Unkrautbekämpfung in Wintergerste – Herbst 2014

Grundsätzlich gilt: Je kleiner die Unkräuter und die Ungräser sind, umso sicherer und kostengünstiger gestaltet sich deren Bekämpfung. Große Unkräuter lassen sich im Frühjahr schwieriger und nur mit höherem Herbizidaufwand bekämpfen. Die in Wintergerste zugelassenen Gräserherbizide lassen sich nicht mit allen Unkrautherbiziden mischen und sind zudem teuer. Das Risiko von Verätzungen an der Kultur und das Risiko, daß verschiedene Wirkstoffe sich in Mischungen beeinträchtigen (Antagonisten), sind bei Tankmischungen im Frühjahr höher als im Herbst. Darüber hinaus sollte berücksichtigt werden, daß die Befahrbarkeit bzw. die nötige Witterung im Frühjahr nicht immer gegeben ist, so daß sich Bekämpfungsmaßnahmen über den optimalen Einsatztermin hinaus verzögern können.

Auf schweren Böden mit hohem Gräserdruck soll noch im Herbst ein Bodenherbizid vorgelegt werden, da sich ein bereits weit entwickelter Ungrasbesatz im Frühjahr nur noch schwer (wenn überhaupt) bekämpfen läßt.

Nach einer Unkrautbekämpfung im VA können bei einem grobscholligen Saatbett – nach dem Zerfallen der Kluten, bzw. auch in lückigen Beständen – erneut Ungräser und Unkräuter auflaufen. Dennoch kann auf derartigen Standorten eine Herbizidanwendung im VA sinnvoll sein, um bei hohem Potential von Ungrassamen der Resistenzbildung von Ungräsern entgegenzuwirken und die Nachbehandlung im Frühjahr zu vereinfachen. Nach der Saat sollte das Saatbett rückverfestigt werden. Die Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe können nur dann wirken, wenn so wenig wie möglich Hohlräume zwischen den gut feuchten Bodenkluten sind. Die Feuchtigkeit, die durch die Kapillarwirkung die Ackerkrume feuchthält, ist genauso wichtig wie die leichten Regenschauer oder der dichte, herabsinkende Nebel vor einer Anwendung von VA-Herbiziden. Für den Fall, daß eine Zweitbehandlung durchgeführt werden muß, sollte hierzu ein Produkt mit einem anderen Wirkungsmechanismus gewählt werden, dies um der bereits öfters erwähnten Resistenzbildung von Ackerfuchsschwanz und neuerdings (in geringem Maß) auch Windhalm vorzubeugen (Tabelle à Spalte: „MoA“). Es sollte ein Bodenherbizid vorgelegt werden und dann, zu einem späteren Termin, mit einem blattaktiveren Mittel die übriggebliebene Restverunkrautung entfernt werden.

Die vorausgesagten Witterungsverhältnisse nach der Saat bestimmen die Wirkstoffauswahl. So kann ein Bodenherbizid seine Wirkung bei Trockenheit nicht optimal entfalten. Ebenso führen längere Trockenphasen mit hohen Strahlungsintensitäten und geringen Luftfeuchten dazu, daß die Unkräuter dickere Wachsschichten bilden, wodurch die Wirkstoffaufnahme beeinträchtigt wird und es zu Wirkungsverlusten kommen kann.

Auch die Temperatur hat einen Einfluß auf die Wirksamkeit der Herbizide. Diflufenican-haltige Mischungen (Bacara, Javelin, Liberator, Toucan) können – bei Temperaturen unter minus 2°C und Diflufenican-Mengen über 40 g/ha – Blattaufhellungen oder vorübergehenden Wachstumsstillstand bewirken.

Grundsätzlich gilt: Keine Behandlung vor anstehendem Nachtfrost und nicht auf gefrorenen Boden spritzen. Nach der Behandlung sollte die Spritzbrühe einwirken können, à kein Regen bis etwa 2 Std. nach der Behandlung.

Grundvoraussetzung für die Auswahl des richtigen Herbizids ist die Kenntnis über das Auftreten von Ackerfuchsschwanz oder Windhalm.

Obschon in unseren Nachbarländern vermehrt von resistentem Windhalm geschrieben wird, ist Windhalm noch einfacher zu bekämpfen als Ackerfuchsschwanz.

Das Blatthäutchen des Windhalms ist grober gezahnt als das vom Ackerfuchsschwanz. Windhalm kommt vorwiegend auf leichten Böden vor, wogegen Ackerfuchsschwanz hauptsächlich schwerere Böden bevorzugt. Bacara und Celtic bekämpfen Windhalm sehr gut, gegen Ackerfuchsschwanz wirkt Bacara allerdings überhaupt nicht und Celtic braucht, um einen hohen Ackerfuchsschwanz-Druck zu bewältigen, einen Mischungspartner.

