Die Junglandwirte und die GAP 2020 – Bericht vom CEJA-Seminar in Warschau

Am 30. November und 1. Dezember nahmen zwei Vertreter des Service Jeunesse, Wester Christian und Schroeder Jeff, am CEJA-Seminar in Warschau teil. Veranstaltungsort des Seminars waren die Warschauer Messehallen, wo zur selben Zeit die „Central Agricultural Trade Fair“, eine landwirtschaftliche Ausstellung stattfand.

Nach einer Begrüßung der Anwesenden CEJA-Mitglieder durch den polnischen Landwirtschaftsminister eröffnete der CEJA-Präsident, Janes Maes, das Seminar mit einer Arbeitsgruppe, die sich mit dem am Tag zuvor veröffentlichen Dokument der Europäischen Kommission zur neuen GAP 2020 befasste.

In dieser Arbeitsgruppe wurde das Dokument „The Future of Food and Farming“ (Die Zukunft der Ernährung und Landwirtschaft) kurz vorgestellt und anschließend diskutiert. Ziel der Diskussion war es, eine Pressemitteilung und Stellungnahme zu diesem Dokument auszuarbeiten, bei der man die besonderen Anliegen der jungen Bauern zur neuen GAP 2020 hervorheben wollte.

Im Laufe dieser Diskussion wurde mehrmals erwähnt und begrüßt, dass in der kommenden GAP 2020 der Generationswechsel durch verschiedene, auch finanzielle Maßnahmen vereinfacht werden und außerdem zu einer der Prioritäten werden soll, um so junge Menschen zu motivieren, einen landwirtschaftlichen Betrieb zu übernehmen. Außerdem wurde mehrmals hervorgehoben, dass man es als sehr positiv befand, dass die bei der Präsentation dieses Dokuments anwesenden Vertreter der Landwirtschaft und der Presse sehr viel über diesen in unseren Augen wichtigen Punkt der kommenden GAP 2020 diskutiert haben. Dies unterstreicht die Wichtigkeit solcher Maßnahmen für Junglandwirte, um somit den Beruf des Landwirts für jüngere Generationen wieder interessanter zu machen, wobei es in diesem Punkt jedoch noch viel Nachholbedarf gibt.

Ein weiterer Punkt, der positiv anerkannt wurde, ist, dass Kommissar Hogan erkannt hat, dass das Greening-Modell „One size fits all“ mit denselben Greening-Maßnahmen für die ganze EU völlig daneben ging, und deswegen das Greening in der jetzigen Form komplett abgeschafft werden soll. Was mit den 30% der Direktzahlungen, die an das Greening gebunden waren, passieren soll, ist jedoch bis dato ungeklärt. Einen möglichen Einschnitt in der 1. Säule mit Umschichtung des Budgets in die 2. Säule wurde jedoch ganz klar als negativ bewertet, da somit für viele Betriebe 30% des Grundeinkommens verloren gehen würde.

Sehr erleichtert war man auch, dass EU-Kommissar Hogan die gesamte Bürokratie verringern und erleichtern möchte, insbesondere die Antragstellung und die Betriebskontrollen. Erreichen möchte er dies über den Weg, dass man als EU nur noch die zu erreichenden Ziele festlegen will, mit welchen Maßnahmen die einzelnen Mitgliedsstaaten diese Ziele erreichen wollen, soll den Mitgliedsstaaten selbst überlassen werden. Man wolle als EU nicht mehr wie bis jetzt (Cross Compliance, Greening, etc.) klar vorgeben, an welche Regeln und Maßnahmen die Mitgliedsstaaten und Landwirte sich zu halten haben. Indes sollen auch die Kontrollen der Einhaltung der einzelnen Maßnahmen an die Mitgliedsstaaten abgegeben werden. Jedoch hielt man als CEJA fest, dass dies nicht dazu ausarten darf, dass wir uns von einer gemeinsamen EU-Agrarpolitik wegbewegen und somit wieder große Unterschiede entstehen, zu welchen Standards und (Umwelt-) Auflagen die Landwirte innerhalb der EU arbeiten und Lebensmittel produzieren können.

Als negativ bewertet wurde, dass die Junglandwirte und der angestrebte Generationswechsel in der Landwirtschaft nur als Unterpunkt eines Abschnittes erwähnt werden, anstatt ihnen einen eigenen Abschnitt zu widmen, und ihnen somit einen höheren Stellenwert in der GAP 2020 zu geben. Außerdem kritisierte man, dass das Wort „Neue“ Landwirte, anstelle von „Jung“ Landwirten benutzt wurde. Als Erklärung für die Kritik: Ein „Junger“ Landwirt kann auch „neu“ in der Branche sein, sprich ein Quereinsteiger sein. Ein „Neuer“ Landwirt muss aber nicht unbedingt „Jung“ sein, da auch eine Person, die in höherem Alter einen landwirtschaftlichen Betrieb gründet, als „Neu“ bezeichnet werden kann, was jedoch zu einem von Kommissar Hogan angestrebten Generationswechsel eher wenig beiträgt.

