(hl).- Seit Ende letzter Woche werden vereinzelt an der Luxemburger Mosel Trauben gelesen, dies hauptsächlich für Crémantverwendung. Vom Weinbauinstitut wird der vergangene Montag als offizieller Lese-Starttermin, der in die amtliche Statistik eingehen wird, festgehalten. Damit liegt man über zwei Wochen vor dem langjährigen Mittelwert. Serge Fischer, der Leiter der Abteilung Weinbau am IVV, merkt hierzu an, dass an den tiefgründigen, gut mit Bodenwasser versorgten Standorten sogar ein Vorsprung von drei Wochen besteht. Nur die Junganlagen haben dort unter Wasserstress gelitten. An den eher flachgründigen Standorten hat die Hitze im August hingegen zu einem Rückschritt geführt; die Rebbestände sind laut Serge Fischer dort um ein bis zwei Wochen in der Reifeentwicklung zurückgeworfen worden.
Diese Woche wurden am IVV, einem tiefgründigen Keuperstandort, bereits Crémanttrauben der Sorten Auxerrois und Pinot Noir gelesen. Bei den Trauben für Stillweine will man hingegen am IVV noch warten, zumal kein Regen in Sicht ist, die Trauben sehr gesund sind und die Zeit nicht drängt. Der Abteilungsleiter betont jedoch, dass schwere, für unser Anbaugebiet untypische Weine mit 15% Alkohol und 30 g Restzucker nicht das Produktionsziel sind. Man will lesen, bevor entsprechende Mostgewichte erreicht werden. Das Potenzial für solche Mostgewichte, vergleichbar mit dem Ausnahmejahr 2018, sieht Serge Fischer jedenfalls als gegeben an, zumal die sehr warme Witterung anhält.
Am vergangenen Mittwoch wurde von der IVV-Abteilung Kellerwirtschaft bekannt gegeben, dass im aktuellen Herbst eine Säuerung erlaubt ist. Damit trägt man der Tatsache Rechnung, dass die Säurewerte an so manchem Standort schon frühzeitig niedrige Werte erreicht haben. Bis zur Lese wird der Säureabbau weiter voranschreiten. Potenziell betroffen sind in erster Linie Auxerrois und Gewürztraminer.
Zum Start bei Domaines Vinsmoselle
Der Weinbauberater von Domaines Vinsmoselle, Harald Beck, hebt ebenfalls hervor, dass es momentan keinen Zeitdruck gibt und man eher darauf aus ist, Stockungen bzw. Lesepausen zu verhindern, wie sie in den frühen deutschen Anbaugebieten Rheinhessen und Pfalz jetzt schon zu verzeichnen sind. “Wir gehen entspannt in den Herbst”, so der Weinbauberater. Er macht zudem deutlich, dass die früh startende, aber verzettelte Blüte zu einer ungleichmäßigen Entwicklung geführt hat. Rivaner werde deshalb voraussichtlich während der gesamten Hauptleseperiode geerntet. Diese Sorte ist nach wie vor nicht lesereif. Aber auch bei anderen Sorten zeigt sich das Phänomen, dass die Trauben noch nicht ausreichend in den Saft gegangen sind. Für eine Prognose bezüglich der Saftausbeute sei es noch zu früh, betont Harald Beck. Sonnenbrandschäden seien nicht überall vorhanden und vor allem nicht so dramatisch wie 2019, so der Berater. Diese Trauben seien schon eingetrocknet und störten nicht. Harald Beck sieht zwar ebenfalls ein Potenzial für hohe Mostgewichte, will aber nicht ausschließen, dass es noch ein relativ normales Weinjahr ohne extreme Alkoholgehalte werden könnte. Diese Woche wurde bei einem bonitierten Pinot Gris bereits 92° Oechsle gemessen. Die Hundertermarke wird also voraussichtlich wieder geknackt werden. Wegen der anhaltenden Trockenheit sind deutlich geringere Erntemengen als 2018 zu erwarten. Selbst in Remerschen, wo im August mehrmals über 15 mm Regen fielen, sieht man im Weinberg nichts mehr davon.
Bei den Genossenschaftswinzern fing die Lese im Einzugsbereich der Wellensteiner Kellerei am vorgestrigen Mittwoch an, und zwar mit Auxerrois für Stillwein. Mostgewichte von plusminus 85° Oechsle sprechen für ein reifes Lesegut. Für den heutigen Freitag und den morgigen Samstag steht die Lese von Auxerrois Crémant in den Kellereien Grevenmacher und Wellenstein auf dem Programm. Der allgemeine Lesestart an der gesamten Mosel ist erst am Montag geplant. Doch die Details bezüglich Sorten und Leseterminen für kommende Woche werden erst am heutigen Freitag entschieden. Laut Harald Beck wird die Lese von Pinot Blanc für Crémant voraussichtlich am Montag beginnen können.