Älteste Auslandsniederlassung ist bislang nicht genossenschaftlich organisiert
(hl).- Auf Einladung der Vereinigten Hagel Luxemburg fand am 28. März im Agrocenter in Mersch eine Informationsversammlung statt. Anlaß war das Ansinnen der Vereinigten Hagel Luxemburg, die Kunden zur Gründung eines Regionalvereins zu bewegen. Die Vereinigte Hagel ist nämlich als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit im Stammland Deutschland und inzwischen auch in Litauen genossenschaftlich organisiert und die Mitglieder können über einen Delegierten aus ihren Reihen somit Einfluß nehmen auf die Politik der Versicherung. Zurzeit gibt es rund 80.000 Mitglieder, die in 63 Regionalvereinen organisiert sind und über einen regionalen Delegierten jeweils eine Stimme in der Hauptversammlung der Versicherungsgruppe haben. Da in den Satzungen eine Obergrenze von 10% der Versicherungssumme für Nichtmitglieder festgeschrieben ist und die Vereinigte Hagel ihre Auslandsaktivitäten weiter ausbaut, ist man seitens der Vereinigten Hagel bestrebt, auch bei allen ausländischen Töchtern (neben Luxemburg betrifft dies Polen, Italien, Dänemark und die Niederlande) Regionalvereine zu etablieren. Der Vorstandsvorsitzende der Vereinigten Hagel, Dr. Rainer Langner, war eigens nach Mersch gekommen, um für dieses Ziel zu werben. Auf einen Mitgliedsbeitrag soll verzichtet werden.
Seit 13 Jahren in Luxemburg aktiver Spezialversicherer
Zunächst erläuterte der Mandataire Générale für die Vereinigte Hagel Luxemburg, Toni Esch, die Entwicklung im Großherzogtum. 1999 wurde in Kooperation mit „Le Foyer“ die Gesellschaft Vereinigte Hagel – Succursale Luxembourg gegründet und die Weinfrostversicherung eingeführt. Bereits im Folgejahr erlebte man das bislang schlimmste Schadereignis für die damals noch neue Versicherung, und zwar am 2.7.2000 mit großflächigen Hagelschäden entlang der Luxemburger Mosel. 2001 wurde dann eine Kooperation mit La Luxembourgeoise besiegelt. Drei Jahre später folgte die Einführung der Mehrgefahrenversicherung durch die Vereinigte Hagel Luxemburg. Bereits ein Jahr danach wurden die Bedingungen für dieses Versicherungsangebot etwas überarbeitet. Letztes Jahr wurde dann vor dem Hintergrund der Harmonisierung der Produkte in Europa das flexiblere Angebot Secufarm eingeführt mit neuen Produkten und Bedingungen. Winterstaunässe wurde als Schadereignis gänzlich herausgenommen. Gleichzeitig wurde die Hagelversicherung in die Mehrgefahrenversicherung integriert. Dieses neue Angebot erlaubte eine verbesserte Anpassung an die Schadenssituation.
Toni Esch zeigte anhand von Graphiken die deutlichen Steigerungen bei Versicherungssumme und Prämienzahlungen. Erstere stieg von anfangs 43 Mio. Euro auf rund 90 Mio. Euro, während die Prämien von rund einer Mio. Euro auf ca. zwei Millionen Euro stiegen.
Gruppe Vereinigte Hagel mit 150jähriger Tradition
Im folgenden erläuterte Dr. Rainer Langner den Aufbau der Versicherungsgruppe, die sich traditionell – die Ursprünge reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück – als genossenschaftliche Hagelversicherung dem Gegenseitigkeitsgedanken verschrieben hat. Die in Gießen ansässige Gruppe ist im Gartenbau, im Weinbau und in der Landwirtschaft aktiv und verfügt über rund 1.000 Sachverständige, die für eine schnelle, unbürokratische Schadensabwicklung sorgen. Neben der Zentrale in Gießen, wo sämtliche Produkte über eine Datenbank verwaltet werden, existieren acht Regionalbüros, wo Schadensdossiers primär bearbeitet werden. Daneben betreibt die Versicherung ein umfangreiches Versuchswesen.
Die Gruppe nimmt in der Summe rund 150 Millionen Euro Prämien ein. Allein in Deutschland sind 4,8 Mio. ha versichert. Auf das Auslandsgeschäft entfallen inzwischen 40 Mio. Euro Prämien. Das Doppelte dessen, was innerhalb der Gruppe als Prämien eingezahlt wird, steht aufgrund der obligatorischen Rückversicherung zur Verfügung, um Schäden auszubezahlen. Dr. Langner stellte heraus, daß die inzwischen breite räumliche Streuung von Dänemark bis Italien für eine Risikostreuung bei den Schadereignissen sorgt, so daß das Gegenseitigkeitsprinzip noch besser in die Praxis umgesetzt werden kann. Als aktuelles Schadereignis nannte er die großflächige Auswinterung von Wintergetreide in Polen mit einem Ausfall von insgesamt 25% der Bestände. Kernprodukt bleibt die Hagelversicherung, aber die Nachfrage nach einem umfassenderen Risikomanagement in Acker-, Wein- und Gartenbau nimmt zu, dies nicht zuletzt durch die Folgen des Klimawandels.
Dr. Langner hob hervor, daß es sich bei der Vereinigten Hagel um ein nicht profitorientiertes Unternehmen handelt. Die Mitglieder seien gleichzeitig Eigentümer. Der Vorstandsvorsitzende der Vereinigten Hagel stellte klar, daß mit einem Verwaltungskostenanteil von 14,5% eine „schlanke Struktur“ vorliege und man aufgrund der Spezialisierung die Know-how-Führerschaft innehabe. Dann gab er Erläuterungen zu den beschlußfähigen Organen: Neben Vorstand und Aufsichtsrat sind dies die alljährlich stattfindende Hauptversammlung sowie die Mitgliederversammlungen auf regionaler Ebene.
Schadensdossiers werden in Alzey eingereicht
Abschließend gab Dr. Hurtmanns von der Bezirksdirektion Alzey Informationen zur Verwaltungsstruktur in den Regionen. Die Bezirksdirektion Alzey mit ihren acht Außendienstmitarbeitern ist für die Abwicklung von Schadensdossiers aus Rheinland-Pfalz, dem Saarland, dem südlichen Hessen und Luxemburg zuständig. Die Zuständigkeit für Luxemburg ergab sich aufgrund der räumlichen Nähe zum benachbarten Rheinland-Pfalz. Derzeit werden rund 7.000 Betriebe von hier aus betreut. Mit einem Verwaltungssatz von 10,5% fährt die Bezirksdirektion Alzey in puncto Kosten nochmals günstiger als die gesamte Gruppe. 120 ausgebildete Experten stehen zur Verfügung, um die jährlich 1.000-3.000 Schadensmeldungen zu bearbeiten. Bislang gibt es fünf Regionalvereine im Zuständigkeitsbereich der Bezirksdirektion Alzey.