500 anwenden. (Olympus enthält Bravo; Chlorothalonil + ein Strobilurin.) Prothioconazol (Skyway Xpro, Aviator Xpro, Input, Fandango, Prosaro) sowie Epoxiconazol (Adexar, Opus, Opera, Venture, Capalo) jeweils nur 1x jährlich auf der gleichen Kultur anwenden. Wie dringend eine Behandlung gegen Septoria durchgeführt werden soll, entnehmen Sie am besten den Sentinelle-Berichten.
- Gegen Ramularia in Wintergerste möglichst keine Strobilurine anwenden.
- Gegen Braunrost möglichst eine Mischung von Strobilurinen und Triazolen anwenden.
- Wenn Terpal mit Fungiziden gemischt wird, wird Terpal immer als letztes in die Spritze eingefüllt.
Die Pflanzenbauberatung der Landwirtschaftskammer
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