Ein weiterer Punkt, der mehrmals angesprochen und als positiv empfunden wurde, ist, dass Kommissar Hogan in seinem Dokument schreibt, ein „Aktiver Landwirt“ sei eine Person, die mit der Tätigkeit des Landwirts sein tägliches Brot verdient. Kritik an dieser Aussage wurde jedoch geübt, dass diese Definition zu unpräzise ist, und hier ganz klar nachgebessert werden müsse, zumal dieses ein wichtiges Kriterium werden soll, um in Zukunft überhaupt noch in den Genuss von Direktzahlungen zu kommen.

Ein letzter Punkt, der sehr deutlich herausgearbeitet und der von mehreren Vertretern in der Runde erwähnt wurde, war, dass man von dem jetzigen Verteilerschlüssel, welcher exklusiv die Fläche eines Betriebes zur Verteilung der Direktzahlungen berücksichtigt, wegkommen müsse.

In der Pressemitteilung wurde außerdem unter anderem festgehalten, dass CEJA die Schritte zu einer Reform der GAP allgemein als positiv betrachtet. Jedoch hätte man den Eindruck, dass es der EU-Kommission an einer klaren Vision, was die Zukunft der Europäischen Landwirtschaft anbelangt, fehlt.

CEJA verlangt auch von der EU-Kommission, dass alle (Jung-) Landwirte aus der gesamten Union die gleichen Bestimmungen haben und zu denselben Konditionen und Auflagen Lebensmittel produzieren können, und hier die Mitgliedsstaaten nicht zuviel Freiraum bekommen. Insbesondere die Maßnahmen zur Unterstützung der Junglandwirte und des Generationswechsels müssen von der EU festgelegt werden, und nicht von den Mitgliedstaaten, damit alle Junglandwirte die gleiche Chance erhalten, ihren landwirtschaftlichen Betrieb auf- und auszubauen.

Als letzter und vielleicht auch wichtigster Punkt mit Hinblick auf den Brexit 2018 und das neue Budget der EU (2020-2027) fordert CEJA die EU-Kommission auf, das Agrarbudget insgesamt auf einem hohen oder gleichen Niveau zu halten, dass so alle aufgezählten Ziele der GAP 2020 erreicht werden könnten.

Die genaue Pressemitteilung des CEJA kann unter dem Link: www.ceja.eu/ceja-outlines-position-future-food-farming nachgelesen werden.

Am Abend folgte für die Arbeitsgruppe auf Einladung der polnischen Bauernjugend ein Abendessen in einem kleinen, gemütlichen Restaurant in der Innenstadt von Warschau.

Der zweite Seminartag begann mit einer dreieinhalbstündigen Podiumsdiskussion zur Zukunft der Landwirtschaft, wo eine Vertreterin der polnischen Regierung, ein Vertreter des polnischen Bauernverbandes, ein Vertreter der polnischen Bauernjugend und die Vize-Präsidentin des CEJA teilnahmen.

Im Laufe dieser Diskussion wurden mehrere Punkte immer wieder angesprochen:

  • Die Landwirtschaft mit seinem nachgelagerten Bereich ist nach wie vor einer der wichtigsten Arbeitgeber, Wirtschaftszweige und Exportschlager der gesamten EU; dem müsse in der neuen GAP 2020 unbedingt Rechnung getragen werden.
  • Die Landwirtschaft muss generell entbürokratisiert werden, sei es bei der Antragstellung auf Direktzahlungen oder anderen administrativen Vorgängen; der Job eines Landwirts sei es, Lebensmittel zu produzieren und nicht den ganzen Tag nur Formulare auszufüllen.
  • Precision Farming und die Digitalisierung seien essentiell für das Überleben der Betriebe und die Einhaltung der Umweltauflagen in der Zukunft. Hier müsse die Politik klare Akzente setzen, wie diese Werkzeuge den Landwirten zugänglich und verständlich gemacht werden sollen.
  • Jungen und angehenden Landwirten müssen klare und gute Perspektiven für die Zukunft gegeben werden und die Unterstützung der Junglandwirte darf nicht fünf Jahre nach der Erstinstallierung aufhören.

Nach dieser sehr interessanten Podiumsdiskussion hatten verschiedene Vertreter ihrer jeweiligen Bauernjugend-Organisationen die Möglichkeit, ihre Forderungen und Positionen zur GAP vorzustellen. Auch der Service Jeunesse stellte seine Vorstellungen und Forderungen zur GAP 2020 vor. Auf diesen Punkt werden wir nächste Woche an dieser Stelle genauer eingehen.

Als Abschluss des Tages stand ein Rundgang über die landwirtschaftliche Messe auf dem Programm, wo man sowohl etliche Maschinen östlichen Fabrikats bestaunen konnte, als auch regionale und für das Land typische kulinarische Köstlichkeiten probieren konnte.

Am Ende des zweitägigen Seminars hatte die polnische Bauernjugend ein Galadinner mit anschließendem Tanzabend organisiert, wo man die Bekanntschaften mit Vertretern von Jungbauernorganisationen aus anderen EU-Mitgliedsstaaten vertiefen und sich besser kennen lernen konnte.

Für die LBJ: Jeff Schroeder und Christian Wester