Wachstumsregler im Getreide 2014
Wachstumsregler beeinflussen den Hormonhaushalt der Pflanzen. Je nachdem, in welchem Stadium sich eine Getreidepflanze befindet, sollte man vorrangig einen Wachstumsregler einsetzen, der zu diesem Stadium paßt.
Cycocel-Produkte (Cycocel 75, Stabilan 750, Meteor 369 SL) beeinflussen vorrangig das Längenwachstum des unteren Halmabschnittes und wirken weniger gut bei niedrigen Temperaturen. Ab 8°C können diese Wachstumsregler gespritzt werden. Die Bewölkung spielt eine untergeordnete Rolle. Je früher „Cycocel“ in der Schoßphase angewendet wird, umso stärker wird die Streckung des untersten Internodiums beeinflußt. Je kürzer der tiefste Halmabschnitt bleibt, umso standfester wird nachher die gesamte Getreidepflanze. Eine Anwendung von Cycocel-Produkten ist in der Bestockungsphase nicht mehr zugelassen.
Ab dem 1.-Knoten-Stadium der Getreidepflanze dürfen Moddus oder Medax Top angewendet werden.
- Moddus braucht Helligkeit und somit einen möglichst unbedeckten Himmel, kann aber bei guten Bedingungen bereits ab 8°C angewendet werden. Moddus darf nicht in Beständen zur Saatguterzeugung angewendet werden.
- Medax Top hingegen ist wesentlich temperaturabhängiger als Moddus. Ab ± 10°C kann mit Medax Top eingekürzt werden. Nach einer Wachstumsregulierung mit Medax Top sollte eine Nachkürzung mit Ethephon Classic oder Terpal eingeplant werden. Bei nachlassender Wirkung vom Medax Top kommt es nämlich zu einem Hormonschub in der Pflanze, der eine Streckung der sich später bildenden Halmabschnitte bewirkt.
Wenn aus verschiedenen Gründen eine späte Halmverkürzung durchgeführt werden muß, stehen Terpal und/oder Ethephon Classic zur Auswahl. Terpal besteht aus Ethephon + „Cycocel“ und sollte bei Temperaturen um 15°C – 18°C angewendet werden. Terpal hat keine Zulassung in Dinkel. In Winterweizen, Sommerweizen und Triticale ist die zugelassene Aufwandmenge abhängig davon, ob man zu Beginn der Schoßphase bereits mit Cycocel 75, Stabilan 750 oder Meteor 369 SL eingekürzt hat oder nicht.
- Bei einer vorherigen Behandlung mit Cycocel 75, Stabilan 750 oder Meteor 369 SL darf ab dem Fahnenblattstadium und vor dem Ligula-Stadium die Aufwandmenge von 2 l/ha Terpal nicht überschritten werden. Die empfohlene Aufwandmenge übersteigt allerdings selten 1,5 l/ha.
- Wenn keine Einkürzung mit einem Cycocel-haltigen Produkt erfolgte, dürfen ab dem Stadium 2. Knoten der Kultur maximal 3 l/ha Terpal angewendet werden. Es ist allerdings richtiger, verschiedene Entwicklungsstadien mit verschiedenen Wachstumsreglern und einer angepaßten Dosis zu kürzen, als eine derart hohe Terpal-Dosis anzuwenden.
Ethephon beeinflußt vor allem die Aktivität der Streckungshormone und wirkt ausschließlich auf die Halmabschnitte, die in der Streckung sind, wenn gespritzt wird. Unter anderem wird der Alterungsprozeß der Pflanze beschleunigt und es kommt zu einer Verlagerung der Assimilate aus dem Halm und den Blättern in die Körner. Ethephon sollte nur in Bestände gespritzt werden, die sich optimal präsentieren und nicht unter z.B. Trockenstreß leiden. Je besser das Wurzelwerk der Pflanze ausgebildet ist, umso weniger leidet das Getreide unter einer Kürzung mit Terpal oder Ethephon Classic.
Wenn bereits Terpal vorgelegt wurde, darf kein Ethephon Classic mehr auf demselben Schlag angewendet werden. Eine alleinige Anwendung von Ethephon Classic, ohne vorher ein Cycocel-Produkt, Moddus oder Medax Top, vorgelegt zu haben, ist nicht sinnvoll. Man sollte das Wachstum vom Getreidehalm möglichst früh, also zu einem jüngeren Stadium, beeinflussen. Eine Wachstumsregler-Maßnahme beeinflußt immer nur das Stadium, das sich gerade in der Streckung befindet, wenn gespritzt wird. Es kann nicht „auf Vorrat“ gekürzt werden.
Um eine gute Wirkung der verschiedenen Produkte zu erzielen, sollten die Tage nach der Spritzung immer wüchsig sein. Man sollte lange Getreidesorten zu verschiedenen Stadien kürzen. Die in der Bestockung herangezogenen Triebe sollten ab Schoßbeginn auch ernährt werden. Die Stickstoffgabe zur Schoßphase (Schossergabe = 70 – 80 N, das entspricht z.B. 2,5 – 3 dt KAS) sollte nicht verringert werden mit dem Argument „Da musse mer net zerécksprëtzen“.
Schlußfolgerung
Die Kunst des Einsatzes von Wachstumsreglern besteht darin, die richtige Dosierung zu wählen und dadurch die Wirksamkeit, die Verträglichkeit und die Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen.
Die Pflanzenbauberatung der Landwirtschaftskammer
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