 

Im Ösling raten wir zu einer Unkrautbekämpfung in Wintergerste mit1 l/ha Bacara oder 2,5 l/ha Celtic + 1,5 l/ha Arelon Là5 m Abstand zu Oberflächengewässern!

Arelon L kann Celtic zur besseren Bekämpfung von Kamillen und/oder Hirtentäschel zugemischt werden.

 

Die preislich interessantesten Strategien sind der Vorauflauf bzw. der frühe Nachauflauf, da nicht zwangsläufig die vollen Aufwandmengen eingesetzt werden müssen. Weil hier vorwiegend bodenwirksame Herbizide zum Einsatz kommen, muß ausreichend Bodenfeuchtigkeit vorhanden und das Saatbett gut abgesetzt sein. Der Einsatz soll früh erfolgen, am besten während der Auflaufphase der Ungräser, wenn die Fahrgassen gerade sichtbar werden.

Auf Ackerfuchsschwanzstandorten raten wir, eine Erstbehandlung im Herbst mit maximal 5 l/ha Defi (MoA: N) oder mit 0,6 l/ha Liberator (MoA: K3) durchzuführen. Beide Produkte bringen sehr zufriedenstellende Resultate gegen widerstandsfähigen Ackerfuchsschwanz. Defi hat allerdings einen anderen Mode of Action und ist in der Lage, auch resistente Ackerfuchsschwanzpflanzen zu bekämpfen.

Auf Ackerfuchsschwanz-Standorten mit Resistenzproblemen ist in Wintergerste(2-Blatt-Stadium der Wi’Gerste und vom Ackerfuchsschwanz) folgende Tankmischung sinnvoll:

1,5 2 l/ha Defi +0,5 – 0,6 l/ha LiberatoràAbstandsauflage zu Oberflächengewässern beträgt 20 m

 

Natürlich kann Liberator (0,6 l/ha) oder Defi (5 l/ha) auch ohne Mischungspartner vorgelegt werden.

 

Auf Standorten mit sowohl Windhalm als auch mit nicht-resistentem Ackerfuchsschwanz, und ortsüblicher Mischverunkrautung können natürlich Tankmischungen mit Malibu, Arelon L, Javelin, Stomp 400 SC oder Stomp Aqua sowie Toucan angewendet werden.

Innerhalb der Wasserschutzgebiete raten wir vom Isoproturon-Einsatz ab. Diesem Wirkstoff ist ohnehin kein breites Unkrautspektrum zuzuordnen.

In ausgewiesenen Wasserschutzgebieten (Zone II) ist die Anwendung von Isoproturon ganzjährig verboten! In der Zone III ist die Anwendung vom 16. Oktober bis inkl. dem letzten Februar-Tag untersagt!

Sowohl innerhalb wie außerhalb der Wasserschutzgebiete können auch folgende Tankmischungen eingesetzt werden:

Gegen Ackerfuchsschwanz, Windhalm und Mischverunkrautung:

  • Malibu 3 l/ha + AZ500 100 ml/ha
  • Liberator 0,4 – 0,6 l/ha + AZ500 100 ml/ha
  • Liberator 0,4 – 0,6 l/ha + Bacara 0,4 l/ha
  • Defi 1,5 – 5 l/ha + AZ500 150 – 200 ml/ha

Gegen Windhalm und Mischverunkrautung:

  • Bacara 0,8 – 1 l/ha
  • Celtic 2,5 l/ha

 

Bei sehr hohem Gräserdruck kann es sinnvoll sein, bereits im Herbst auf gut entwickelten Ackerfuchsschwanz oder Windhalm das blattaktive Axial anzuwenden. Die Aufwandmenge sollte nicht zu stark reduziert werden, um die Wirkungssicherheit nicht zu gefährden (0,9 l/ha Axial). Axial darf zwischen dem 3-Blatt-Stadium und dem 1. Knoten einmal pro Vegetationsperiode eingesetzt werden.

Gute fachliche Praxis

Vorauflaufbehandlungen treffen natürlich immer einen Großteil Boden ohne Bewuchs. Sie sollten nie auf stark erosionsgefährdeten Parzellen durchgeführt werden. Das Saatbett sollte gut abgesetzt sein. In unseren Wasserschutz-Infos haben wir dieses Thema bereits mehrfach angesprochen. Neben der Gefahr, daß die Wirkstoffe oberflächlich abgewaschen werden, besteht aber auch das Risiko, daß mehr oder weniger hohe Mengen an verschiedenen Wirkstoffen in das Grundwasser und Quellwasser ausgewaschen werden.

 Die Pflanzenbauberatung der Landwirtschaftskammer